Die Geschichte der Reformation in Zinn gegossen
Dioramen: Wanderausstellung kehrt für einen Zwischenstopp nach Halberstadt zurück
Von Uwe Kraus
Es ist ein Widerspruch an sich: Städtisches Museum, der Geschichtsverein sowie die Evangelische Kirchengemeinde Halberstadt laden am 21. Oktober zu einer Finissage in die Martinikirche ein und verkünden gleichzeitig: »Luther lebt weiter – eine der erfolgreichsten Wanderausstellungen zum Thema Luther und Reformation kommt aus Halberstadt und reist weiter, auch über 2017 hinaus!«
Die Luther-Dekade neigt sich ihrem Ende, Ermüdungserscheinungen werden unübersehbar, findet Halberstadts Museumsdirektor Armin Schulze und zieht schon mal eine (Zwischen)Bilanz der Schau »Martin Luther 1483–1546, Lebens- und Reformationsgeschichte in Zinnfiguren-Dioramen«. Die Präsentation hat bisher rund 20 000 Kilometer zurückgelegt und wurde in 29 Städten in zehn Bundesländern aufgebaut. 100 000 Menschen haben sie gesehen.
Als die Luther-Dekade ausgerufen wurde, habe man Halberstadt nicht als Luther-Stätte benannt. Das hielt den engagierten Zinnfiguren-Experten Arnfried Müller nicht davon ab, vorzuschlagen, eine Ausstellung mit Dioramen zu gestalten. Nach Gemäldevorlagen dauerte es vier Jahre, bis mit Hilfe des Dioramenbauers Peter Scheuch aus Gonna (Mansfeld-Südharz) die 28 dreidimensionalen Lebensbilder in Zinn fertig waren. Seither touren die Tafeln mit den eingebauten Dioramen und zwei hochwertigen Begleitbroschüren zwischen Quedlinburg, wo 2012 an einem Dezemberwochenende 5 000 Besucher in die Marktkirche kamen, Neuwied, Witten und Frankfurt/Oder. Wunschziele für Arnfried Müller und Armin Schulze sind jetzt noch die Thüringer Luther-Orte Erfurt und Weimar.
Nicht ohne Stolz verweist Museumsdirektor Schulze darauf, dass ein Teil der Ausstellung dem Halberstädter Oberdomprediger Christian Friedrich Bernhard Augustin gewidmet sei. Der gilt als »größter Lutherfan«. Er trug bis 1856 rund 12 500 Exponate zum Leben und Wirken des Reformators zusammen. »Was unterdessen vergessen wird: Damit legte Augustin den Grundstock für das Wittenberger Lutherhaus.« Kaiser Wilhelm I. kaufte die Sammlung an und schenkte sie nach Wittenberg.
Welche Schätze am Rande der Zinnfiguren-Ausstellung dem Halberstädter Museum übergeben werden, erfreut auch Arnulf Kaus, den aktuellen Dom-
pfarrer: Er wirft einen Blick in eine Halberstädter Höldke-Familienchronik, die in die Lutherzeit zurückreicht und bis in die Neuzeit fortgeschrieben wurde. In ihr ist viel über das Bildungswesen in Magdeburg und Halberstadt geschrieben. Doch die erhofften Erkenntnisse über die Reformation im Ortsteil Ströbeck, wo Familie Höldke einst lebte, fand man nicht.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.