Aufbruch zu Reformen
Zukunft: Wie geht es weiter in Anhalt? Diese Frage bewegt die Synodalen seit Jahren. Am Sonnabend sprachen sie sich dafür aus, umfassende Strukturreformen einzuleiten.
Von Angela Stoye
Die Sitzung am 24. und 25. November in der Dessauer Auferstehungskirche hätte die letzte der 23. Legislaturperiode der Landessynode sein sollen. Doch es wird eine weitere Tagung geben. Die Diskussion um die Zukunft der Landeskirche erfordert es. »Diese sollte vor allem als eine Frage an unseren Glauben verstanden werden«, so Präses Andreas Schindler in seiner Eröffnungsrede. »Natürlich sind wirtschaftliche und organisatorische Entwicklungen von sehr großer Bedeutung. Langfristig wird es mit unserer Kirche nur weitergehen, wenn wir überlegen, wie wir unter veränderten Rahmenbedingungen die geistliche Kraft behalten, Gottes Auftrag an uns gerecht zu werden und in die Welt Zeichen der Hoffnung zu senden.«
Seit dem Frühsommer 2015 arbeitet eine Steuerungsgruppe daran, die Landeskirche fit zu machen für die Zukunft. Wesentlich ist die Annahme, dass mittelfristig mit Geld nur aus eigenen Quellen gearbeitet werden muss: Kirchensteuer, Staatsleistungen, Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung. Zwar besteht der Finanzausgleich der EKD-Gliedkirchen weiter, aber wie hoch er bis 2025 sein wird, ist nicht vorherzusagen. Zudem werden die Kirchengemeinden kleiner – zurzeit haben sie insgesamt rund 33 900 Mitglieder. Mitarbeitende im Haupt- und Ehrenamt sind überlastet. Das geplante »Anhaltische Verbundsystem« nahm im Bericht des Kirchenpräsidenten Joachim Liebig breiten Raum ein. Alle Aufgaben – Pfarramt, Gemeindepädagogik, Kirchenmusik, Gemeindediakonie und Verwaltung – sollen im Verbundsystem neu zugeordnet werden. »Anders als bisweilen gemutmaßt, geht es dabei nicht um einen freundlich verpackten Strukturwandel, der am Ende nur noch weniger Personal vorsieht«, so Liebig. »Im Kern geht es um die grundsätzliche Frage von Kirche in Anhalt in der kommenden Generation.« Die Landessynodalen sprachen sich nach vorangegangenem, vertraulichem Gespräch dafür aus, diese umfassende Strukturreform einzuleiten.
Zudem verabschiedeten sie den landeskirchlichen Haushalt 2018. Er sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 16,74 Millionen Euro vor und liegt damit rund 300 000 Euro unter dem von 2017. Haupteinnahmen sind 5,2 Millionen Euro Kirchensteuern, 3,17 Millionen Euro Staatsleistungen, 4,24 Millionen Euro aus dem EKD-Finanzausgleich sowie 1,4 Millionen Euro, die aus Vermietung und Verpachtung kommen. Finanzdezernent Rainer Rausch betonte in seiner Haushaltsrede, dass ein unabhängiges externes Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, erstellt auf der Basis der Haushalte von 2013 bis 2016, die Lage der Landeskirche als stabil bewertet. »Es sieht weder kurz- noch langfristig bestandsgefährdende Tatsachen für die Landeskirche.«
»Es ist eine denkwürdige Synode, die jetzt zu Ende geht«, sagte Kirchenpräsident Liebig am Sonnabend. »Wir haben über massive Veränderungen beraten.« Vielleicht habe es hier und
da die Vorstellung von einem Masterplan für die Zukunft der Landeskirche gegeben. »Es ist aber erwiesen, dass ein solches Verfahren – meistens – nicht funktioniert.« Deshalb habe Anhalt einen längeren Weg gewählt und diese Tagung sei ein Zwischenschritt gewesen. Bei der endgültig letzten Tagung der 23. Legislaturperiode am 24. Februar 2018 solle ein gangbarer Weg aufgezeigt werden. Gemeinsamkeit und Angstfreiheit sollten die beiden Grundsätze dafür sein. »Wir sind in der Lage, nicht von außen gedrängt zu werden und nicht unter Zugzwang reagieren zu müssen«, betonte er. »Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Auftrag als Kirche in Anhalt erfüllen können und gespannt auf die Zukunft.«
Autor:Online-Redaktion |
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