Fürst Georgs Schreibstube ist heute Kapelle
In Warmsdorf erinnert nur noch wenig an die einstige Residenz
Von Uwe Kraus
Wer »Das Abendmahl« von Lucas Cranach dem Jüngeren anschaut, entdeckt auf dem Gemälde zwischen Luther und Jesus Fürst Georg III. (1507 bis 1553). Der fromme Mann, auch der »Gottselige« genannt, war Freund von Martin Luther und Philipp Melanch-
thon. Nachdem Bernburg und Köthen um 1525 die Reformation einführten, unterzeichnete Georg 1534 das von Melanchthon verfasste Bekenntnis der Protestanten. »Fürst Georg ist frömmer denn ich, wo der nicht in den Himmel kommt, werd ich wohl heraus bleiben«, beschied Luther. 1545 übernahm er die Ordination von Fürst Georg zum ersten evangelischen Bischof von Merseburg.
An der Georgskapelle in Warmsdorf, im 16. Jahrhundert Schreibstube des Fürsten, feierten Christen aus dem Kirchenkreis im Vorjahr ein Reformationsgedenken. Pfarrer Arne Tesdorff von der Parochie Güsten erzählt, dass es in diesem Jahr keinen zentralen Gottesdienst gibt. Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt hat die Idee, dass stattdessen aus Anlass des 500. Jahrestages von Luthers Thesenanschlag unter dem Motto »Mit dem Kreuz ein Zeichen setzen« in allen 36 Kirchen des Kirchenkreises Bernburg eine Andacht oder ein Gottesdienst gefeiert werden soll. Eine durchaus sportliche Herausforderung für Pfarrer Tesdorff, der elf Gemeinden betreut. Amesdorf-Warmsdorf gehört dazu. Doch seine Gemeinden sind klein, zu klein, um Großaktionen zu stemmen, die an den großen Reformator von Schloss Warmsdorf erinnern. Er ist froh, dass engagierte Menschen wie Klaus Gerner vor Ort die Erinnerung an ihn pflegen. Schließlich hat der Fürst für die Einführung der Reformation in Anhalt gesorgt, als die lutherische Sache in Mitteldeutschland noch unsicher war. So trug er zur Durchsetzung der Reformation bei und wurde kirchenpolitischer Berater für die Protestanten Herzog Moritz von Sachsen und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg.
Als im Schlosspark von Warmsdorf vor zehn Jahren Georgs 500. Geburtstag begangen wurde, bestand die Hoffnung, dass die Ruine aufgebaut wird. »Sie ist das einzige erhaltene bauliche Zeugnis, das an die unmittelbare Wirksamkeit des Reformationsfürsten in Mitteldeutschland erinnert. Wenn auch der letzte bedeutende Bau der Schlossanlage in Warmsdorf in sich zusammenfiele, wäre Mitteldeutschland um einen wichtigen Erinnerungs- und Gedenkort der Reformationsgeschichte gebracht«, stellte der frühere anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn fest.
Dort, wo ab 1546 Georg III. lebte, sieht der Besucher nur noch freigelegte Grundmauern und eine kleine Ausstellung. Die Dachsanierung scheiterte, sodass das bis 1999 wiedererstandene Studierzimmer, die Georgskapelle, heute das einzige nutzbare Gebäude ist. Auch von den 9 000 Reben, die Georg III. hat anlegen lassen, findet sich heute keine Spur mehr.
Autor:Online-Redaktion |
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