Erfahrung
Wie die Morgenandacht Einzug in unseren Familienalltag hielt
Ja, es ist eine herausfordernde Situation wegen geschlossener Schulen und Kindergärten mit drei Kindern im Homeoffice zu arbeiten. So mancher Tag war schon um 9 Uhr gelaufen. Aber es ermöglichte uns als Familie auch etwas Neues, etwas Besonderes: eine gemeinsame Andacht. Jeden Morgen nach dem Frühstück jubelt die Einjährige inzwischen, wenn Mama oder Papa die große Familienbibel vom Schrank holen, wenn gesungen, gebetet und gelesen wird. Auch wenn wir denken, dass sie nun am allerwenigsten davon versteht, sie ist sichtlich begeistert von der Bonuszeit mit den großen Brüdern und Eltern am Esstisch.
An dem ersten Sonntag im März, an dem alle Gottesdienste ausfielen, haben wir uns zusammengesetzt, Kinderlieder gesungen, eine Geschichte aus der Kinderbibel gelesen, haben gemeinsam gebetet. Als dann ab Dienstag auch alle zu Hause waren und ein neuer Rhythmus zwischen Arbeit, Lern- und Spielzeit, Haushalt und Natur gefunden werden musste, war irgendwie klar, dass es gut wäre, auch das Singen und Beten in diesen neuen Alltag als festen Bestandteil zu integrieren.
Wir standen vor vielen Herausforderungen, wussten manchmal nicht, welches Telefonat zuerst geführt, welcher Text noch geschrieben werden musste und mit welcher Schulaufgabe angefangen werden sollte. Aber klar war, dass es besser laufen wird, wenn wir uns erstmal auf Gott fokussieren und alles andere hinten-anstellen. Es ging auch weiterhin drunter und drüber. Aber so mancher Streit, der schon wieder tobte, konnte begraben, so mancher Stress entschleunigt werden.
Begonnen haben wir unsere Runde mit dem Lied "Danke für diesen guten Morgen". Was sich vielleicht nach sozialistischer Hochhaltetaktik anhören könnte, sollte vielmehr der Versuch sein, alles Erdrückende, Nervende, Belastende einmal außen vor zu lassen und den Blick wieder auf die guten Dinge des Lebens zu konzentrieren, zum Beispiel darauf, dass wir in diesen Tagen immer noch "danke für meine Arbeitsstelle" singen können.
Nach den ersten Tagen mit der Kinderbibel konnten wir auf die gerade neu erschienene Familienbibel der Stiftung Christliche Medien (SCM) umsteigen und darin einen sehr guten Begleiter für unsere Andachtszeit finden. Die komplette Bibel in der Neues-Leben-Übersetzung bietet zu den elementarsten Geschichten, vielen Erklärungen und Hintergrundinformationen auch Spiele, Rätsel oder Basteltipps, die so manchen Sonntag das Kindergottesdienst-Basteln wunderbar ersetzten. Natürlich war es für die Kinder eine Umstellung, die Geschichten nun in einer ganz anderen Sprache als der der Kinderbibel zu hören. Deshalb haben wir einerseits mit bekannten Geschichten begonnen, die Erschaffung der Welt, Noah oder nun die Ostergeschichte. Andererseits ist es umso wichtiger, über das Gelesene zu reden. Absolut hilfreich sind dabei auch die vorgegebenen Gesprächsfragen.
Auch in dieser Karwoche und zum Osterfest begleitet uns die Familienbibel intensiv, wo es doch ohne Gottesdienste zu unseren höchsten Festtagen schwierig wird, sie angemessen zu würdigen. So wird etwa vorgeschlagen, einen Palmstock zu basteln, dem mit jeder Episode der Ostergeschichte, Abendmahl, Gefangennahme, Verrat, Verurteilung, Sterben und Auferstehung, ein Symbol hinzugefügt wird. In einem Extra-Anhang sind neben Noten und Karten auch umfangreiche Erklärungen zu verschiedenen Themen, beispielsweise eben Ostern, mit weiteren Ideen und Anregungen zu finden.
Manchmal frage ich mich, wie es wird, wenn der normale Alltag irgendwann wieder einkehrt und es keine gemeinsame Zeit mehr am Morgen geben kann. Das gemeinsame Bibellesen ist uns zu einem echten Schatz geworden. Es würde sich lohnen, wie auch immer, daran festzuhalten.
Die Familienbibel. Mit Kindern die Bibel entdecken, SCM R. Brockhaus, 2 144 S., ISBN 978-3-417-25394-8, 49,99 Euro
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchenzeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61
Autor:Mirjam Petermann |
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