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Helmut Gleim ist gestorben
Ein Leben lang der Kirchenmusik verschrieben

Prof. Helmut Gleim prägte 
Generationen von Kirchenmusikern. | Foto: Foto: Gert Richter
  • Prof. Helmut Gleim prägte
    Generationen von Kirchenmusikern.
  • Foto: Foto: Gert Richter
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Am 5. November 2020 ist im 86. Lebensjahr Kirchenmusikdirektor Professor Helmut Gleim in Halle (Saale) gestorben.
Ein Leben lang hat sich Helmut Gleim der Kirchenmusik gewidmet, hat sich ihr voll und ganz verschrieben. Nun darf er in Gottes ewigem Reich mit allen Sinnen erfahren, wovon er in seiner Musik Kunde getan, worauf er gehofft und diese Hoffnung im Glauben so vielen Menschen weitergegeben hat.
Am 3. Juli 1935 kam er in Lüdenscheid zur Welt, verbrachte Kindheit und frühe Jugend im thüringischen Mühlhausen und kam schon 1953 zum Studium an die Kirchenmusikschule nach Halle. Bis zur bestens bestandenen A-Prüfung hielt er sich nur 4 Jahre auf und wurde 1957 Kantor in Schönebeck an der Elbe. Dort lernte er seine Frau Christa kennen; die beiden heirateten 1970 und bekamen 2 Söhne, Eckart und Stefan.
Als 24-jähriger wurde Helmut Gleim an der Moritzkirche in Halle Nachfolger seines Lehrers Heinz Wunderlich, der 1959 nach Hamburg an die Hauptkirche St. Jakobi und an die dortige Musikhochschule gewechselt hatte. 1960 bereits begann Helmut Gleim seine Lehrtätigkeit als Dozent für künstlerisches und liturgisches Orgelspiel, Chorleitung und Harmonielehre an der hallischen Kirchenmusikschule – er war landesweit der Jüngste in einem solchen Amt. 2005 beendete er seine Hochschullehrtätigkeit – nach 45 Jahren.
Ich lernte ihn mit Beginn meines Studiums in Halle 1970 kennen. Seither sind wir bis zu seinem Tode in diesem Jahr in Austausch und Kontakt geblieben.
Helmut Gleim war 1970 in seinem letzten Jahr an der Moritzkirche, auf dem Sprung in sein Kirchenmusikeramt an der Marktkirche St. Marien – das er sodann als Nachfolger des legendären Organisten Prof. Oskar Rebling antrat. Wir Studierenden zogen wöchentlich zur Moritzkirche. Dort spielte Helmut Gleim an einer winzigen einmanualigen Winterkirchenorgel Bachs „Kunst der Fuge“. Das gesamte Werk in mehreren Konzertabenden! Er spielte zuerst, erklärte dann und spielte noch einmal.
Ich weiß nicht mehr genau, was mich mehr beeindruckte: sein fehlerloses präzises Spiel oder seine profunden Kenntnisse zum Werk oder die ernsthaft humorvolle Redeweise seiner Vorträge …
Später – an größeren Orgeln – wurde er mit Konzerten gemeinsam mit dem Tänzer und Choreografen Manfred Schnelle landesweit bekannt.
Die Arbeit mit Chören rückte ab 1970 mehr und mehr in den Focus des Dirigenten Helmut Gleim. Er gründete die „Hallesche Kantorei“ und leitete diesen großen übergemeindlichen Chor fast 40 Jahre lang. Ein weiteres Projekt war das „Collegium vocale“. Ich durfte eines der ersten Konzerte dieses semiprofessionellen Kammerchores mitsingen: die „h-Moll-Messe“. Mit 27 Sängerinnen und Sängern und relativ kleinem Orchester. Der Konzertmeister war einer der Vorreiter für die historisch informierte Aufführungspraxis, der unvergessene Manfred Otte. Diese Aufführung hat mein musikalisches „Weltbild“ nachhaltig verändert.
1978 wurde Helmut Gleim zum Direktor der Kirchenmusikschule Halle berufen. Auch hier stand Chorarbeit ganz vorn; beeindruckend seine Konzerte und seine methodisch beispielhafte Vermittlung der Musik. Er führte das Haus bis Ende 1999, das Matrikel verzeichnet in diesen Jahren die Nummern 1214 bis 1530. Zum 70. Jubiläum der Ausbildungsstätte 1996 schrieb die langjährige stellvertretende Direktorin und Prorektorin Prof. Dr. Ursula Hermann über ihren Chef: „Sein Hauptanliegen ist es, den ihm anvertrauten angehenden Kirchenmusikern die ganze Breite und Tiefe ihres späteren Aufgabenbereiches zu vermitteln, sie in die verschiedenen Formen der Gemeindepraxis einzuüben, ihnen ihre hohe theologisch-musikalische als auch musikpädagogische Verantwortung aufzuzeigen und sie darüber hinaus zu tüchtigen Organisten und Chorleitern heranzubilden.“
Helmut Gleim führte mit Diplomatie und klugem Geschick das Institut durch die letzten Jahre der DDR und konnte die staatliche Anerkennung der nunmehr „Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle (Saale)“ durch das Land Sachsen-Anhalt erreichen. 1993 erhielt er den Titel „Professor“. Für sein künstlerisches und pädagogisches Wirken wurde er mit dem „Händelpreis“ der Stadt Halle und dem „Bundesverdienstkreuz am Bande“ geehrt.
Kirchenmusikdirektor Professor Helmut Gleim blieb in seinem langen beeindruckenden Berufsleben, vor dessen Lebensleistung ich mich in Ehrfurcht verneige, ein nahbarer Mensch und emphatisch gestimmter Kollege. Er wurde vielen, die er geprägt hatte, ein Freund.
Ich wurde im Jahr 2000 sein Nachfolger als Rektor der Hochschule. Zu meiner Verabschiedung in den Ruhestand 2017 schickte er mir ein Grußwort und ich darf ihn selbst daraus zitieren: „Ganz sicher ist es für uns beide ein Geschenk gewesen, in unserem Berufsleben mit einer so positiven und verantwortungsvollen Aufgabe betraut zu sein.“
Zwei Begegnungen möchte ich nicht missen und vergessen: an seinem 80. Geburtstag, den Helmut Gleim in großer Runde in seinem Lieblingsgasthof feierte, lud er mich ein, an seinem Tisch ihm gegenüber Platz zu nehmen. Und am 85. Geburtstag gestattete ihm sein
Gesundheitszustand, noch einmal einen kleinen Empfang zu Hause zu geben. Gemeinsam mit dem jetzigen Rektor Prof. Peter Kopp durfte ich dort dabei sein. Dankbar erinnern wir uns an diese letzte Begegnung.
Gemeinsam mit vielen anderen denke ich an das Leben Helmut Gleims. Und unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Gott möge ihnen Trost geben und Helmut Gleim sein ewiges Licht leuchten lassen!

KMD Prof. Wolfgang Kupke

Autor:

Online-Redaktion

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