Wort zur Woche

Wie ist es in der WG mit Gott?

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2, Vers 19

Gottes Hausgenosse sein – ist es so wie damals, als ich mit Paula in die WG gezogen bin? Keine Heizung, kein Bad, das Klo auf dem Flur. Unsere Habseligkeiten passten in einen Kombi, die Küche war dürftig, aber ausreichend ausgestattet. Unser einziges Problem war der überlaufende Senfeimer unter der Spüle, weil der Abfluss fehlte. Das Leben war luftig, frei und unbeschwert in dieser Zeit.
Oder ist es wie das Zusammenziehen von Frank und Simone? Lange sind sie schon ein Paar, leben in getrennten Wohnungen. Aber die Altstadtwohnung ist wie geschaffen für sie. Nun heißt es, den Hausrat zweier Haushalte zusammenzutragen. Hat die angeschlagene Kaffeetasse noch Platz in der Küche? Das Geschirr ist das geringere Problem; eher schon die Frage, welche der beiden Spülmaschinen länger durchhält. Leben aus der Fülle und in Sorge um das Hab und Gut.
Oder ist es wie bei Gerhard: Seinen Sessel durfte er mitnehmen und seinen Schrank mit den Sammeltassen. So viel bleibt ihm noch. Ja, das Zimmer in der Seniorenresidenz ist ganz schön, der Blick auf den Garten im Innenhof. Die Pflegekräfte sind freundlich, und Treppensteigen muss er auch nicht mehr. Aber kann er sich einleben in diesem großen Haus; immer vor Augen, wie das Leben unaufhaltsam verrinnt?
Wie ist das, Gottes Hausgenosse zu sein und Heiliger? Werde ich mich einfinden können in diese Gemeinschaft? Wird sie mir Nähe schenken und Geborgenheit? Werde ich der Verantwortung gerecht? Werde ich dort Freiheit finden und Seelenruhe? Werde ich dort unbesorgt aus meiner Lieblingstasse trinken oder mit Bedauern auf mein altes Leben zurück-blicken?
Ich gehöre nun dazu. Kein Gast mehr, und kein Fremdling. Hier ist nun mein Platz. Hier ist meine Heimat. Ein Gefühl von Geborgenheit mitten im Chaos der Welt; Ankommen können nach einem langen Tag; Vertrauen haben, dass ich hier bleiben kann. Für immer, jetzt und in Ewigkeit.
Pfarrer Olaf Wisch, Luthergemeinde Halle