Kommentar
Die Friedvollen
An diesem Sonntag wird in Deutschland der Antikriegstag begangen. An diesem Sonntag vor 80 Jahren marschierten deutsche Truppen in Polen ein, es war der Beginn des 2. Weltkrieges. Und auch an diesem Sonntag werden weltweit, in einem der rund 30 kriegerischen Konflikte, mehrere hundert Menschen getötet.
Gewalt ist keine Lösung. Doch das scheint in der Weltpolitik außer Kraft gesetzt. Am vergangenen Wochenende beschoss Israels Luftwaffe Ziele nahe Damaskus, um einen iranischen Angriff auf sein Staatsgebiet zu verhindern. Israels Präsident Benjamin Netanyahu begründete: "Wenn jemand aufsteht, um dich zu töten, töte ihn zuerst."
Wir Christen werden Krieg nie als das Mittel der ersten Wahl ansehen. Aber wenn es nicht anders geht? Kein Übereinkommen möglich ist? Wir leben in einer gefallenen Welt, da wird es immer welche geben, die sich nehmen, was sie wollen. Da kann man nicht tatenlos zusehen.
Dietrich Bonhoeffer nannte solches Denken "die Fragen der Schlange": "Sollte Gott gesagt haben, du sollst dein Volk nicht schützen? … du sollst deinen Nächsten dem Feind preisgeben?" Natürlich sagte Gott das nicht. Sondern, so Bonhoeffer, "gesagt hat er, dass Friede sein soll unter den Menschen, dass wir ihm vor allen weiteren Fragen gehorchen sollen … Wer Gottes Gebot in Frage zieht, bevor er gehorcht, der hat ihn schon verleugnet."
Ein hartes Wort. Ein klares Wort. Vor allem an uns lutherische Christen, für die es nicht selbstverständlich ist, dass Gewalt in Konflikten niemals eine Option darstellt. Anders als bei unseren Glaubensgeschwistern der Friedenskirchen, den Mennoniten etwa. Es lohnt sich, ihnen einmal genauer zuzuhören. Wir können viel von ihnen lernen. Nicht nur zum Antikriegstag.
Mirjam Petermann
Autor:Mirjam Petermann |
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