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Vom Preis der ewigen Jugend

Dramatisch: Dieses Szenenbild zeigt Vincent Tapia als Dorian Gray und Daisuke Sogawa als den Maler Basil Hallward. | Foto: Anhaltisches Theater/Claudia Heysel
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In der Dessauer Theater­predigt zum Ballett »Das Bildnis des Dorian Gray« geht es um die Verantwortung des Menschen für sein Leben.

Von Angela Stoye

Als der Roman 1890 in Fortsetzungen gedruckt wurde, löste er bei den Lesern im viktorianischen England Stürme der Entrüstung aus. Heute gehört »Das Bildnis des Dorian Gray« von Oscar Wilde zu den Klassikern der englischen Literatur. Der Roman handelt von einem Mann, der seine Seele verkauft, um seine Jugend zu retten und keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Doch das hat seinen Preis – und am Ende muss Gray dafür bezahlen. Das Anhaltische Theater Dessau hat den Roman nun auf die Bühne gebracht. Am 23. März hatte das von Tomasz Kajdanski zur Musik des russischen Spätromantikers Alexander Skrjabin inszenierte Ballett Premiere. Es ist eines der wenigen Theaterprojekte zu Oscar Wilde in den vergangenen Jahren.
Für Kajdanski, Ballettdirektor und Chefchoreograf, ist Wildes Buch »ein Spiegel des Lebens«, das alles enthalte, was das Leben ausmacht. Am wichtigsten ist ihm, dass Wilde das Leben als etwas zeigt, »für das wir selbst verantwortlich sind«. »Deshalb geht es uns wie Dorian Gray: Wir haben nur ein Leben, das wir nutzen müssen«, so der Künstler. Für Tomasz Kajdanski stellt Dorian Gray eine Art englischen Faust dar, »der immer jung bleibt, aber einen Pakt abgeschlossen hat, dessen Bedingungen er verdrängt«.
Die Frage zur Verantwortung und zur Verfügbarkeit des Menschen über sein Äußeres und sein Leben, die im Roman gestellt wird, bietet auch theologische Ansatzpunkte. Da lag es nahe, »Das Bildnis des Dorian Gray« am 15. April in den Mittelpunkt einer Theaterpredigt zu stellen.
Letztere ist in Dessau-Roßlau inzwischen Tradition. Vor zehn Jahren wurde dazu erstmalig in die Johanniskirche eingeladen. Die damalige Kulturbeauftragte der EKD, Petra Bahr, predigte am 27. April 2008 zu einer Inszenierung von Richard Wagners »Parsifal« am Anhaltischen Theater, im September Friedrich Schorlemmer zu Goethes »Faust«. Die Theaterpredigten sind ein Gemeinschaftsprojekt, verantwortet vom Anhaltischen Theater Dessau, der Landeskirche Anhalts und der Dessauer Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien. Sie sollen, in der aufgeklärten Tradition Anhalts stehend, dem lebendigen Dialog zwischen Kunst und Religion dienen. Zu den Persönlichkeiten, die schon eine Theaterpredigt hielten, gehören der frühere sachsen-anhaltische Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig oder die hallesche Pianistin Ragna Schirmer.
Für die 21. Theaterpredigt am 15. April haben die Initiatoren den Köthener Pfarrer Wolfram Hädicke als Prediger gewonnen, der zusammen mit seiner Frau immer wieder gern Vorstellungen im Anhaltischen Theater besucht. Er findet es sehr interessant, was die Dessauer Theaterleute aus dem Stoff gemacht haben. »Ich war gespannt, wie Sprache in Bewegung übersetzt wurde, und finde es sehr gelungen«, sagt er nach dem Besuch des Ballettabends und vor seiner Predigt. »Oscar Wilde lässt Dorian Gray in seinem Roman sagen: ›Jeder trägt Himmel und Hölle in sich‹», so Hädicke. Die theologische Relevanz sei an vielen Stellen zu spüren.
In seiner Theaterpredigt wird Wolfram Hädicke den Fragen nachgehen, die jeden Menschen bewegen: Wer bin ich? Womit kämpft meine Seele? Neige ich dem Guten oder dem Bösen zu? Welche Abgründe lauern? Was vergiftet meine Seele? Fragen, die von bleibender Aktualität sind, ist sich der Pfarrer sicher.

Theaterpredigt: 15. April, 14.30 Uhr, Dessauer Johanniskirche. Die nächsten Theatervorstellungen: 22. April, 17 Uhr; 26. Mai, 19.30 Uhr; 17. Juni, 17 Uhr

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