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Holocaust
Erinnerung an Opfer der NS-Euthanasiemorde

Bundestagspraesidentin Bärbel Bas (Foto vom Dezember in Berlin) | Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
  • Bundestagspraesidentin Bärbel Bas (Foto vom Dezember in Berlin)
  • Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Rund 14.000 Menschen wurden von den Nationalsozialisten in einer Klinik in Bernburg ermordet. Eines der Opfer wird beim Holocaust-Gedenken im Bundestag im Mittelpunkt stehen. Bundestagspräsidentin Bas besuchte den Ort, an dem die Frau getötet wurde.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat bei einem Besuch auf dem Gelände des Fachklinikums Bernburg in Sachsen-Anhalt an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Programme erinnert. Im Bereich des ehemaligen Krematoriums der Gedenkstätte legte sie am Samstag einen Kranz nieder. In dem Klinikum wurden rund 14.000 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie Häftlinge aus den Konzentrationslagern ermordet.

Bei dem Besuch in der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie Bernburg erklärte Bas, es gehe auch um die Frage, «wie wir an die Opfer erinnern wollen, wenn keine Zeitzeugen mehr da sind». Auch heute gebe es in Deutschland Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. In diesem Zusammenhang wies die Bundestagspräsidentin auf die Bedeutung der Jugendarbeit der Gedenkstätte hin.

Auf einer Bilderwand von NS-Opfern im ehemaligen Krematorium wurde in Anwesenheit von Bas ein Foto der im Frühjahr 1942 in Bernburg ermordeten Mary Pünjer enthüllt. Die aus einer jüdischen Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Frau wurde 1940 unter dem Vorwand der «Asozialität» als «Lesbierin» verhaftet. Nach ihrer Verurteilung wurde sie im KZ Ravensbrück interniert. Dort wurde sie Anfang 1942 offenkundig aufgrund der ihr unterstellten lesbischen Neigung und ihrer jüdischen Herkunft für die Mordaktion «Aktion 14f13» ausgewählt. Im Frühjahr 1942 wurde Pünjer in der als Gasmordanstalt genutzten Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg ermordet.

Auf dem Gelände des heutigen Fachklinikums Bernburg befand sich ab 1940 eine der sechs zentralen sogenannten Euthanasie-Anstalten, in denen vermeintlich kranke oder behinderte Menschen mit Gas getötet wurden. Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen starben in Bernburg. Im Spätsommer 1943 wurde die Anstalt geschlossen. Die baulichen Überreste der Vernichtungsanlage blieben zum Teil erhalten, darunter die Gaskammer.

Seit 1989 befindet sich dort eine Gedenkstätte. Nach Angaben von deren Leiterin Ute Hoffmann wurden in der Gaskammer im Keller bis zu 75 Menschen pro Tag mit Kohlenmonoxid getötet und anschließend verbrannt.

Anlass für den Besuch der Bundestagspräsidentin war der bevorstehende Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Die in Bernburg ermordete Pünjer wird im Mittelpunkt der Gedenkstunde des Bundestages stehen. Bei der Gedenkstunde wird es vor allem um Menschen gehen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu sexuellen Minderheiten im Nationalsozialismus verfolgt wurden.

Autor:

Katja Schmidtke

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