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Anhalt
Große oratorische Werke

Weihnachtsoratorium in der Stiftskirche Gernrode | Foto: Kirchengemeinde/ Jürgen Meusel
  • Weihnachtsoratorium in der Stiftskirche Gernrode
  • Foto: Kirchengemeinde/ Jürgen Meusel
  • hochgeladen von Katja Schmidtke

In der Advents- und Weihnachtszeit erklingen in den Gemeinden der Evangelischen Landeskirche Anhalts auch große chorsinfonische Werke, unter anderem das berühmte Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach und die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz. In den vergangenen Jahren waren die meisten dieser Aufführungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen.

Zerbst
Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium erklingt am Samstag, 10. Dezember, um 17 Uhr in der Zerbster Kirche St. Trinitatis. Aufgeführt werden die ersten drei von insgesamt sechs Kantaten. Solistinnen und Solisten sind Theresia Taube (Sopran), Constanze Wilhelm (Alt), Hwan Cheol Ahn (Tenor) und Gun Wok Lee (Bass). Es singt die Zerbster Kantorei und spielt das Magdeburger Universitätsorchester. Die Leitung hat Kreiskirchenmusikwart Tobias Eger.

Dessau-Roßlau
Die nächste Aufführung des Bachschen Weihnachtsoratoriums folgt bereits am Sonntag, 11. Dezember, um 17 Uhr in der Kirche St. Johannis Dessau. Hier erklingen ebenfalls die Kantaten 1 bis 3. Außerdem wird das Magnificat für Sopran und Kammerorchester des zeitgenössischen Komponisten Volker Bräutigam aufgeführt. Die Soloparts übernehmen Grit Wagner (Sopran), Rita Kapfhammer (Alt), David Ameln (Tenor) und Alexander Schmidt (Bass). Weiter singen der Lutherchor Dessau sowie Mitglieder der Kurrende II und des Jugendchores der Evangelischen Singschule Dessau. Im Orchester sitzen Mitglieder der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Die Leitung hat Landeskirchenmusikdirektor Matthias Pfund.

Gernrode
Ein weiteres Mal werden die ersten drei Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium am Freitag, 16. Dezember, 19.30 Uhr in der Stiftskirche St. Cyriakus Gernrode aufgeführt. Die Leitung hat Kreiskirchenmusikwart Eckhart Rittweger. Besonderheit dieser Aufführung ist, dass neben der Kreiskantorei Gernrode weitere interessierte Sängerinnen und Sänger nur für dieses eine Konzert im Chor mitsingen können. „Wer das möchte und das Weihnachtsoratorium noch nie gesungen hat, sollte zwischen dem 5. und 16. Dezember regelmäßig die angebotenen Proben besuchen - immer montags von 19.15 Uhr bis 21 Uhr im Stiftssaal Gernrode“, sagt Eckhart Rittweger. Solistinnen und Solisten der Aufführung sind Sara Mengs (Sopran), Inga Jäger (Alt), Christopher Renz (Tenor) und Felix Plock (Bass). Den Orchesterpart übernimmt auf historischen Instrumenten das Telemannische Collegium musicum, eines der renommiertesten Orchester für Alte Musik in Mitteldeutschland.

Köthen
In der Köthener Kirche St. Jakob wird am Samstag, 10. Dezember, 18 Uhr hingegen die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz aufgeführt. In diesem Jahr wird an den 350. Todestag des Komponisten erinnert. Weiterhin erklingt die Adventskantate „Nun komm der Heiden Heiland“ von Johann Sebastian Bach. Es singt der Bachchor Köthen, Solisten sind Grit Wagner und Severin Böhm, die Orgel spielt Landeskirchenmusikdirektor Matthias Pfund. Den Orchesterpart übernimmt das Köthener Schlossconsortium unter Leitung von Manfred Apitz. Die Gesamtleitung hat Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz.

Bernburg
In der Bernburger Schosskirche St. Aegidien gestalten der Bläserkreis Anhalt und die Kantorei St. Aegidien Bernburg am vierten Adventssonntag, 18. Dezember, um 19 Uhr gemeinsam ein Weihnachtskonzert. Der Bläserkreis Anhalt ist der Auswahlposaunenchor der Evangelischen Landeskirche Anhalts und wird von Landesposaunenwart Steffen Bischoff geleitet. Im Konzert erklingen mehrere Stücke aus dem Weihnachtsoratorium Johann Sebastian Bachs. Die Kantorei St. Aegidien singt Motetten von Melchior Franck und Sethus Calvisus sowie - gemeinsam mit dem Bläserkreis, der Orgel und dem Solisten Reinaldo Dopp (Tenor) - die Weihnachtsgeschichte von Kirchenmusikdirektor Sebastian Saß, der auch den Chor leitet.

Hintergrund: Weihnachtsoratorium von Bach und Weihnachtshistorie von Schütz

Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium BWV 248 für Soli, Chor und Orchester besteht aus sechs Teilen, die erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt wurden. Feierliche Eröffnungs‐ und Schlusschöre, die Vertonung des neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Die sechs Teile werden durch die Freude über die Geburt Christi verbunden. Von der musikalischen Gattung steht das Weihnachtsoratorium Bachs oratorischen Passionen nahe. Es ist das volkstümlichste aller geistlichen Vokalwerke Bachs und zählt zu den berühmtesten geistlichen Kompositionen überhaupt. Das Oratorium wird heute häufig in der Advents‐ und Weihnachtszeit ganz oder in Teilen aufgeführt.

Die Historia der Geburt Christi, kurz Weihnachtshistorie, von Heinrich Schütz (1585-1672) setzt die Weihnachtsgeschichte nach den Evangelisten Lukas und Matthäus in Musik, zur Verwendung im Gottesdienst als Evangelienlesung. Die weihnachtliche Musik von gut einer halben Stunde Länge wurde wahrscheinlich erstmals 1660 in der Dresdner Hofkapelle von Johann Georg II. im Weihnachtsgottesdienst aufgeführt. Schütz war damals schon ein alter Mann, steckte aber noch voller Ideen. Beispielsweise ist der Part des Evangelisten, also des Erzählers, in der „Weihnachtshistorie“ viel individueller gestaltet als in früheren Werken. Geschäftstüchtig war Schütz auch: Er ließ das Werk drucken, bot aber nur einen Teil des Materials zum Kauf an. Der unentbehrliche Rest musste in Dresdner oder Leipzig als Leihmaterial angefordert werden. Nachteil des Verfahrens: In keinem Druck sind heute alle Noten der „Weihnachtshistorie“ erhalten. Sie mussten teilweise rekonstruiert werden.

Autor:

Katja Schmidtke

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