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Matthias-Claudius-Haus
"Die Bewohner sind angekommen"

Blick in den Flur mit vielen Kunstwerken | Foto: Matthias-Claudius-Haus-Stiftung
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  • Blick in den Flur mit vielen Kunstwerken
  • Foto: Matthias-Claudius-Haus-Stiftung
  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Seit drei Monaten ist das neu gebaute Ralf-Triller-Haus der Matthias-Claudius-Haus- Stiftung bezogen. 24 Menschen mit schweren Behinderungen gewöhnen sich seitdem an ihr neues Zuhause. Sie sind angekommen und geben ihrem neuen Alltag seine Zeit.

Kurz nach 15 Uhr klappen zum ersten Mal an diesem Nachmittag die Türen. Oder vielmehr es summen die automatischen Türöffner, weil die ersten Bewohner aus den Förderbereichen nach Hause kommen. Es ist Feierabendzeit. Jörg Müller steht im Eingangsbereich und hilft mit dem Drücken der großen Schalter, weil einige noch immer aus Gewohnheit die Klinke benutzen, was das Öffnen der Türen unnötig erschwert. „Das kommt alles noch", sagt der 49-Jährige mit einem Lächeln. „Hier ist ja alles neu, unter anderem auch die Automatiktüren.“

Müller leitet das Ralf-Triller-Haus der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung. Am 22. November 2019 wurde der Neubau nach insgesamt drei Jahren Planung und Bauzeit feierlich eröffnet. Der 2,8 Millionen Euro teure, farbenfrohe Ersatzneubau auf dem Wohnstättengelände in der Oscherslebener Hermann-Krebs-Straße bietet in 22 Zimmern Platz für 24 Männer und Frauen mit schweren Behinderungen. In der ersten Dezemberwoche wurde an nur vier Tagen der Umzug gewuppt. Die Männer und Frauen sind aus dem „Claudiushaus“ und vor allem dem „Anbau“ gekommen, der bald abgerissen wird. Seitdem wird im Ralf-Triller-Haus nicht nur die Wohnlichkeit hergestellt, sondern auch eine gewisse Alltagsstruktur gefestigt. „Das braucht eben seine Zeit“, sagt Erzieher Müller, der zuvor einige Jahre der Gruppenleiter im Intensiv Betreuten Wohnen in der Gartenstraße war. „Alles war hier am Anfang zu groß, zu modern und zu weitläufig. Die Bewohner mussten sich daran erst gewöhnen. Aber sie sind alle längst angekommen. Das steht fest.“

Das barrierefreie Haus besitzt Doppel- und Einzelzimmer, moderne Bäder und zwei großzügige Pflegebäder. Die 24 Bewohner sind in zwei Gruppen aufgeteilt und nutzen je einen Gemeinschaftsraum mit großer Küche. „Nach dem Nachhausekommen ist individuelle Zeit“, sagte Nancy Krohs. Einige schauen in ihren Zimmern fern, andere entspannen sich vom Tag auf den Couchen in den Wohnzimmern. Um 18 Uhr steht das gemeinsame Abendessen an, dann die Abendhygiene.

Zwischen den schwerst mehrfach behinderten Männern und Frauen wuseln die Mitarbeitenden umher - insgesamt 15 Teammitglieder mit flexiblen Arbeitszeiten. Im Ralf-Triller-Haus ist immer jemand für die Bewohner da. Auch nachts. „Von 22 bis 7 Uhr ist die Nachtwache mit einer Fachkraft besetzt“, sagt Müller. Und die ist nicht etwa nur im Notfall auf den Beinen, sondern immer. „Die Nachtwache macht unter anderem regelmäßige Kontrollen, hilft den Bewohnern bei Toilettengängen, wäscht Wäsche und bereitet das Frühstück vor.“

Hartmut Ciara hat ein Einzelzimmer und schaut an diesem Nachmittag ein bisschen fern. Er hat sich einen Trickfilm ausgesucht. Bei der großen Eröffnung des Ralf-Triller-Hauses hat der schwerst mehrfach behinderte Rollstuhlfahrer eine Seite des roten Bandes gehalten, welches dann als Akt der Eröffnung durchgeschnitten wurde. Hartmut ist glücklich. Kein Zweifel, dass er sein lichtduchflutetes Zimmer mit dem bodentiefen Fenster sehr mag. Auf dem Flur hängt eine Leinwand mit Spruch und Signatur von Aribert Thieß. Aribert war derjenige, der bei der Eröffnung das rote Band mit durchtrennen durfte. Sein kleines Kunstwerk ist eines von mehreren Bildern, die es bereits zu Dekorationszwecken an die langen Flurwände geschafft haben.

„Aber wir sind noch nicht fertig“, sagt Krohs, die Heilerziehungspflegerin ist. „Da fehlt hier noch ein Bild und da noch ein Regal oder ein Schränkchen.“ Die grundausgestatteten Bewohnerzimmer sind dagegen längst individualisiert - jeder hat etwas aus seinem „alten Zuhause“ mit ins neue gebracht. Das hat auch bei der Eingewöhnung geholfen, sagen Müller und Krohs. „Wir haben hier einen hohen pflegerischen Bedarf mit entsprechenden Standards. Wir brauchen also Funktionalität. Und dafür ist dieses Haus gemacht.“ Und es hat nicht nur automatische Türen, sondern beispielsweise auch ein intelligentes Notrufsystem mit genauer Ruf- und Alarmortung. Öffnet sich beispielsweise bei Hartmut Ciara das bodentiefe Fenster, das gleichzeitig auch eine Fluchttür ist, wird ein Alarm ausgelöst. Auf einem Empfänger, der ähnlich wie ein Handy aussieht, sehen Müller und sein Team, was wo passiert ist. Aktuell freuen sich Bewohner und Mitarbeitende des Ralf-Triller-Hauses auf ihre Außenanlage, die gerade hergerichtet wird. Perfekt, um an lauen Sommerabenden draußen an der frischen Luft zu sitzen. (red)

Autor:

Katja Schmidtke

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