Gedenken am 9. November

Gemeinden in Anhalt erinnern an Pogromnacht

Dessau-Roßlau (epd). Die Evangelische Landeskirche Anhalts erinnert mit Gebeten und Gedenkveranstaltungen an die Reichspogromnacht der Nationalsozialisten vor 86 Jahren. Wie die Landeskirche am Mittwoch in Dessau-Roßlau mitteilte, wurden am 9. November 1938 die Synagogen in Zerbst und Coswig (Anhalt), Dessau und Jeßnitz, Köthen, Bernburg und Sandersleben geplündert und niedergebrannt. Lediglich die jüdischen Gotteshäuser in Gröbzig und Wörlitz seien erhalten geblieben. Der letzte anhaltische Landesrabbiner Isidor Walter sei gemeinsam mit seiner Frau 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet worden.

In der Marienkirche in Dessau wird es am 9. November zum Gedenken den Angaben zufolge unter dem Titel „Schuhe, Bauhaus, Musik - Familie Tokayer in Anhalt“ eine musikalische Lesung in der Reihe „Lieder gegen das Vergessen“ geben. Am 10. November ist eine Gedenkstunde an der Stele für die jüdischen Nazi-Opfer in der Askanischen Straße geplant. Ganz in der Nähe wurde im Oktober vergangenen Jahres die neue Weill-Synagoge eröffnet.

Auf dem Jüdischen Friedhof in Ballenstedt wird es ein Gedenken mit Vertretern der Stadt und der Kirchengemeinden sowie mit Schülern des Wolterstorff-Gymnasiums geben. In Harzgerode werden sich Schüler der Gemeinschaftsschule an einer Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof beteiligen.

In Zerbst laden Stadt und evangelische Kirchengemeinde am 2023 aufgestellten Gegendenkmal zur mittelalterlichen Schmähplastik der „Judensau“ an der Ruine der Nicolaikirche ein. In der ehemaligen Synagoge in Köthen ist eine ökumenische Gedenkveranstaltung geplant.

Gedenkveranstaltungen am 9. November im Überblick:

Ballenstedt, Gedenkstätte Jüdischer Friedhof (Hoymer Straße), 9.30 Uhr: Gedenken mit Vertretern der Stadt Ballenstedt und der Kirchengemeinden sowie Schülern des Wolterstorff-Gymnasiums;
Bernburg, Marienkirche, 17 Uhr: Chorkonzert mit dem Kammerchor Halle;
Dessau-Roßlau, Marienkirche, 18 Uhr: musikalische Lesung im Rahmen von "Lieder gegen das Vergessen" mit dem Titel "Schuhe, Bauhaus, Musik - Familie Tokayer in Anhalt"; 10.11., 14 Uhr: Gedenkstunde an der Stele in der Askanischen Straße;
Harzgerode, ehem. Jüdischer Friedhof (Neue Straße, Ausfahrt Richtung Siptenfelde), 10 Uhr: Gedenkveranstaltung mit Vertretern der Stadt Harzgerode, der Ev. Kirchengemeinde sowie Schülern der Gemeinschaftsschule;
Jeßnitz, ehem. Jüdischer Friedhof (Schloßstraße, auf der rechten Seite hinter dem kommunalen Friedhof), 15 Uhr: Gedenken mit Vertretern der Ev. Kirchengemeinde Jeßnitz, der Stadt Raguhn-Jeßnitz und des Heimatvereins Jeßnitz;
Köthen, ehem. Synagoge (Burgstraße), 17 Uhr: Ökumenische Gedenkveranstaltung;
Wörlitz, Denkmal / Gedenkstätte Jüdischer Friedhof (Georg-Forster-Straße), 16 Uhr: Andacht in der Gedenkstätte mit Posaunenchor;
Zerbst, Gegendenkmal zur Schmähskulptur der "Judensau" an der Nicolairuine, 16 Uhr: Gedenken von Kirchengemeinde und Stadt