Bildung als Beitrag zur Versöhnung
Frank Hiddemann setzt in der Auseinandersetzung mit der AfD auf Entzauberung
Von Wolfgang Hesse
Es ist noch nicht lange her, da hat Frank Hiddemann als Kulturbeauftragter der EKM mit Literatur- und Theatergottesdiensten neue Formate in den Geraer Gemeinden ertabliert. Auch, um Menschen, die außerhalb der Kirche stehen, zu erreichen. Ähnliches möchte der promovierte Pfarrer und Regionalstellenleiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Thüringen (Region Ost) über die Ökumenische Akademie bezwecken. Träger sind die Diakonie, die Evangelische Erwachsenenbildung, die Kirchenkreise Altenburger Land und Gera sowie die katholische Kirche.
»Der Schwerpunkt der Erwachsenbildung in diesem Jahr ist das Thema Integration«, so Hiddemann. »Fremdenführungen« für Deutsche und Ausländer sollen die unterschiedlichen Lebenswelten in den Kulturen näherbringen. Durch kulinarisch-liturgische Nachmittage sollen Alltags- und Glaubenspraktiken orientalisch-christlicher Religionen erlebbar werden. Lebensläufe, Berichte und Schicksale stehen im Mittelpunkt der Akademie am Vormittag. Ein Kernthema bildet die Auseinandersetzung mit den Politikfeldern der Partei Alternative für Deutschland (AfD). Fahrradtouren und Wanderungen runden die Angebote ab.
»Die Akademie möchte anregen, besser mit Problemen, die unsere Gesellschaft bewegen und spalten, umzugehen und zur gesellschaftlichen Versöhnung beitragen«, erhofft sich der Theologe. »Untersuchungen, die im Thüringen Monitor 2017 der Thüringer Staatskanzlei veröffentlicht wurden, haben mich schockiert, weil sie zeigen, dass sich über die Hälfte der evangelischen Christen bei den etablierten Parteien nicht mehr wiederfinden«, erklärt Hiddemann und fragt: »Lassen sich Menschen, die Neo-Gemeinschaften bilden und sich aus der offenen Gesellschaft zurückziehen, wieder integrieren?« Eine Ausgrenzung Andersdenkender lehnt Hiddemann ab. Die Kirche sei als neutraler Ort in der Verantwortung. Eine siebenteilige Reihe zu den Ansichten der AfD soll helfen aufzuklären, Emotionen abzubauen und Lösungen suchen. Persönliche Begegnungen mit Parteirepräsentanten sollen dabei unterstützen, Empörungsretorik zu entzaubern, Argumente zu filtern und im Gesamtkontext zu sehen.
Die Auftaktveranstaltung zum Thema »Lügen- oder Lückenpresse – Zensur oder journalistischer Ethos?« zählte 60 Besucher. Nach einem Impulsreferat von Bernd Hilder, langjähriges Mitglied des Deutschen Presserates, moderierte Frank Hiddemann die Aussagen von Jens Dietrich (AfD) und Markus Gleichmann (Linke) zum Vortrag. »Die weiteren Veranstaltungen werden zeigen, inwieweit Berührungen mit dem Rechtsextremismus und Grauzonen sowie die konkrete Thematisierung zur Versachlichung des Diskurses beitragen. Der Anfang ist gemacht«, erklärt Hiddemann.
Autor:Online-Redaktion |
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