»Ihr singt sehr gut!«
Großes Lob vom Papst: Der Stadtsingechor zu Halle gestaltete in Rom die Vesper mit dem katholischen Kirchenoberhaupt
Von Claudia Crodel
Die prächtigen päpstlichen Basiliken, das gemeinsame Proben und Singen mit dem päpstlichen Chor Capella Pontificale »Sistina« und die direkte Begegnung mit Papst Franziskus – all dies werden die 50 jungen Sänger des Stadtsingechores zu Halle noch lange in Erinnerung behalten, die im Januar in Rom gastierten.
Der Knabenchor aus der Saalestadt nahm an der Gestaltung der vom Papst zelebrierten feierlichen Vesper anlässlich des Festtags der Bekehrung des Apostels Paulus teil. Die Feier fand in der Basilika San Paolo fuori del Mura statt, der Kirche, die im 4. Jahrhundert über dem Grab des Apostels Paulus gebaut und nach einem Brand im
19. Jahrhundert originalgetreu wieder errichtet wurde.
Seit der Zeit von Papst Paul VI. ist es üblich, dass zu der Vesper Gäste aus der Ökumene eingeladen werden, um gemeinsam für die Einheit der Christen aller Konfessionen zu beten. Seit Papst Benedikt XVI. wird die ökumenische Einladung auch auf die musikalische Gestaltung der Vesper ausgeweitet, indem der Chor der Sixtinischen Kapelle gemeinsam mit einem Gastchor auftritt. In diesem Jahr wurde der Stadtsingechor zu Halle dazu eingeladen.
Der Knabenchor, der seit Ende des Zweiten Weltkriegs in städtischer Trägerschaft ist, hat seine Wurzeln im Jahr 1116, als das Augustiner-Chorherrenstift Neuwerk vor den Toren der Stadt Halle gegründet wurde. Seit der Reformationszeit war er für die Gestaltung gottesdienstlicher Musik in den Hauptkirchen der Stadt Halle verantwortlich. Auch heute liegt sein Hauptaugenmerk in der Pflege geistlicher Chormusik, insbesondere der mitteldeutschen Chortradition.
Nach Rom war der Stadtsingechor sehr kurzfristig eingeladen worden. »Wir haben die Einladung erst im November von der Stiftung Fondazione Pro Musica Arte Sacra erhalten«, erzählt Chordirektor Clemens Flämig. Für den traditionsreichen Knabenchor aus Halle war es natürlich eine besondere Ehre, dass gerade er für die Teilnahme an der Vesper angesprochen wurde. Da nahmen es die jungen Sänger im Alter von zehn bis 18 Jahren sogar in Kauf, in ihren Weihnachtsferien zuhause zu üben, denn es waren auch neue Stücke gefragt.
So sangen sie gemeinsam mit dem Chor der Sixtinischen Kapelle Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina und ein Magnificat von Orlando di Lasso. Zudem wartete der Stadtsingechor zu Beginn und am Ende der Vesper mit Chorwerken der lutherischen kirchenmusikalischen Tradition auf, mit Kompositionen von Telemann und Mendelssohn Bartholdy.
Der Romaufenthalt hatte für die Hallenser übrigens mit einem ganz besonderen Erlebnis begonnen: Der Chor hatte sich vor die Vatikanische Audienzhalle begeben und dort Telemanns »Das ist meine Freude« angestimmt. Auf seinem Weg zur Audienzhalle kam der Heilige Vater dazu und hörte aufmerksam zu. »Ihr singt sehr gut!«, sagte Papst Franziskus und hob den Daumen. Ein sehr außergewöhnliches Lob für die Chorknaben.
Danach bedankte sich das Kirchenoberhaupt bei Chorleiter Flämig und stellte sich mit den Sängern zu einem gemeinsamen Foto auf. »Es war für alle sehr beeindruckend, diesem Papst begegnen zu dürfen«, so Clemens Flämig.
Autor:Online-Redaktion |
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