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Anhalt
"Die Familie trägt auch einen nicht geringen Teil der Arbeit mit"

Wörlitz in der Vorweihnachtszeit | Foto: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz
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  • Wörlitz in der Vorweihnachtszeit
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  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Wenn andere sich auf das Weihnachtsfest einstimmen, ist für Pfarrer, Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker Hocharbeitszeit.  Über diesen Spagat sprach Katja Schmidtke mit Thomas Pfennigsdorf, Gemeindepfarrer in Wörlitz und Vorsitzender des Anhaltischen Pfarrvereins.

Wie nehmen Pfarrer diese besondere stimmungsvolle und doch arbeitsintensive Zeit des Jahres wahr?
Thomas Pfennigsdorf: 
Ich habe den Eindruck, die Menschen interessieren sich in dieser Zeit wieder mehr für Kirche, vornehmlich für Weihnachtsbräuche, aber auch über sie kann Menschen wieder deutlich werden, was Weihnachten bedeutet. Und vielleicht spüren sie Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme, Frieden und all dem, was das Christkind bringt, wenn sie es auch oft unabhängig davon genießen.
Gern werden alternative Angebote angenommen, in unserer Stadt zum Beispiel der „Lebendige Adventskalender“: Weihnachtsgeschichten hören, Advents- und Weihnachtslieder singen und Tee oder Glühwein trinken, dabei Gebäck naschen und sich austauschen – das kommt gut an. Und so komme ich da auch mit der Kirche fernerstehenden Menschen in Kontakt und kann mit manchen ein Gespräch über Glauben und Kirche führen, wo wir in den vergangenen Monaten nur aneinander vorbeigerannt sind.

Wie viel Verständnis muss die Familie aufbringen, gerade wenn kleine Kinder im Haus sind?
Unser jüngstes Kind ist im vorigen Jahr ausgezogen und studiert seitdem. Alle unsere Kinder waren sehr pflegeleicht und haben sich unserer, meiner und der Arbeit meiner Frau angepasst. Doch habe ich mich immer mehr für die Gemeinde entschieden und meine Familie vernachlässigt. Das bedauere ich im Nachhinein. Ich erlebe bei der nachkommenden Generation ein stärkeres Insistieren auf Work-Life-Balance. Und das ist richtig. Denn die Familie trägt einen und trägt auch einen nicht geringen Teil der Arbeit mit, indem sie Menschen durch Erstkontakt beruhigen, oder einfach nur die Kirche zeigen und in Gemeindegruppen und Veranstaltungen mittun.

Wie sieht ein typischer Heiligabend bei Ihnen aus?
Auch am 24.12. gibt es Geburtstagskinder, die ich vormittags besuche. Manchmal habe ich auch noch Choräle an der Orgel geübt, wenn ich in einer Christvesper keine musikalische Begleitung hatte. Ansonsten war der Vormittag schnell um und die erste Christvesper beginnt um 14 Uhr.
Ich habe zwar „nur“ fünf Gemeinden, aber mehr als drei Christvespern halte ich nicht. Für die anderen beiden helfen mir in diesem Jahr ein Pfarrer i. R. und ein Lektor.
18.30 Uhr war ich dann von meinen Diensten zurück und die Pfarrerskinder mussten noch auf die Bescherung warten, denn erst kamen Abendessen und Weihnachtsliedersingen, so dass gegen 20 Uhr die Bescherung stattfinden konnte. Das war den Kindern eindeutig zu spät. Bis gegen halb zehn hielt ich mich bei meiner Familie auf - dann ging es an die Vorbereitung der Weihnachtsgottesdienste.

Wörlitz in der Vorweihnachtszeit | Foto: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz
Thomas Pfennigsdorf, Gemeindepfarrer in Wörlitz und Vorsitzender des Anhaltischen Pfarrvereins | Foto: Johannes Killyen/Evangelische Landeskirche Anhalts
Autor:

Katja Schmidtke

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