Berichtet
Freude über Fundstücke
Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt kann ihre Sammlung um zwei außergewöhnliche Fundstücke erweitern: Während in einem Buch im Depot eine bisher unentdeckte Handschrift Philipp Melanchthons zum Thema Ehe entdeckt wurde, konnte die Stiftung eine Aufzeichnung Melanchthons zu einer seltenen Himmelserscheinung ankaufen. Beide waren bisher unbekannt.
Melanchthon gehörte im 16. Jahrhundert zu den eifrigsten Förderern von Astronomie und Astrologie. In zahlreichen Reden, Briefen und sogar Gedichten setzte er sich für das Studium der Sterne ein. Wer die Erscheinungen am Himmel verstehe, erkenne darin den Schöpferwillen Gottes. Deshalb beschäftigte er sich intensiv mit Planeten und Kometen sowie mit Sonnen- und Mondfinsternissen. Am 1. Januar 1554 beobachtete er in Wittenberg ein eindrucksvolles Himmelsschauspiel, nämlich zwei Nebensonnen. Was Melanchthon so nannte, bezeichnen wir heute als Halo-Erscheinungen. Dabei treten aufgrund von Lichtbrechungen durch Eiskristalle in der Atmosphäre links und rechts der Sonne Lichteffekte auf, die wie zusätzliche Sonnen erscheinen.
Die zweite Handschrift wurde im Depot der Stiftung in der historischen Bibliothek in Luthers Geburtshaus in Eisleben gefunden. Während der Schließzeit der Museen wurde die Sammlung dort umfassend gesichtet. In einem der Bücher – einem Geschenk von Johann Carl Christoph Nachtigal an Luthers Geburtshaus anlässlich des 300-jährigen Reformationsjubiläums 1817 – entdeckte Sammlungsverwalterin Christine Doleschal eine Handschrift Melanchthons, verfasst in Deutsch. Das nachträglich in das Buch eingebundene Blatt haben Experten der Melanchthon-Forschungsstelle in Heidelberg als echt bestätigt. Es handelt sich um eine Niederschrift zum Thema Ehe, vermutlich aus dem Jahr 1547.
Diese sieht er als Bund vor Christus und weist dabei zugleich auf die Stellung der Eheleute hin: Vor dem Altar, so der Reformator, erkennt der Mann die Frau als zu ihm gehörig an, weshalb sie fortan ein Recht auf seinen Schutz und eine gütige Behandlung durch ihn hat. Man mag spekulieren, ob Melanchthon, dessen eigene Vermählung eher dem Drängen wohlmeinender Freunde als eigenem Antrieb folgte, hier als Lebenspraktiker oder als Gelehrter sprach. (red)
Autor:Online-Redaktion |
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