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Porträt
Mit Gott gehadert – vom Glauben getragen

Als überzeugter Pazifist und Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen musste Axel Noack den Militärseelsorgevertrag mit unterschreiben, der die Seelsorge an Soldaten Pfarrern überträgt. | Foto: Foto: epd-bild/Heike Lyding
  • Als überzeugter Pazifist und Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen musste Axel Noack den Militärseelsorgevertrag mit unterschreiben, der die Seelsorge an Soldaten Pfarrern überträgt.
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  • hochgeladen von Mirjam Petermann

Nach außen ist es eine glänzende Karriere: Theologiestudium, Pfarrer, Bischof und schließlich Hochschullehrer. Doch zu den siebzig Lebensjahren von Axel Noack gehören nicht nur Höhen, sondern etliche Tiefen.
Seine Lebensgeschichte ist seit einigen Monaten in einem Buch nachzulesen, das die Berliner Journalistin Bettina Röder geschrieben hat. Sie ist mit ihm an sieben Orte seines Lebens gereist. Anfang Februar in Magdeburg nutzten zahlreiche Zuhörer die Chance, bei einer Lesung im Domremter den ehemaligen Bischof der Kirchenprovinz Sachsen live zu erleben – und den „frohgemuten Protestanten“ (Worte aus dem Buchtitel) am Ort seines Wirkens als Bischof wiederzusehen. Viele teilen die Erfahrung der ostdeutschen Herkunft, Jahrzehnte des Lebens in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland und die damit verbundenen Erfahrungen. Deutlich ist, dass sein Humor zusammen mit dem Glauben Axel Noack durchs Leben getragen hat und ein Satz, der wohl schon Philipp Melanchthon geholfen hat: „Jede Situation ist eine zu gestaltende.“

Als Axel Noack am 8. November 1949 geboren wurde, war die Hoffnung auf ein einheitliches Deutschland schon begraben. Seine Mutter erzog ihre drei Kinder christlich, sein Vater, Mitglied einer Blockpartei, wollte jahrelang beim Aufbau der DDR helfen, bevor er Ende der 1960er-Jahre resignierte. „1968 habe ich eine intensive Verbindung zu Kirche gefunden“, sagt Axel Noack zum Einfluss der evangelischen Schülerarbeit in Halle auf sein Leben. Diese Zeit mit Gandhi und Martin Luther King als Helden und der erschütternden Erfahrung des Einmarschs der Truppen des Warschauer Paktes in Prag machten den jungen Mann zum Pazifisten. Er lehnte den Wehrdienst an der Waffe ab, wollte Bausoldat werden. „Und wer das werden wollte, konnte in der DDR nicht der Beste sein.“ Das angestrebte Mathematikstudium wurde ihm nicht genehmigt, es folgte ein Jahr in den diakonischen Lobetaler Anstalten nordöstlich von Berlin. „Lobetal hat mein Weltbild verändert“, so Axel Noack. Später, beim Theologiestudium am Katechetischen Oberseminar in Naumburg, prägten ihn Persönlichkeiten wie Wolfgang Ullmann und Johannes Hamel. „Am ersten Tag habe ich meine Frau Gisela kennengelernt“, erzählt er und ergänzt: „Ohne sie wäre ich wohl nicht geblieben.“

Gestaltet hat er diese Situation schließlich doch, genauso wie die 13 Jahre ab 1985 als Pfarrer in Wolfen – in einer der dreckigsten Regionen in der DDR. Einerseits erlebte er sie als „tolle Zeit“, andererseits als bittere Erfahrung: eine Umweltverschmutzung, die die Luft zum Atmen nahm, die Abwicklung der Filmfabrik, die umsich-greifende Resignation, und dass er selber seinen Konfirmanden sagen musste: Ihr müsst euch losmachen von hier, weggehen. Weg ging schließlich auch er: 1997 als Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen mit Wohnsitz in Magdeburg. In diese Zeit fiel auch, dass der überzeugte Pazifist Axel Noack den Militärseelsorgevertrag mit unterschreiben musste, der die Seelsorge an Soldaten Pfarrern überträgt, die von der Bundeswehr bezahlt werden. „Da habe ich mit dem lieben Gott gehadert“, sagt er, und man spürt ihm noch heute ab, wie sehr. Auch wenn er einräumt: „Die Soldatenseelsorge ist durch Auslandseinsätze der Bundeswehr eine andere geworden, als sie vor 30 Jahren war.“

2009 wechselte Axel Noack im Zuge der Vereinigung von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche als Hochschullehrer an die Universität Halle, die ihn 40 Jahre zuvor nicht hatte haben wollen. Er hatte an der Theologischen Fakultät einen Lehrauftrag für kirchliche Zeitgeschichte und regionale Kirchengeschichte, inklusive Seminare „Christentum für Anfänger“.
Einmal gefragt, ob ihn und seine Frau die Erfahrungen aus der DDR, einschließlich Bespitzelung durch die Stasi, nicht verbittert hätten, verneinte er. Denn sie hätten ja keinen Schaden genommen. Manchen Menschen sei es ganz anders gegangen. „Die Menschen, die in ihrer Biografie gebrochen wurden, können das sicher nicht so sagen.“ Er selber hoffe, dass ihn sein Glaube, der ihn schon durch Krankheit und andere schwierige Lebensphasen getragen habe, auch im Alter tragen werde. Angela Stoye 

Autor:

Angela Stoye

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