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Antisemitismus
Halle gedenkt der Opfer des Synagogen-Anschlags

Blumenkränze vor der Synagoge in der Humboldtstraße | Foto: Katja Schmidtke
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Bei einer Gedenkveranstaltung am Montag erinnerten Vertreter aus Politik und Gesellschaft an die Opfer des Attentats auf die Synagoge vor vier Jahren. Mit einem Spendenprojekt wurde ein Zeichen der Hoffnung gesetzt.

Um 12 Uhr ist das öffentliche Leben in Halle am Montag für kurze Zeit zum Erliegen gekommen. Mit einer Schweigeminute gedachte die Stadt der Opfer des rechtsterroristischen Anschlags vor vier Jahren, bei dem ein Attentäter versuchte, in die Synagoge einzudringen und dabei zwei Passanten tötete. Straßenbahnen blieben für einen Moment stehen, und zum Zeitpunkt des Anschlags um 12.03 Uhr läuteten die Kirchenglocken. Das Attentat sei eine Zäsur gewesen und habe das Land verändert, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bei einer Gedenkstunde vor der Synagoge. Für viele Menschen sei das Leben seitdem nicht mehr dasselbe.

Der Regierungschef warnte davor, den Anschlag als Tat eines isolierten Einzelgängers zu verharmlosen. „Sie war Ausdruck eines im Rechtsextremismus weit verbreiteten Antisemitismus“, sagte Haseloff. Auch in der Gesellschaft gebe es Judenfeindlichkeit. Alltagsantisemitismus sei für viele Menschen in Deutschland eine bedrohliche Erfahrung. „Der Bogen der Geschichte neigt sich nicht zwangsläufig in Richtung Demokratie“, mahnte der Regierungschef.

Auch Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) rief zur Wachsamkeit gegenüber judenfeindlichen Strömungen auf. Er zitierte das Gedicht „Warnung vor Zugeständnissen“ des Schriftstellers Erich Fried (1921-1988). Für den Abend war eine Gedenkveranstaltung der Stadt auf dem Marktplatz am Roten Turm geplant.

Der Opferbeauftragte des Bundes, Pascal Kober (FDP), sagte, Staat und Gesellschaft müssten den Betroffenen des Anschlags bestmögliche Unterstützung geben. „Da können wir noch ein Stück besser werden“, betonte Kober. Hilfen für Opfer müssten schneller und unbürokratischer gewährt werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte am Montag auf X, vormals Twitter: „Nie wegschauen - dazu mahnt uns der Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle. Seine Opfer bleiben unvergessen.“ Weiter schrieb er: „Es ist unsere Pflicht, Antisemitismus hart zu bekämpfen. Jüdinnen und Juden müssen in unserem Land angstfrei leben können.“

Im Anschluss an die Gedenkstunde starteten die Organisationen „Keren Hayesod“, nach eigenen Angaben eine weltweit tätige Wohltätigkeitsorganisation für Menschen Israels, sowie der Verein „Christen an der Seite Israels“ ein Spendenprojekt, um eine Tora-Rolle für die Synagoge in Halle zu finanzieren. Haseloff schrieb als erster einen Buchstaben für die handgeschriebene Tora-Rolle. Ihm folgte der Vater des bei dem Anschlag getöteten Jugendlichen Kevin Schwarze.

Am 9. Oktober 2019, dem jüdischen Feiertag Jom Kippur, verübte der Rechtsterrorist Stephan B. einen Anschlag auf die Synagoge und tötete dabei eine 40-jährige Frau vor dem Gotteshaus und einen 20 Jahre alten Mann an einem benachbarten Imbiss. Zwei weitere Menschen verletzte er schwer. Sein Versuch, in die Synagoge einzudringen, scheiterte an der Tür. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte B. im Dezember 2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Im Mai dieses Jahres wurde der Täter erneut angeklagt, nachdem er bei einem Fluchtversuch aus der Justizvollzugsanstalt Burg zwei Geiseln genommen hatte. (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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