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Der singende Küster

Offene Kirche: Thomas Nürnberg hält freitags in der Petruskapelle in Alexisbad musikalische Andachten. | Foto: Uwe Kraus
  • Offene Kirche: Thomas Nürnberg hält freitags in der Petruskapelle in Alexisbad musikalische Andachten.
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Porträt: Thomas Nürnberg hält die Petruskapelle offen und regelmäßig Andachten

Von Uwe Kraus

Der dänische Dichter Hans Christian Andersen war ebenso in Alexisbad wie Carl Maria von Weber oder Bach«, weiß Thomas Nürnberg, der fast täglich vom Heimatort Harzgerode in dessen Ortsteil fährt.
Den 48-Jährigen verbindet viel mit der Kapelle, die erst seit 2008 nach Petrus benannt ist. »Dessen Bild hängt heute über dem Altar«, erzählt Nürnberg. Das hatte Luise, die Tochter der Herzogin von Anhalt-Bernburg, Friederike von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, in Ballenstedt als Hochzeitsgeschenk erhalten. Sie war es auch, die im 1815 errichteten Teepavillon Gottesdienste ermöglichte. »Erst 1933 kaufte die Ortskirche Harzgerode den Pavillon«, sagt Thomas Nürnberg. Er kennt auch die traurige Geschichte der Kapelle in den vergangenen Jahrzehnten. Der Kurort, in dem Karl Friedrich Schinkel seine architektonischen Spuren hinterließ, begrüßte zur DDR-Zeiten besonders viele Urlauber von Staatssicherheit, Polizei und SED. »Keine typischen Gottesdienstbesucher«, meint Nürnberg lakonisch. So verfiel die kleine Kapelle, der Schwamm hatte Einzug gehalten, das Petrusbild befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Nach der Wende wurde alles aus Fördermitteln und Spenden saniert.
Da erfüllte Thomas Nürnberg bereits seine Aufgabe als ehrenamtlicher Küster. »Weil ich mit den Harzgeröder Pfarrerskindern befreundet war, hatte ich schon vorher in St. Marien mitgeholfen.« Er erinnert sich an den ruinösen Zustand dort, der mit Unterstützung der Partnergemeinde Hohenhausen aus Detmold-Lippe beseitigt wurde.
Und er erinnert sich daran, dass er mit acht Jahren begann, bei den Gottesdiensten die Liturgien zu singen. Der kleine Junge war Autodidakt, seine Tante holte ihn in die Volkstanzgruppe. »Später erhielt ich an der Musikschule Quedlinburg Gesangsunterricht und machte meinen Abschluss dort.« Er gewann einen Wettbewerb, hatte Glück und erhielt seine Vorimmatrikulation an der Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Doch davor hatte der Staat den Armeedienst gesetzt. Der fiel in die Wendezeit, die für ihn alles veränderte. Statt zum Studium ging er zurück in den Harz, arbeitete auf dem Friedhof, organisierte in Ballenstedt Konzerte und nimmt bis heute Gesangsunterricht.
In der als Teehäuschen für Herzog Alexius und Herzogin Marie Friederike von Anhalt-Bernburg errichteten Petruskapelle singt er nun jeden Donnerstag und hält freitags eine musikalische Andacht. Schließlich ist er ehrenamtlicher Lektor in der Landeskirche Anhalts. Die Touristen in den umliegenden Hotels werden dazu mit Handzetteln und Aufstellern eingeladen. Wenn Bariton Nürnberg die kleine Kapelle mit seiner Stimme erfüllt, dann erklingt ganz besondere Musik: Sie erinnert an die Geschichte Anhalts und des exponierten Ortes.
Carl Christian Agthes Musik erklingt, Werke von Mendelssohn Bartholdy und von Albrecht Lortzing, dessen »Undine« in Anhalt uraufgeführt wurde, werden ebenso gesungen wie das »Opferlied« oder »Adelaide«, die Ludwig van Beethoven nach Gedichten des anhaltischen Dichters Friedrich von Matthisson komponierte. Anhalt habe musikhistorisch einiges vorzuweisen, so Thomas Nürnberg, der den Besuchern die tiefe Verbundenheit der Komponisten mit der Region vermitteln möchte.
Er weiß, all das geht weit über das Gemäuer der Petruskapelle und die Ortsgrenzen von Alexisbad hinaus und gehört zur Historie Anhalts. Doch der ehemalige Teepavillon bietet seit 17 Jahren auch Platz für die evangelische Osternacht ebenso wie für die drei Gottesdienste zu Weihnachten und für die Lichterfeste. Thomas Nürnberg ist immer dabei und fühlt sich darum der Petruskapelle auch nach über einem Vierteljahrhundert eng verbunden.

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Online-Redaktion

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