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Kunst
Denkmalpfleger: DDR-Glaskunst war «Moderne im Verborgenen»

Holger Brülls hat ein Buch über die Glasmalerei in Sachsen-Anhalt geschrieben. | Foto: Cover
  • Holger Brülls hat ein Buch über die Glasmalerei in Sachsen-Anhalt geschrieben.
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Halle (epd) - DDR-Maler haben nach Auffassung des Kunsthistorikers Holger Brülls vom Landesdenkmalamt Sachsen-Anhalt mit der Glaskunst eine «Moderne im Verborgenen» entwickelt. Bereits in der Frühzeit der DDR habe es Tendenzen gegeben, diese Kunstform aus dem Kirchenbereich zu lösen und für nicht-religiöse Funktionen nutzbar zu machen, sagte er. Aus einer raffinierten Szene für Kunst, die in der DDR hergestellt wurde, sei eine «Moderne in der Nische geschaffen» worden.

Oft seien Kunstwerke mit politischen Parolen, der DDR-Flagge oder Hammer und Sichel versehen gewesen, sagte Brülls. Es gebe jedoch auch eine Fülle von Arbeiten beispielsweise in Rathäusern, Schulen und Polikliniken, die einen «ganz unpolitischen und künstlerisch freien Umgang» mit den Möglichkeiten der Glaskunst zeigten. Viele Künstler, die nach dem Mauerbau von 1961 geblieben seien, hätten sich «an den politischen Bevormundungen nicht großartig gestört». Sie hätten «einfach ihr Ding weitergemacht» und internationale Entwicklungen in ihr Schaffen aufgenommen.

In Veranstaltungsräumen von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und an Bauten der öffentlichen Verwaltung seien auf Fenstern DDR-Embleme abgebildet worden, so der Konservator vom Landesdenkmalamt. Darüber hinaus gebe es Werke etwa in Kliniken in Leipzig und in Treppenhäusern der Universität in Magdeburg, «die von politischer Plakat-Ästhetik gar nichts abbekommen haben». Dies sei autonome, baugebundene Kunst, bei der keine nennenswerte Beeinflussung oder gar qualitative Beeinträchtigung des Kunstmetiers Glasmalerei durch die politische Situation in der DDR sichtbar sei.

Die Denkmalpflege habe im Übrigen von dem Sanierungsstau der DDR profitiert, weil relativ wenig ersetzt, erneuert oder zerstört worden sei, sagte Brülls weiter: «Die Dinge sind verfallen und haben diesen Reparaturstau. Man muss jetzt unbedingt etwas machen, aber die Dinge sind noch da.» Der gesamte bauhistorische Bestand habe sich «im Wendejahr in desolater, aber noch fast unberührter Art» vorgefunden.
Das gelte auch für Glaskunst.

In der Folge seien Denkmalpfleger auch an entlegenen Stellen auf Werke aus den 20er, 30er, 50er, 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts gestoßen, die einen hohen gestalterischen Wert hätten, sagte Brülls. Vieles davon habe mittlerweile als Kunst der jüngeren Vergangenheit auch Denkmalwert.

Brülls, Holger: «Reise ins Licht. Glasmalerei in Sachsen-Anhalt vom Expressionismus bis zur Gegenwart», ISBN 978-3-948618-49-0.

Autor:

Katja Schmidtke

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