Weihnachten
Das geistliche Aroma
Ab 29. Oktober wird wieder der berühmte Domstollen in den Keller des Halberstädter Domes St. Stephanus und Sixtus getragen. Dort wird er die Wochen bis zum feierlichen Anschnitt am Ersten Advent verbringen und reifen.
Seit 2016 wird der Domstollen gebacken und dann in limitierter Auflage im Remterkeller des Domes eingelagert. Dort soll er noch etwas geistliches Aroma ziehen. Der Stollen, nicht zu verwechseln mit der eher leichten, krümeligen Stolle in seiner sächsischen Heimat Dresden, habe eine tiefe religiöse Bedeutung. Wie das Christuskind wird der Domstollen in Leinentücher geschlagen. Das habe im doppelten Sinne Gewicht. Seit 1200 Jahren ist der Dom ein Kraftort. Menschen gehen davon aus, dass die Kraft der Reliquien, die im Dom aufbewahrt werden, auf ihr Wesen ausstrahlen. Im Keller hätten bereits im Mittelalter Lebensmittel gelagert, sicher auch Wein. Verwaltet wurde der Keller vom Cellerarius, dem Kellerer des Domkapitels.
Wie in jedem Jahr ist auch 2020 mit der Einlagerungsaktion ein guter Zweck verbunden. Dabei kommt pro verkauftem Stollen einem Förderprojekt der Kulturstiftung eine Spende zugute. „Das Fassadenfenster im nördlichen Querhaus soll ebenso wie sein südliches Gegenüber nach einem Entwurf des Glasgestalters Günter Grohs gestaltet werden“, berichten Pfarrer Kaus und Claudia Wyludda. Sechs Jahre hatte der Wernigeröder Künstler Günter Grohs gemeinsam mit der Quedlinburger Glaswerkstatt von Frank Schneemelcher an der Neugestaltung des Südfensters im Halberstädter Dom gearbeitet. Alle 131 Glasscheiben hat Schneemelcher mit seinen Mitarbeitern wenigstens fünfmal bei 820 Grad Celsius im Ofen gehabt. 92 500 Euro habe das gigantische Kunstwerk laut der heutigen Kulturstiftung des Landes insgesamt gekostet. Der überwiegende Teil von 80 000 Euro sei von Spendern gekommen. Ein Österreicher sollt allein 19 Scheiben gekauft haben, hieß es bei der Übergabe. Günter Grohs wirkte damals überglücklich. „Das ist das größte, was ich je gemacht habe, sowohl von der Fläche als auch vom künstlerischen Anspruch. Eine solche Aufgabe bekommt man nur einmal in seinem Leben“, erklärte der Gewinner eines Stiftungswettbewerbes von 2005.
Autor:Uwe Kraus |
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