Ein Heim für das Buch der Bücher
Bibelkirche Düben: Der Kirchenkreis Zerbst besitzt eine weitere Themenkirche
Von Thorsten Keßler
Direkt an der Dübener Dorfstraße, der Verbindung zwischen Coswig und Zerbst, bildet die vom Friedhof umgebene St.-Petri-Kirche die Dorfmitte. Die Wege zu den Gräbern sind frisch geharkt. »Willkommen in Düben« steht auf dem großen Schild am Eingangstor, das seit Neuestem auf den Ort, die Kirchengemeinde und die Bibelkirche hinweist.
St. Petri gehört zur Stiftung »Entschlossene Kirchen«, die sich dem Erhalt der über 60 Dorfkirchen im Kirchenkreis Zerbst widmet. Die Bibelkirche ist die Jüngste in einer Reihe von Themenkirchen der Stiftung. Dazu gehören die Weihnachtskirche in Polenzko, die Osterkirche in Trüben, die Sonnenkirche in Pülzig und die Gesangbuchkirche in Luso. »Die Gesangbuchkirche hat auch den Impuls für die Einrichtung der Bibelkirche gegeben«, berichtet Pfarrer Martin Bahlmann. Der Dübener Gemeindekirchenrat habe nämlich schon vor drei Jahren nach einem geeigneten Thema für die Petrikirche gesucht. »Als in Luso neben vielen Gesangbüchern auch immer mehr Bibeln abgegeben oder per Post zugeschickt wurden, bildete das den letzten Anstoß, die Dübener Kirche zur Bibelkirche zu machen.«
Im Kircheninneren fällt zunächst der Altar auf mit Moses und Johannes dem Täufer unter Palmen, die mit einem Regenbogen verbunden sind. Unter dem Regenbogen dann der gekreuzigte Christus, darüber der Weltenretter. Eine Palmendarstellung gebe es auch noch in der Dorfkirche von Zieko, sagt Martin Bahlmann, aber »Palmen sind nicht gerade typische Bäume für den Fläming«. Die Bibelkirche ist rund um die Uhr geöffnet. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. Einige hundert Bibeln dürften es sein, die zurzeit mehr oder weniger sortiert in den verschiedenen Regalen im Kirchenraum und in der Winterkirche unter der Orgelempore stehen. Gerade wurde unter die Emporen auf der Nordseite ein neues Regal eingebaut. Martin Bahlmann greift ein älteres Exemplar mit Ledereinband, Verschluss und persönlicher Widmung heraus und blättert das Buch durch. Die Widmung stammt von 1889, »aber die Bibel dürfte noch älter sein«.
Immer wieder werden Bibeln im Pfarramt in Zieko abgegeben oder ganze Kartons in die Dübener Kirche hinein gestellt. Auch über das Internet hat sich die Themenkirche inzwischen herumgesprochen. »Gerade erwarten wir ein Paket aus Hannover-Laatzen«, berichtet Martin Bahlmann, »und aus Halle kommen auch regelmäßig Pakete.« Der Verein Freunde der Stadtbi-
bliothek Halle um Kirchenmusikdirektor Wolfgang Kupke schickt hin und wieder biblische Post. Aus einem anderen Regal zieht Martin Bahlmann zwei große, schwere, rote Familienbibeln heraus. Beide illustriert, die eine mit einem künstlerisch gestalteten Einband: Ein Kreuz schwebt vor einem Kirchenfenster. Manche Exemplare sind gleich mehrfach vorhanden, wie zum Beispiel das biblische Lesebuch »Das Wort läuft«, das in den 1970er Jahren in der DDR herausgegeben wurde. Auch fremdsprachige Bibeln wurden schon abgegeben und natürlich steht auch ein Exemplar auf Oromisch aus der Partnergemeinde Alaku in Äthiopien im Regal.
Zu eng wird es vorerst jedenfalls nicht in der Bibelkirche. »Wir haben noch Platz und werden noch mehr Platz schaffen«, sagt Martin Bahlman. Künftig wünscht sich der Pfarrer auch einen Brückenschlag zum Bibelturm im Dessau-Wörlitzer Gartenreich auf der anderen Seite der Elbe. »Da sollte man eine Verbindung schaffen.«
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.