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Einfach, aber nicht banal – so klingen die besonderen Predigten von Pfarrer Arnulf Kaus
Dass jeder Gott versteht

Pfarrer Arnulf Kaus | Foto: Dana Toschner
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Gottesdienste in leichter Sprache feiert Pfarrer Arnulf Kaus in Halberstadt. Nach dem Auftakt gibt es dieses Angebot in der Johanniskirche ein weiteres Mal am 1. September (17 Uhr). Uwe Kraus sprach mit dem Theologen. 

Was ist das: einfache, leichte Sprache?
Kaus:
Kurze Sätze und klare Formulierungen. Die einfache Sprache ist leicht zu verstehen, auch für Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen.

Ist dieser Gottesdienst ein neues Angebot für Migranten?
Nein, nicht nur! Das ist auch gut für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für alle anderen, die eine herkömmlichen Rede schwer verstehen: Kinder, Hörbehinderte, Senioren oder Menschen mit Demenz. Es ist ein Beitrag zur Inklusion. Gott will, dass ihn jeder versteht.

Hat Ihnen das die kirchliche Obrigkeit so verordnet?
So eine Order gibt es nicht, das wäre auch der falsche Weg, Sprache braucht ja Freiheit. Aber finden Sie nicht auch, dass die Bibel manchmal schwer zu verstehen ist? Dass die Lieder manchmal kompliziert daherkommen?

Heißt das nun: Tschüss Luther, Deine Sprache ist zu schwer?
Klar steht das, was wir zunehmend versuchen, im Widerspruch zu all den schönen und gehobenen Ausdrücken. Bloß: Was nützt uns ein schönes Gebäude mit feiner Freitreppe, die viele nicht begehen können?

Klingt etwas kompliziert.
Wir wollen Zugänge schaffen. Und das wirkt auch auf die anderen Gottesdienste. Denn einfache Sprache heißt auch für uns auf der Kanzel, sprachlich klar zu agieren und uns selbst bewusst zu machen, was wir sagen wollen. Und wir müssen uns auch fragen lassen, was wir mitunter durch blumige Rhetorik verbrämen und verschleiern wollen.

Wollen Sie das Niveau des Gottesdienstes absenken oder politisch korrekt sein?
Ich gebe zu: Die Organistin hat mich das vor dem ersten Gottesdienst in einfacher Sprache gefragt. Hinterher war sie angetan davon, was der Gottesdienst gebracht hat. Ich weiß auch, dass es nicht nur um das kognitive Verstehen der Wortverkündigung geht. Gottesdienst ist mehr – er lebt auch von Licht, Musik, Atmosphäre und Ritualen. Trotzdem sollen die Menschen verstehen können, was gesprochen wird. Dazu gehören übrigens auch technisch gut ausgesteuerte Lautsprecher.

Könnte man auch das Glaubensbekenntnis oder das Vaterunser umformulieren?
Das würde ich persönlich nicht tun. Das Vaterunser wirkt auch durch die Vertrautheit und die Wiederholung so stark. Aber es gibt durchaus Gemeindeglieder, die sagen: Wir müssen auch das vereinfachen.

Worüber haben Sie im letzten Gottesdienst in einfacher Sprache gepredigt? Welche Lieder hat die Gemeinde gesungen?
Johannes 6,35: Ich bin das Brot des Lebens. Ein kurzer, klarer Satz, einfacher geht es nicht. Da ist mir Jesus geradezu ein Vorbild in einfacher Sprache. Bei den Liedern ist es nicht so einfach. Wir haben kein Gesangbuch in leichter Sprache. Ich wähle Lieder aus, die kürzere Strophen und Wiederholungen haben und solche, von denen ich denke, dass sie bekannt sind. Noch ein Detail: Wir haben bunte Lesezeichen in die Bücher gelegt. Das hat vielen sehr geholfen.

Sind Sie zufrieden mit der Resonanz auf den ersten Gottesdienst in leichter Sprache?
Durchaus. In der Johanniskirche saßen über 50 Menschen, die unsere Zielgruppe für einfache Sprache sind: ältere Gemeindeglieder, aber auch eine Gruppe aus dem Cecilienstift. Ich kann auf die Besucher eingehen, ohne über ihre Köpfe hinweg zu reden. Aber vielleicht war unsere Kirche auch so voll, weil wir eine Erwachsenen-Taufe gefeiert haben.

Pfarrer Arnulf Kaus | Foto: Dana Toschner
Wer auch immer einen Gottesdienst besucht: Junge oder Alte, Menschen mit Demenz, Migranten oder Hörbehinderte – sie alle wollen Gottes Wort verstehen. | Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Autor:

Online-Redaktion

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