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Eine neue Stimme für Camburg

Fachgespräch: Pfarrer Michael Greßler, Kirchenmusikerin Dorothea Greßler und Orgelbauer Markus Voigt (v. l. n. r.)
 | Foto: Doris Weilandt
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Festwoche: In der Stadtkirche St. Trinitatis wird am 10. Juni Orgelweihe gefeiert. Hierfür hat die Kirchengemeinde Camburg 345 000 Euro gesammelt.
Von Doris Weilandt

Die Gesichter von Kirchenmusikerin Dorothea Greßler und Pfarrer Michael Greßler strahlen beim Betreten des Camburger Gotteshauses (Kirchenkreis Eisenberg). Orgeltöne sind zu hören, einzeln angestimmt. Auf der Empore sind Mitarbeiter der Firma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt damit beschäftigt, die neue Orgel aufzubauen. Das beeindruckende mechanische Instrument hat drei Manuale und das Pedalwerk. Von den mehr als 2 700 Pfeifen wurden über 2 200 restauriert und 500 neu gefertigt. In der heimischen Werkstatt in Bad Liebenwerda stand die Orgel schon in ihrer endgültigen Form. Seit März sind die Spezialisten dabei, sie in der Camburger Kirche einzubauen. Gerade werden wieder alle Hände gebraucht, um im Innern Halterungen anzubringen, die dem komplizierten Instrument dauerhafte Stabilität verleihen.
»Ich habe noch nie eine richtige Orgel hier gespielt«, erzählt Dorothea Greßler. Als sie 1991 nach Camburg kam, war die mehrfach umgebaute Orgel in St. Trinitatis bereits in einem schlechten Zustand. An der aus dem Jahr 1886 stammenden zweimanualigen Orgel der Gebrüder Poppe aus Stadtroda hatte Oskar Ladegast, der Sohn des berühmten Friedrich Ladegast, bereits 1899 einen Umbau vorgenommen. Die größten Veränderungen erfolgten jedoch 1966. Dem Zeitgeist entsprechend, wurde die dem romantischen Klangideal verpflichtete Disposition der Orgel im Sinne des Neo-Barock verändert – mit erheblichen Eingriffen ins historische Pfeifenwerk, denn nur durch Einkürzen konnte eine Aufhellung der Töne erreicht werden. Die ursprünglich beauftragte Orgelbaufirma aus Weimar brachte die Neuschöpfung nicht zu Ende. Zum Glück gab es mit Siegfried Schenke einen engagierten Tischlermeister und Kantor in der Gemeinde, der noch das Orgelbauerhandwerk erlernte. »Er hat die Orgel fertig gebaut, für die damalige Zeit eine große Leistung«, sagt Pfarrer Greßler anerkennend. Das mangelhafte Material, auf das er zurückgreifen musste, war allerdings nicht von langer Haltbarkeit.
Der Auftrag zum Bau einer neuen Orgel ging 2013 an die Firma Voigt in Bad Liebenwerda. Vorher entwickelte Dorothea Greßler zusammen mit dem Orgelsachverständigen Stefan Feig ein Konzept: Zur Wiederherstellung ihres hochromantischen Klanges sollten die 2 200 Pfeifen der Poppe-Orgel wieder ihre ursprüngliche Größe erhalten sowie dazu passende neue Register. »Wir hatten einen Grundstock, um den wir die Orgel gebaut haben. Ansonsten ist es ein technischer Neubau auf mechanischen Schleifladen«, erklärt die Kirchenmusikerin. Von den 35 klingenden Stimmen gehen mehr als Zweidrittel auf die alten Register zurück. An die angelsächsische Orgelbautradition anknüpfend errichtete man als drittes Manual ein sogenanntes Solowerk. Seine fünf Register können in verschiedenen Funktionen genutzt werden, damit stehen dem Organisten effektiv 59 Register zur Verfügung. Hinzu kommen 16 Koppel- und Nebenregister.
Seit 2010 hat die Kirchengemeinde Camburg 345 000 Euro an Spenden eingesammelt, ein erstaunlicher Betrag. Pfarrer Michael Greßler freut sich über die anhaltende Begeisterung der Camburger für dieses Orgelprojekt. Ein großer Teil kam über Spendenbriefe oder Patenschaften für Orgelpfeifen zusammen. »2011 trafen sich Frauen aus der Gemeinde, um für die Orgel zu stricken«, erzählt der Pfarrer. »Inzwischen sind in sieben Jahren über 14 000 Euro zusammen gekommen. Um den Orgelbau gab es eine Geschlossenheit, für die wir dankbar sind.« 427 000 Euro werden insgesamt gebraucht. Doch Michael Greßler ist zuversichtlich für den Endspurt der Spendenaktion, zu der auch Kirchenkreis und das Land Thüringen beigetragen haben.
Für die Intonation ist Markus Voigt, der Chef der Orgelbaufirma, zuständig. Der promovierte Kirchenmusiker und Orgelbaumeister kann auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken: »Die Intonation gehört zu den besonderen künstlerischen Dimensionen, die vor allem am Aufstellungsort der Orgel von zwei bis drei Mitarbeitern unserer Firma mit großer Gewissenhaftigkeit ausgeführt wird.«
Auf die Orgelweihe am 10. Juni freut sich ganz Camburg. Nach einem Festgottesdienst, in dem Dorothea Greßler endlich auf einer »richtigen Orgel« spielen kann, einer Pflanzaktion und der Orgelpräsentation lässt der Kölner Domorganist Winfried Bönig das Instrument in einem Orgelweihekonzert erklingen.

www.orgelprojekt-camburg.de

Autor:

Online-Redaktion

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