Botschaft ohne Zeigefinger
Franz von Assisi: Zwei Pfarrer bringen mit jungen Leuten ein eigenes Musical auf die Bühne
Von Thorsten Keßler
Als die Pfarrer Arnulf Kaus aus Halberstadt und Christian Plötner aus Gröningen bei Halberstadt kein ansprechendes Stück für ihr Kirchenmusicalprojekt 2018 fanden, schrieben sie das Musical über Franz von Assisi kurzerhand selbst. Die Texte stammen aus der Feder von Arnulf Kaus, Christian Plötner komponierte die Musik. Eine Premiere. »Etwas vollkommen Neues, und wir sind auch ein bisschen aufgeregt, ob alles zusammen passt«, sagt Pfarrer Plötner.
Bisher passt es jedenfalls. Rund 50 Kinder nehmen am dritten Probennachmittag im Kinder- und Familienzentrum teil. Sie blicken abwechselnd auf die vom Beamer an die Wand geworfenen Liedtexte und auf Gemeindepädagogin Jaqueline Manthey, die den vielstimmigen Chor mit vollem Körpereinsatz dirigiert. Noch sitzt nicht jede Textzeile und auch der Rhythmus ist gelegentlich holprig, aber: »Der Feinschliff kommt sowieso erst bei den Probenferien vom 14. bis 18. Mai in Hedersleben«, weiß Arnulf Kaus aus Erfahrung. Dann wird Theaterpädagogin Angelika Mühlbach mit den jungen Darstellern auch das gleichzeitige Singen und Schauspielern üben.
Nach Stücken über Martin Luther King und Martin Luther setzt das Musical über das Leben des Heiligen Franz von Assisi die Reihe der Kirchenmusicals mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen fort. Drei Frauenchöre aus Schwanebeck, Wegeleben und Hausneindorf mit ihren 35 Sängerinnen bilden so etwas wie den Background-Chor und üben schon seit ein paar Wochen mit Christian Plötner.
»Insgesamt wirken 80 bis 90 Personen mit«, schätzt Brigitte Schattenberg. Die Gemeindepädagogin arbeitet im Hintergrund: Koordination, Logistik und Finanzen. »Ohne die vielen helfenden Hände neben und hinter der Bühne läuft das Kirchenmusical nicht. Muttis, die sich ums Essen kümmern, die Kostüme nähen oder Fahrdienste machen. Jetzt hat sich noch jemand gemeldet, der uns die Kulissen baut«, zählt Brigitte Schattenberg die vielen Akteure im Hintergrund auf. Wie auf Bestellung bringen die Mütter nach zweieinhalb Stunden Probe mit kurzer Pause die Hot Dogs zum Mittagessen in den Probenraum.
Singen mache Spaß und man sei mit den Freundinnen zusammen, erzählen Jette (10), Lenja (8) und Nina (8). Die drei Mädchen haben schon beim letzten Stück über Martin Luther mitgespielt. Der elfjährige Johann ist fast schon Musical-Profi. Er war auch beim Stück über Martin Luther King auf der Bühne und ist diesmal als Franz von Assisi dabei. Die Rolle des Franziskus ist vierfach besetzt, auch weil es im Laufe des Stücks einen Wechsel vom jungen zum älteren Franziskus gibt. Johann hat im ersten Teil des Stücks einen Solo-Rap.
Franz von Assisi haben Christian Plötner und Arnulf Kaus ganz bewusst als Titelfigur ausgewählt. Der katholische Heilige passt gut nach Halberstadt, »denn wir haben hier sehr gut gelebte Ökumene und außerdem machen auch katholische Kinder beim Kirchenmusical mit«, unterstreicht Arnulf Kaus. Christian Plötner ergänzt schmunzelnd: »Es hatte sich nach dem Reformationsjahr ein wenig ›ausgeluthert‹.«
In Franziskus’ Geschichte stecke so viel drin, was Kinder oder Jugendliche auch heute beschäftige, finden die beiden Pfarrer. Zum Beispiel gehe es um Streit mit den Eltern. Um den Konflikt zwischen dem jugendlichen Franziskus, der die Welt verbessern will, und seinen verständnislosen Eltern und Freunden, beschreibt es Arnulf Kaus genauer. Kein erhobener Zeigefinger, aber doch eine Botschaft.
Aufführungstermine
26. Mai, 17 Uhr, Uraufführung in Hedersleben
27. Mai, 16 Uhr, Halberstadt, St. Johannis
9. Juni, 17 Uhr, Schwanebeck
10. Juni, 16 Uhr, Wegeleben
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