Familiengerechte Kirche
Beim Klettern, Beten, Spielen christliche Gemeinschaft erleben
Die mit einem Preis ausgezeichnete Kirchengemeinde Elbingerode baut Brücken zwischen den Generationen.
Von Uwe Kraus
Zwischen Himmel und Boden schwebt Pfarrer Ernst Ulrich Wachter. Denn die 9,62 Meter hohe Kletterwand gehört für ihn ebenso zu Kirche wie Kanzel und Kerzen. »Zwischen unseren Gemeinden Elbingerode, Königshütte, Elend, Benneckenstein und Sorge wollen wir Brücken bauen und den Bogen spannen zu unserer Region und dem Kirchenkreis«, umreißt der Gemeindekirchenrat sein Tun.
Und was sagen die Gemeindeglieder? Einige Statements: »Hier habe ich mein geistliches Zuhause«, »Es ist immer wichtig, dass Alt und Jung zusammen sind«, »Von meinem dreijährigen Sohn bis zu meiner 20-jährigen Tochter können wir alle gemeinsam teilnehmen«, »Gute Traditionen sollen erhalten bleiben, neue Formen und Gedanken einfließen«, »Ich liebe die Gemeinde, weil sie meine eigene Familie verbindet.« Weil für jeden etwas dabei ist, darf sich Elbingerode nun »familiengerechte Kirchengemeinde« nennen – offiziell wird das mit der Preisverleihung am 3. November.
Unter Gottes Wort will die Gemeinde in Gottesdiensten wie in Gemeindegruppen Geborgenheit und Liebe wie in einer großen Familie leben und anbieten. Aber ebenso für verschiedene Formen christlichen Lebens Verständnis zeigen. »Unsere Angebote richten sich an Getaufte und Ungetaufte«, erläutert Pfarrer Wachter.
Wer seine Kirche betritt, hat das Gefühl, sie strahlt. »Primetime-Gottesdienste« feiere er in der Stadtkirche. »Jeden Sonntag bieten wir in Elbingerode einen Kinder-gottesdienst an. Ein Team von insgesamt 60 Ehrenamtlichen bereitet sich mit Liebe und Herz darauf vor, mit den Kindern kindgerecht Gottesdienst zu feiern, Geschichten zu erzählen, zu spielen und zu basteln.« Wachter weist auf die Erzählfiguren, mit denen das Evangelium erklärt wird.
Die verglaste Winterkirche unterhalb der Orgelempore ermöglicht Familien mit Kleinkindern, die noch nicht zum Kindergottesdienst gehen, dem Gottesdienst zu folgen. »Dort sieht und hört man alles, kann aber die Kinder spielen lassen, ohne dass es jemanden stören könnte«, zeigt Gemeindesekretärin Catrin Schneider nicht ohne Stolz.
Pfarrer Wachter betont, wie wichtig es sei, schon früh eine Bindung zur Gemeinde zu knüpfen. Wenn es heißt »Herzlich willkommen zum …« und die Kinder lautstark antworten »Kinderkram!«, dann haben sich bis zu 30 Mädchen und Jungen im Gemeindehaus eingefunden. »Jeden Donnerstag treffen sie sich, um spannende biblische Geschichten zu hören, zu singen, gemeinsam zu spielen und zu basteln, Spaß zu haben und auch Quatsch zu machen«, berichtet Catrin Schneider.
Das Angebot richte sich nicht allein an Kinder aus Elbingerode. Für jene aus Benneckenstein und Königshütte bestehe die Möglichkeit mit dem »Kinderkram-Taxi« kostenlos in die Stadt und danach wieder nach Hause gefahren zu werden.
Ernst Wachter ist Realist: »Es geht nicht alles an allen Orten.« Allein um jedes Jahr vier Krippenspiele auf die Beine zu stellen, brauche es viel Kraft und Engagement. Da freue es ihn, dass mittwochs Peggy Rieche in Benneckenstein die kleinen und großen »Tanzmäuse« betreut.
Basteln, Sport und Action, das ziehe viele Kinder und Jugendliche an. »Aber in dem, was wir tun, ist viel Geistliches, immer gibt es ein biblisches Thema«, unterstreicht Pfarrer Wachter. Fragt man die Kinder und Jugendlichen, dann kommen sie ins Schwärmen. Wer schon einmal am »SoLa«, dem Sommerlager teilgenommen hat, kommt immer wieder. Mitten im Wald leben sie ohne Strom, schleppen Wasser in Kanistern, schlafen in Pfadfinderzelten und erleben mit dem ehrenamtlichen Mitarbeiterteam tolle Dinge.
»Im Winter bieten wir eine Rodelfreizeit im Forsthaus Eggerode an. Die Teilnehmer leben die christliche Gemeinschaft, gehen auf Entdeckungstour mit der Bibel und lernen neue Lieder«, weiß Catrin Schneider. Dazu kommen Jugendfreizeiten zum Klettern in Österreich oder Kanu-Touren in Schweden, Radfahrten vom Harz bis an die Ostsee und die Jugendbildungsfahrt in die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Die Kirchenscheune in Elbingerode zieht unterdessen jährlich Konfirmanden und Mitglieder Junger Gemeinden aus dem ganzen Kirchenkreis Halberstadt an, um die »Church Night« zu feiern. »Ein süddeutscher Brauch«, so Gastgeber Ernst Wachter. Für den Kirchenkreis ist dieser besondere Jugendgottesdienst ein christliches Gegenstück zum kommerzialisierten Halloween.
Rund 20 Workshop-Stände sind rund um St. Jakobi aufgebaut: Riesenkicker und Dudelsack-Training, Feldschmiede und Gospelchor laden ebenso ein wie die Kletterwand und ein Upcycling-Workshop oder eine Band, die die 155 Jahre junge Stadtkirche zum Rockpalast macht.
»Aber Familienarbeit dreht sich ebenso um Eltern und Großeltern. Die Angebote für Menschen, die in der zweiten Lebenshälfte angekommen sind, reichen bis zu mehrtägigen Ausflügen«, stellt der Pfarrer klar. Neben den beiden Mutter-Kind-Gruppen gibt es in Elbingerode einen Frauen- und Männerkreis, Seniorenausflüge und jährlich im September das 55 Plus-Fest, das mit den Wernigerödern zum Regionalprojekt wurde.
www.stadtkirche-elbingerode.de
Autor:Online-Redaktion |
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