Weichen stellen für die Zukunft
Am 24. Februar tagt die Landessynode Anhalts in Dessau-Roßlau. Die Tagesordnung wird geprägt von der Vorstellung, dem Gespräch und der Beschlussfassung zum Anhaltischen Verbundsystem. Es soll die Weichen für die Zukunft der Landeskirche stellen. Angela Stoye befragte den Präses der Landessynode, Andreas Schindler, zu diesem Projek
t.
Herr Schindler, warum ist diese Tagung überhaupt erforderlich? Die 23. Legislaturperiode hätte mit der Herbsttagung 2017 enden müssen.
Schindler: Richtig, aber die beiden Synodentage waren thematisch und zeitlich sehr gut gefüllt. Weitere Punkte hineinzuzwängen, hätte der Tagung nicht gutgetan. Da wären andere Themen zu kurz gekommen. So haben wir uns für eine zusätzliche Winter-Synodentagung entschieden. Der Aufwand hält sich wegen der kurzen Wege in Anhalt in Grenzen, und die Anhaltische Diakonissenanstalt nimmt uns wieder gern auf.
Ist die konstituierende Tagung der 24. Legislaturperiode der Landessynode deswegen von April auf Mai verschoben?
Schindler: Nein. Die Kirchenkreise wollten es so. Der frühere Termin hätte kaum Zeit gelassen, sich in Ruhe mit eventuellen Einsprüchen zur Wahl der neuen Synodalen auseinanderzusetzen. Zurzeit wählen die im Oktober 2017 neu gewählten Gemeindekirchenräte die künftigen Landessynodalen und die neuen Kreissynoden wählen die Synoden-Stellvertreter. Mit Einsprüchen ist immer zu rechnen.
Seit Frühsommer 2015 berät eine Arbeitsgruppe über die Zukunft der Landeskirche. Seitdem sind viele Voten aus Kirchengemeinden und von Mitarbeitern zum Anhaltischen Verbundsystem eingegangen. Was ist das?
Schindler: Das zurzeit wichtigste Projekt unserer Landeskirche und ein Zukunftsbild. Wobei wir mit dem Namen »Verbundsystem« noch nicht ganz zufrieden sind. Denn das Wort Verbund bezieht sich nur am Rande auf einen Verbund von Gemeinden. Im Kern geht es aber um einen Verbund von Berufen in den Gemeinden der Landeskirche, die für das Funktionieren des Gemeindelebens wichtig sind. Ein solcher Verbund wird sich von den bestehenden Regionalpfarrämtern unterscheiden.
Wie soll das aussehen?
Schindler: Bislang drehte sich in unserer Kirche vieles um den Pfarrer oder die Pfarrerin. Zugleich haben wir in den Kirchenkreisen immer mehr unbesetzte Pfarrstellen. Die verbliebenen Pfarrer(innen) haben die Grenze des Zumutbaren oft schon jetzt überschritten, zumal sie mit einer Vielzahl von Aufgaben betraut sind, die mit Theologie und Seelsorge nur bedingt etwas zu tun haben.
Künftig sollen Teams gebildet werden, die sich aus einer Pfarrerin/einem Pfarrer sowie Mitarbeitern aus Gemeindepädagogik, Gemeindediakonie, Kirchenmusik und Verwaltung zusammensetzen. Dies bedeutet einen Aufwuchs an Personal auf einigen Gebieten bei einem gleichzeitig zu erwartenden Absinken der Zahl der Pfarrer(innen). Kurzgefasst: Weg von der Pfarrer-Zentriertheit!
Was muss sich alles ändern, damit es mit dem Verbundsystem klappt?
Schindler: Erstens wird ein Pfarrer/eine Pfarrerin nicht von vornherein als »Teamleiter« gesetzt sein, sondern im Team zuständig sein für Verkündigung und Seelsorge. Als Nächstes muss die Größe der Regionen festgelegt werden, in der ein solches Team zusammen mit den Gemeindekirchenräten der weiterhin autonomen Kirchengemeinden arbeitet. Auch finanzielle Aspekte müssen bedacht werden. Aber diese sind nicht Kern der Überlegungen.
Was sind die nächsten Schritte?
Schindler: In Kürze werden die ersten »Pilotprojekte« in Richtung Verbundsystem starten. Die Landessynode wird die damit gemachten Erfahrungen auswerten. Sicher kommen in diesem Prozess auch Fragen auf, die beantwortet werden müssen. Erst in zwei bis drei Jahren werden wir in Anhalt soweit sein, Kirchengesetze zu verabschieden.
Am 24. Februar will die bisherige Synode der neu gewählten eine Entschließung zum Anhaltischen Verbundsystem für die nächsten Jahre übergeben. Sie kann daran weiterarbeiten, oder sie könnte andere Schwerpunkte setzen.
Wieso das?
Schindler: Grundsätzlich ist die Situation in den Gemeinden sehr unterschiedlich. Es gibt Kirchengemeinden, vor allem in den Städten, die darauf brennen, neue Schritte zu gehen. Andere sind da noch sehr zögerlich. Aber auch sie müssen wir in diesem Prozess mitnehmen.
Da alle Veränderungen freiwillig geschehen sollen, dürfen Bedenken nicht einfach weggewischt werden. Zu überzeugen sind solche Kirchengemeinden, denke ich, nur mit Beispielen gut funktionierender Verbunde und Teams.
Die Landeskirche Anhalts hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich Mitglieder verloren. Gibt es eine Untergrenze für die Selbstständigkeit?
Schindler: Entscheidend ist nicht eine Zahl, sondern ob wir unsere Aufgaben weiter erfüllen können. Das geplante Anhaltische Verbundsystem zeigt, dass sich die Landeskirche weiterhin auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen will.
Und ich behaupte: Sie kann es auch. Außerdem erwarte ich nicht, dass der bisherige Trend sich fortsetzt.
Wo sehen Sie Anhalt in Zukunft?
Schindler: Es wird Anhalt weiter geben. Es wird eine Landeskirche sein, die sich gut in die Gemeinschaft evangelischer Kirchen einfügt und in ihr auch Impulse setzt.
Ist die Synodentagung am 24. Februar öffentlich?
Schindler: Ja, das ist sie, wie alle Tagungen der Landessynode. Besucher sind herzlich willkommen.
Autor:Online-Redaktion |
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