Dem deutschen Wortschatz des 18. Jahrhunderts waren Begriffe wie „Trend“ oder gar „Trendsetter“ natürlich fremd. Dennoch charakterisiert der Titel das Konzert treffend, denn der Sachverhalt des Mustergültigen, der Vorbildwirkung war auch jener Zeit vertraut. Zweifellos galt Telemann seinen Zeitgenossen als Vorbild, als jemand, der Trends setzte: Sprach man in der Familie Bach von Ouvertüren im „Telemannischen Geschmack“, so stand das für Qualität. Zeitgenossen rühmten Telemanns innovativen und unverwechselbaren Personalstil, den er aus kreativer Verbindung von französischer Eleganz mit italienischer Virtuosität und gelehrter Kontrapunktik deutscher Herkunft, gewürzt mit einer Prise osteuropäischer Folklore entwickelte. Vorbilder waren ihm u. a. Campra und Lully; Vivaldi erwähnte Telemann nicht, doch dessen lautmalerische Nachahmung der Natur könnte ihn inspiriert haben, ebenso wie Keisers Ideenreichtum und melodischer Stil.
Barthold Kuijken begibt sich mit dem belgischen Ensemble Le Pavillon de Musique auf eine spannende Entdeckungsreise zu gefeierten Komponisten ihrer Zeit. Er, der die Interpretation der Musik des 18. Jahrhunderts nachhaltig prägte und 2024 mit dem Telemann-Preis der Stadt Magdeburg geehrt wird, ist dafür genau der Richtige.
Ausführende
Barthold Kuijken Traversflöte und Leitung
Le Pavillon de Musique
Programm
Georg Philipp Telemann
Ouverture c-Moll für zwei Oboen, Violine, Streicher und Basso continuo
TWV 55:c4
Concerto D-Dur für Traversflöte, Streicher und Basso continuo TWV 51:D1
Ouverture-Suite e-Moll für zwei Traversflöten, zwei Oboen, Fagott, zwei Violinen, Streicher und Basso continuo TWV 55:e3
André Campra
Suite Le carnaval de Venise (Auszüge)
Jean-Baptiste Lully
Suite aus Roland
Reinhard Keiser
Suite aus Janus
Antonio Vivaldi
Concerto in D-Dur Il Gardellino RV 428
Dauer: 110 Minuten inkl. Pause
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