Trotz Hindernissen: Immer das Ziel vor Augen
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Lukas 18, Vers 31
Von Thomas Vesterling,Pfarrer in Weferlingen
Christian pilgert. Nicht nach Santiago de Compostela, sondern nach Jerusalem. In Pasewalk in der Uckermark ist er losgelaufen. Erst Richtung Prenzlau, dann nach Polen und durch die Ukraine. Die ersten Tage hat er irgendwo draußen geschlafen, bis er es gelernt hat zu fragen, ob er in der Scheune oder vielleicht auch mit im Haus übernachten darf. Romantisch, so sagte er mir später, war dieser Fußmarsch weniger, schön auch nicht immer, und doch so vielfältig und bereichernd, dass er darüber nicht angemessen reden, sondern nur schweigen kann. Menschen hat er getroffen und viel mit sich selbst zu tun gehabt. Über seine Familie hat er nachgedacht und kam, je weiter er ging, umso näher zu sich selbst.
Was wie eine Floskel klingen mag, ist ein Prozess, den mein Cousin Christian mutig angegangen ist. Er hat sich auf den Weg gemacht, wirklich aufgemacht in dem Wissen, dass er sich selbst neu kennenlernen wird. Er hat sich seinen Schwächen ausgesetzt und auch dem Vorwurf, er würde sich sein Talent und seine Gaben nur zu Nutze machen. Aber er hat eben dieses Ziel, Jerusalem!
Noch ist Christian nicht da, wo er hin will. Irgendwo kurz hinter der Ukraine war das Geld alle. Nun arbeitet er in der Schweiz und spart darauf, die zweite Etappe in Angriff nehmen zu können. Doch weil er eine Urlaubsreise mit seinen Eltern eingeschoben hat, ist er sicherlich schon längst im zweiten Teil angekommen. Was Christian durch sein Gebet und seine Reise zu oder eben auch mit Gott gelernt hat, vollendet sich nicht erst an den Toren zur Heiligen Stadt. Er zieht hinauf nach Jerusalem und begegnet seinen Eltern auf diesem Wege so getröstet und fürsorglich, so nachgiebig und aufmunternd wie nie zuvor. Ja, der Weg hat ihn verändert, befreit und ihm gezeigt, dass Gottes Segen uns an vielen Orten begegnen kann. In der Ferne und zu Haus. Durch ihn habe ich auch Mut bekommen und will es wagen, Gott heute schon ein Stück näherzukommen.
Autor:Online-Redaktion |
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