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Sterne, Engel und die Krippe

Festlich: Blick zum geschmückten Altarraum. Auch im Inneren der Wahlsdorfer Feldsteinkirche ist zu erkennen, dass sie romanischen Ursprungs ist. | Foto: Thorsten Keßler
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Weihnachtskirche Wahlsdorf: Hier ist alles Gemeinschaftsarbeit

Von Thorsten Keßler

Es fühlt sich ein wenig an, als sei man in Wahlsdorf am Ende der Welt angekommen. Aufreizend lässig schreitet eine graugetigerte Katze über die Hauptstraße, um auf der gegenüberliegenden Seite die winterliche Sonne zu genießen. Das Tier hat hier nicht viel zu befürchten. Nur selten passiert ein Fahrzeug die Hauptstraße des zwischen Coswig und Cobbelsdorf gelegenen Fläming-Dorfes. Die nächste Autobahnanschlussstelle an der A9 ist zwar nur ein paar Kilometer entfernt, aber fast scheint es, als werde die Auffahrt Köselitz nur genutzt, um den Ort möglichst schnell zu verlassen.
Gleich hinter der Kurve weist ein Holzschild mit dem Schriftzug »Zur Weihnachtskrippe« den Weg zur kleinen Feldsteinkirche mit dem Fachwerktürmchen. Jedes Jahr in der Adventszeit wird die Dorfkirche weihnachtlich geschmückt. Anwohnerin Angelika Müller-Schwarz dreht den Schlüssel im Schloss, öffnet die Tür und schaltet die Beleuchtung ein. »Wir müssen auf die Empore gehen, dann sehen Sie, wie anheimelnd die Kirche ist.«
Die Decke ist niedrig. Auf der Empore muss man den Kopf einziehen und es hängen Mistelzweige herab. Altar, Kanzel und Kirchenbänke sind geschmückt mit Papiersternen und Tannengrün. Auf dem Taufstein steht eine Engelschar, zwischen Taufstein und Altar die Holzkrippe und von der Decke strahlt ein Herrnhuter Stern. »Den Stern hat die Dorfgemeinschaft gekauft«, sagt Angelika Müller-Schwarz. Überhaupt sei hier alles Gemeinschaftsarbeit. »Die Sternchen hat Frau Volkmann gebastelt. Die Krippe kommt von Herrn Wiechmann und die Engel haben die Damen aus dem Dorf gebastelt.«
Im dämmrigen Licht leuchten der Stern, die Krippe und ein kleines Weihnachtsbäumchen und tauchen das Kirchlein in eine wohlig-warme Atmosphäre. Für Angelika Müller-Schwarz ist die geschmückte Kirche eine Herzensangelegenheit: »Das sind schöne Kindheitserinnerungen. Die katholischen Kirchen waren immer geschmückt!« Die 70-Jährige ist nämlich katholisch und setzt seit rund zehn Jahren die 1995 begonnene Tradition der weihnachtlich geschmückten Dorfkirche in Wahlsdorf fort. »Die Kirche ist doch das Einzige, was wir im Dorf noch haben«, bedauert sie und vielleicht spielt auch deshalb die Konfession keine Rolle in Wahlsdorf. Die Weihnachtskirche ist Teamwork der Katholikin und der Nichtchristen. Von den rund 50 Einwohnern im Ort seien vielleicht fünf evangelisch, schätzt sie, »aber alle alt«.
Wie viele Besucher nach Wahlsdorf kommen, lässt sich schwerlich sagen. Nicht alle tragen sich natürlich ins Gästebuch ein, aber manche Einträge »streicheln unsere Seele und sind Anerkennung für unsere Arbeit«. Angelika Müller-Schwarz schlägt einen Eintrag auf. Jemand hat geschrieben: »Letzten Sonntag in Dresden. Diesen Sonntag in Wahlsdorf. Ich könnte nicht sagen, was mir besser gefallen hätte«, steht da auf dem karierten Papier.
Vielleicht nutzt ja auch der Eine oder Andere die Anschlussstelle Köselitz nicht nur als Auf- sondern auch als Abfahrt für einen Abstecher nach Wahlsdorf. Die Kirche ist an den Adventssonntagen, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, Silvester sowie am Dreikönigstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. »Der Schlüssel steckt«, sagt Angelika
Müller-Schwarz.

Festlich: Blick zum geschmückten Altarraum. Auch im Inneren der Wahlsdorfer Feldsteinkirche ist zu erkennen, dass sie romanischen Ursprungs ist. | Foto: Thorsten Keßler
Der Weg ist nicht zu verfehlen. | Foto: Thorsten Keßler
Autor:

Kirchenzeitungsredaktion Evangelische Landeskirche Anhalts

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