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Garten zwischen Plattenbauten

Gemeinsam gärtnern: Die siebenjährige Lea (l.) und ihre Mutter Anne Bamberg (r.) arbeiten gerne in den »Bunten Beeten«, an diesem grauen Herbsttag ist auch Sozialpädagogin Magdalena Gatz (Mitte) dabei. | Foto: Claudia Crodel
  • Gemeinsam gärtnern: Die siebenjährige Lea (l.) und ihre Mutter Anne Bamberg (r.) arbeiten gerne in den »Bunten Beeten«, an diesem grauen Herbsttag ist auch Sozialpädagogin Magdalena Gatz (Mitte) dabei.
  • Foto: Claudia Crodel
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Integration und Nachbarschaft: Ausgezeichnetes Projekt der evangelischen »Villa Jühling«

Von Claudia Crodel

Ein Garten mit Gemüsebeeten, Komposthaufen, Gerätehäuschen, Öko-Plumpsklo und Ruheplätzen – das klingt nicht gerade nach einem einstigem DDR-Neubauviertel am Rande einer Großstadt. Doch genau in einem solchen Stadtteil, mitten in Heide-Nord in Halle, findet man den Gemeinschaftsgarten »Bunte Beete«.
Er ist für das ganze Stadtviertel offen, hier kann jeder, der Lust hat, gärtnern. Kann das funktionieren? Ja. Das beweist jetzt sogar ein Preis der Deutschen Umwelthilfe, den das Projekt als »Garten der Integration« erhalten hat.
Das Projekt leiten Sozialpädagogen des evangelischen Projekt- und Bildungszentrums »Villa Jühling«. »Seit 2015 bieten wir in Heide-Nord ein Elternfrühstück an«, sagt Magdalena Gatz. Die Teilnehmer, das wurde schnell klar, sehnten sich nach einem Ort der Begegnung. Gatz hatte von Gemeinschaftsgärten in Berlin gehört. Die Gruppe fuhr in die Bundeshauptstadt und schaute sich zwei Projekte an. »So etwas würden wir auch gern haben«, war die einhellige Meinung. Also wurde ein eigenes Projekt konzipiert und bei der Quartierssitzung mit Vertretern der Stadt und der Wohnungsgesellschaften vorgestellt. Die Hallesche Wohnungsgesellschaft stellte ein Grundstück zur Verfügung, und im Frühjahr 2016 ging es los. Die Teilnehmer machten das Gelände urbar, legten Beete an, bauten Gerätehaus, Ökoklo, Unterstand und zogen rundherum einen kleinen Zaun. Die Pflanzen werden teilweise mit den Grundschulkindern vorgezogen. Die haben vor einigen Tagen noch Kürbisse geerntet und im Hort eine Suppe daraus gekocht. »Ging es anfangs vor allem ums Gärtnern, haben wir schnell festgestellt, dass viele Kinder Gemüsesorten gar nicht zuordnen können. Deshalb ist auch die Bildung nun ein wichtiger Schwerpunkt«, sagt Sozialpädagogin Gatz.
Anne Bamberg ist sehr oft mit ihren drei Kindern Franzi (10 Jahre), Lucas (9) und Lea (7) im Gemeinschaftsgarten. »Man ist hier an der frischen Luft. Pflanzen, ernten, essen, da spart man auch«, sagt die Mutter einer finanziell nicht so gut gestellten Familie. Doch vor allem freut sie sich, dass sie unter Leuten ist und verschiedene Kulturen kennenlernt. Dabei denkt sie vor allem an einen jungen Mann aus Afghanistan.
Bei den »Bunten Beeten« gibt es Gemeinschaftsbeete und solche, die von Einzelpersonen oder Gruppen gegen eine Gebühr genutzt werden. Es kommen Senioren, Familien, Kindergruppen, Geflüchtete, Leute aus den nahegelegenen Behindertenwerkstätten, die im Stadtteil in einer ambulanten Wohngemeinschaft leben. Eindrucksvoll zeigt sich in dem Miteinander, wie Integration im Alltag funktionieren kann, wie Gemeinschaft und Nachbarschaft im Stadtviertel aktiviert wird.
»Natürlich bleiben auch Gruppenprozesse und Probleme nicht aus, aber die können ja diskutiert werden«, sagt Magdalena Gatz. Das tut man vor allem bei der Frühstücksrunde jeden Mittwoch. Gab es bereits Zerstörungen im Gelände? Nein, Fehlanzeige. »Das liegt wohl daran, dass die Menschen aus dem Stadtteil hier alles selbst gemacht haben«, vermutet Magdalena Gatz.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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