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Lust statt Frust
In unseren 3114 Gemeinden und Kirchspielen in der EKM engagieren sich Gott sei Dank sommers wie winters ungezählt viele Frauen und Männer jeden Alters. Wenn ich vor Ort frage, seit wann jemand in der Gemeinde mitarbeitet, lautet die Antwort oft: seit vielen Jahren!
Von Johann Schneider
Wir nennen das freiwillige Engagement etwas antiquiert „Ehrenamt“ –, wobei kaum jemand erklären kann, warum ein freiwilliger Dienst an und mit anderen Menschen unbedingt eine „Ehre“ sein soll. Wäre es nicht treffender, von Freiwilligendienst zu sprechen – um deutlich zu markieren, dass es kein unbefristetes Abonnement zum Ehrenamt gibt, sondern dieser Dienst jederzeit und freiwillig beendet werden kann?
Anders als oft behauptet, gibt es nämlich junge Menschen, die Lust haben, sich in der Gemeinde eine Zeit lang einzubringen – aber nicht gleich für sechs Jahre! Das bedeutet, dass die Älteren, die mancherorts seit 30 bis 40 Jahren in der Gemeinde das Sagen haben, bereit sein müssen, den Jüngeren das Steuer zu überlassen und sie machen zu lassen. Denn es muss ja nicht alles so bleiben, wie es war. Und wenn jemand sagt: ich würde schon mehr in der Gemeinde machen, aber mir fehlt die Zeit, dann heißt das oft übersetzt: Es reicht mir, es ist zu viel, und aus "freiwillig" ist ein „Muss“ und eine Last geworden.
Fatal wird es dann, wenn überlastete Ehrenamtliche die wenigen Hauptamtlichen als Schuldige ausmachen, denn wir sitzen im gleichen Boot. Als Christen sind wir nicht zuerst für die Dächer der 3791 Kirchen und für verstopfte WCs in alten Pfarrhäusern verantwortlich, sondern dafür, dass wir einander barmherzig zuhören, gemeinsam auf Gott und sein Wort hören und zusammen essen und feiern – das geht draußen unter freiem Himmel oft besser als in der Kirche!
Autor:Online-Redaktion |
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