Anhalt Synode
Lindemann: Gottesdienst ist Kernbestand
"Ich komme aus einem uralten Pastorengeschlecht und bin leidenschaftlicher Pfarrer", so stellte sich Albrecht Lindemann den Synodalen und Gemeindegliedern in der Georgskirche in Dessau vor. Die meisten kennen den Zerbster Pfarrer. Detaillierter sind demzufolge die Fragen, beispielsweise nach dem Gemeinde-Verbundprozess oder den Kirchenfinanzen. Lindemann sagt, dass er keine Wunder versprechen könne. Aber sein Herzensprojekt sei, die Kirche als Träger des christlichen Glaubens erfahrbar zu machen. Dies gelänge bei Kasualien, wie Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern, bei denen man auf Menschen treffe, die noch nicht von der Kirche erreicht wurden.
Zum Verhältnis von Kirche und Politik sagte er, dass beide sich mit den Fragen des Lebens befassen. Deshalb sei eine Predigt auch immer politisch, aber nicht parteipolitisch. Man dürfe sich nicht vereinnahmen lassen und ermöglichen, dass sich das demokratische Spektrum auch in der Kirche abbilden lasse.
Der Gottesdienst sei bleibend das Zentrum der Gemeinde, die sich versammelt, so Lindemann. "Das ist der Kernbestand der Kirche. Dort kann man immer hingehen." Allerdings werde es auch weitere Gottesdienstformen neben den traditionellen.
Ausführlich ging er auf die Frage nach dem gerechten Frieden ein. Als Kind der frühen 80-er Jahre sei er mit dem Wittenberger Kirchentag und dem Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung aufgewachsen. Generationengerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit sind Komponenten des Friedens. "Den Frieden kann nur Gott schaffen, aber wir können ihn vorbereiten." Lindemann empfahl, die "durchdachte und kluge Position" des EKD-Friedensbeauftragten und Landesbischof Friedrich Kramer zu unterstützen. "Menschen, die Frieden suchen, haben in der Kirche eine Heimat", sagte er.
Seinen Leitungsstil beschrieb er als zielstrebig, moderierend und motivierend. Als negative Eigenschaft benannte er seine zügige Art, Dinge in Angriff zu nehmen und er erwähnte, dass er sich nicht gern wiederhole, weder in Predigten noch in anderen Zusammenhängen. Er möchte sein freundlich-moderierendes Wesen und kreative Gedanken in die Kirchenleitung einbringen und mithelfen, gemeinsam die Landeskirche weiter zu entwickeln.
Er sehe auch eine große Bereitschaft in der EKD, die kleine Landeskirche Anhalts als vollwertige Kirche anzuerkennen. Vorstellbar sind Pilotprojekte, die hier verwirklicht werden und als Vorlage und Beispiel für andere Kirchen entwickelt werden könnten. "Anhalt hat hier eine Rolle, die wir noch gar nicht erahnen." Und fügte ob seiner Körpergröße augenzwinkernd hinzu: "Zu Kleinheit und Minderheit bin ich berufen."
Was das Amtsverständnis anbelangte, sagte der Pfarrer, dass er schon begriffen habe, dass so ein bisschen Kirchenpräsident sein nicht gehe. Dennoch wolle weiterhin als Pfarrer arbeiten. Allerdings würden sich die Prioritäten verschieben.
Auf die Rolle der Ehrenamtlichen in der Landeskirche angesprochen, beschrieb er die Bedeutung folgendermaßen: "Ehrenamtliche haben das Recht, das zu tun, was sie gern tun wollen. Hauptamtliche machen den Rest." Er sei sich bewusst, dass er damit einige vor den Kopf stoße, aber er habe großen Respekt vor dem Engagement der Ehrenamtlichen. Das Ausmaß der ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kirche sei gewaltig.
Diakonie hält Lindemann für eine Querschnittsaufgabe der Landeskirche auf allen Ebenen.
Das Miteinander mit der jüdischen Gemeinde sei eine besondere Aufgabe. "Wir dürfen es nicht als normal hinnehmen, dass Synagogen bewacht werden müssen." Es dürfe nicht zur Normalität werden, dass Menschen wegen ihres Glaubens in unserem Land gefährdet seien.
Die Wahl des Kirchenpräsidenten für die Landeskirche Anhalts wird am 6. und 7. Dezember in der Auferstehungskirche in Dessau durchgeführt.
Autor:Willi Wild |
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