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Luther war wohl nie hier

Der Volkskundler Michael Rahnfeld vor der Gesprengefigur des Heiligen Martin vom Cranach-Altar 
in Neustadt. Während der Altarrestaurierung sind mehrere Skulpturen im Lutherhaus ausgestellt. | Foto: Sandra Smailes
  • Der Volkskundler Michael Rahnfeld vor der Gesprengefigur des Heiligen Martin vom Cranach-Altar
    in Neustadt. Während der Altarrestaurierung sind mehrere Skulpturen im Lutherhaus ausgestellt.
  • Foto: Sandra Smailes
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Museums-Kleinod: Das Lutherhaus am Marktplatz in Neustadt an der Orla trägt zwar den Namen des Reformators, aber er selbst hat es vermutlich nie betreten.

Von Sandra Smailes

Martin Luther war zweimal in Neustadt: 1516 zu Gast im Augustinerkloster als Schlichter in einem Streit und noch einmal 1524 – da soll er in der Stadtkirche St. Johannis gepredigt haben. Vermutlich hat er bei diesem Anlass im Gästehaus des Klosters übernachtet, das der Legende nach am Neustädter Markt, mit Blick auf das heutige Lutherhaus, existiert haben soll.
Erst 1986 hat die Stadt das Gebäude gekauft und ein Nutzungskonzept erarbeitet. Das frühere, vor 1450 errichtete Gerberhaus – in dem Luther wohl nie gewesen ist – war später Wohnhaus und stand seit Ende der 1980er-Jahre leer. Bald war klar, es soll ein Schaudenkmal werden, damit das Gebäude mit seinem steilen Dach und dem schön gestalteten Erker nicht nur von außen zu bewundern ist.
Im Inneren zeugen die Bohlenstube, spätmittelalterliche Wandmalereien sowie zahlreiche kunsthistorische und architektonische Besonderheiten dieser Zeit vom Reichtum, der dort zuweilen geherrscht haben muss. Ob es Zufall war oder das Ergebnis einer perfekten Planung, dass dieses Gebäude am schönen Neustädter Marktplatz genau am 31. Oktober 2016 eröffnet werden konnte, verraten die Neustädter nicht. Es passt auf jeden Fall zum Namen Lutherhaus und in diese Reformationstage. »Wer zu uns kommt, den erwarten 500 Jahre Haus-, Stadt- und Reformationsgeschichte«, schwärmt der Volkskundler und Lutherhaus-Mitarbeiter Michael Rahnfeld. Sein besonderes Interesse gilt den Neustädter Stadtgeschichten und den Geschehnissen der Reformationszeit.
Im zweiten Obergeschoss sind diesem Thema mehrere informativ gestaltete Räume gewidmet: Tumult auf dem Marktplatz, flüchtender Pfarrer, ängstliche Mönche, empörte Bürger – zur Reformationszeit ging es hoch her in Neustadt. Schließlich gelangt der Besucher in die »Gute Stube«, dem wohl prächtigsten, mit üppigen, spätmittelalterlichen Wandmalereien verzierten Raum des Hauses. Im Erker sind zwei Lutherrosen eingefasst. Dazwischen thront eine, erst vor wenigen Monaten angekaufte, übergroße Lutherbüste aus Ton. Der Rundgang endet in einem Zimmer, in dem vor- und nachreformatorische Kirchenmusik zu hören ist.
Wer durch die derzeit im Lutherhaus ausgestellten Gesprengefiguren des Neustädter Cranach-Altars neugierig wurde, kann im Anschluss noch die Stadtkirche St. Johannis besuchen, auf dem Weg die mittelalterlichen Fleischbänke, den Marktbrunnen, die Postdistanzsäule oder den Marktstock ansehen und damit außergewöhnliche, mittelalterliche Sehenswürdigkeiten entdecken – das lohnt nicht nur in den Hochtagen des Reformationsjubiläums.

Öffnungszeiten: Di., Do., Fr., Sa. 10 bis 17 Uhr, So. 14 bis 17 Uhr

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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