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Roter Hahn trifft Roten Ochsen

Christiane Thiel | Foto: Markus Scholz/Uni Halle

Weihnachten: Studenten feiern mit Inhaftierten im Gefängnis

Die Evangelische Studentengemeinde (ESG) Halle, deren Symbol der rote Hahn ist, besucht kurz vor dem Heiligen Abend die Inhaftierten der als »Roter Ochse« bekannten Vollzugsanstalt mitten in Halle. Katja Schmidtke im Gespräch mit Hochschul- und Studierendenpfarrerin Christiane Thiel.

Eine Weihnachtsshow von Studenten für Häftlinge? Was steckt dahinter?
Thiel:
Die Idee ist alt und gehört in die Tradition der Hallenser ESG. Ich habe nur etwas wieder aufgewärmt und dank der wunderbaren und unkomplizierten Zusammenarbeit mit Gefängnisseelsorgerin Barbara Sonntag kam alles gut in die Bahn. Die Gefängnisleitung hat offen und dankbar reagiert.

Weihnachtsgefühle hinter Gittern: Wie funktioniert das?
Thiel:
Menschen ohne Aussicht auf ein Familienfest, mit wenig Frieden und voller Anspannung und Sorgen – Gefangene in diesen Tagen stehen unter großer Belastung. Ich erwarte Unruhe, verborgene Sehnsucht und Aufregung auf beiden Seiten. Viele Studierende kommen mit. Viele Gefangene werden da sein. Ich werde mein Bestes geben, beide Seiten zu »fesseln«. Kurze Sätze. Klare Gefühle. Weihnachten eignet sich hervorragend für ein Fest hinter Gittern: ungewollte Schwangerschaft, minderjährige Eltern, extreme Geldnot, Obdachlosigkeit und Fremdheit.

Was erwartet die Strafgefangenen?
Thiel:
Weihnachtliche Popsongs aus jungen Kehlen. Eine kleine Band mit drei soften Stücken. Ein einfaches und klares Krippenspiel mit 20 Mitspielenden und einem sehr großen Engelchor. Ein paar Worte von mir. Zwei Weihnachtslieder zum Mitsingen. Vielleicht eine Geschichte.
Die Gefängnisseelsorgerin hat uns an einem Gemeindeabend sehr gut vorbereitet. Da hatten viele Fragen Platz. Danach haben die Studierenden, besonders um Studentin Linda Steinmeier, ein eigenes Krippenspiel geschrieben. Jetzt fragen sich viele: Wie wird sich das für uns anfühlen? Eingeschlossen zu sein? Denen gegenüber zu stehen, die gefangen sind in Urteilen, Schuld, Angst oder Sorgen? Was machen wir, wenn wir nicht ankommen, wenn unser Publikum uns ablehnt?
Wir haben uns danach Zeit genommen: Ich lade alle Mitwirkenden zum Essen ein, das ich für sie gekocht habe. Wir sprechen über unsere Gefühle und Eindrücke. Und lassen den Abend mit Glühwein und alkoholfreiem Punsch ausklingen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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