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Essen, Hilfe und Anerkennung

Hilfe bei den Hausaufgaben: Die ehemalige Grundschullehrerin Gabriele John-Buchwald unterstützt Hrwjin (Mitte) und Shirin. | Foto: Claudia Crodel
  • Hilfe bei den Hausaufgaben: Die ehemalige Grundschullehrerin Gabriele John-Buchwald unterstützt Hrwjin (Mitte) und Shirin.
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Kinderbetreuung: Der CVJM betreibt in Halle vier Einrichtungen

Von Claudia Crodel

Hausaufgaben in Deutsch sind für die neunjährige Shirin nicht einfach. Aus Silben soll das Mädchen, das die zweite Klasse besucht, Wörter bilden und diese aufschreiben. Doch selbst das Abschreiben fällt dem Mädchen schwer.
Allein würde Shirin ihre Aufgaben wohl nicht bewältigen. Jeden Tag nach Schulschluss kommt sie in die »Schnitte« im Erdgeschoss eines Hochhauses in Halle-Neustadt. Die vom Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) getragene Einrichtung ermöglicht es Kindern aus sozial schwachen Familien sowie Familien, die aus anderen Ländern nach Halle gekommen sind, den Nachmittag sinnvoll zu verbringen.
Zunächst bekommen alle eine warme Mahlzeit. Für die Kinder aus Familien mit den unterschiedlichsten sozialen Problemlagen bisweilen die einzige richtige Mahlzeit. »Gekocht wird in den Familien kaum. Am Wochenende bekommen sie vielleicht mal eine Pizza oder etwas aus dem Fastfood-Restaurant«, erzählt Bettina Schaper, die Leiterin der Schnitte-Ost.
Der CVJM hat das Projekt »Schnitte« im Jahr 2004 aus der Taufe gehoben. Im März 2005 eröffnete der Verein mitten in Halle-Neustadt in einer ehemaligen Wohnung die erste Einrichtung. »Der Zulauf war groß, so groß, dass es heute vier derartige Anlaufpunkte, verteilt über die ganze Neustadt, gibt. Täglich werden rund 75 Mädchen und Jungen vom ersten Schuljahr an betreut«, erläutert der Projektleiter Friedhelm Fitz. Die Ältesten sind 14 Jahre. Manche Jugendliche kommen auch später noch vorbei, wenn sie Probleme haben und Rat suchen.
Allein in die Schnitte-Ost kommen jeden Tag 25 bis 30 Kinder. Betreut werden sie vor allem von Helfern, Menschen, die über die Soziale Teilhabe des Jobcenters eingesetzt sind. Zudem gibt es Integrationshelfer. Finanziert wird das Ganze von der evangelischen Kirche, dem Jugendamt der Stadt und durch Spenden. Erst kürzlich bekam das Projekt die Kollekte, die beim Himmelfahrt-Gottesdienst des »Kirchentags auf dem Weg« in Halle eingenommen wurde: 3 450 Euro.
Die Tafel hilft mit Lebensmitteln, immer mittwochs kommen 75 Essens­portionen vom Krankenhaus Martha-Maria. Mehrere evangelische Kirchengemeinden sammeln zudem Lebensmittel für die »Schnitte«.
»Die Kinder erhalten auch Unterstützung bei ihren Hausaufgaben und können ihre Freizeit bei uns verbringen«, erläutert Bettina Schaper. Während sich Shirin mit Buchstaben, Silben und Wörtern beschäftigt und die Drittklässlerin Hrwjin, die vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland kam, eine Aufgabe für den Heimatkundeunterricht erledigt, sitzen in einem anderen Raum vier Jungen beim Kartenspiel. Ein Mädchen löffelt Nudelsuppe, wieder andere unterhalten sich.
Shirin und Hrwjin bekommen Unterstützung von Gabriele John-Buchwald, die in der »Schnitte« nur Gabi genannt wird. Die Grundschullehrerin, die ihren Beruf aufgrund einer Erkrankung an Multipler Sklerose aufgeben musste und im Rollstuhl sitzt, kommt vier Mal die Woche und hilft, wie sie nur kann. Die Internetrecherche, die Hrwjin für ihre Hausaufgabe braucht, läuft über Gabis privates Handy.
Doch egal ob Essen oder Hilfe bei den Hausaufgaben: »Das Wichtigste für die Kinder ist, dass sie hier bei uns ernst genommen werden und die Anerkennung finden, die sie oft in der eigenen Familie nicht erhalten«, sagt Friedhelm Fitz.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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