Abschied von Ralf Kleist am 15. Juli in Jena
Trauergottesdienst in der Stadtkirche
Mit Ralf Kleist, der am 2. Juli im Alter von 55 Jahren verstarb, verliert die Evangelische Kirche nicht nur den Leiter der Kirchensozialarbeit der Diakonie Ostthüringen, sondern auch einen wichtigen Gestalter.
Von Doris Weilandt
Zahlreiche Veranstaltungsreihen im Kirchenkreis Jena tragen seine Handschrift: die Kulturkirche, die Sommer-Garten-Konzerte auf dem Johanniskirchhof, der Kunstgarten, die Seniorenrikscha und der Martinsschmaus sind nur einige Beispiele.
Zu den ersten größeren Aufgaben, die Ralf Kleist für die Diakonie übernahm, gehörte die Leitung der christlichen Kindertagesstätte „Arche Noah“ in Jena. Dort hat ihn Michael Ilmer vor 27 Jahren als Zivi kennen- und schätzen gelernt. Gemeinsam gründeten sie die Sams-Initiative: „Samstag miteinander spielen“. Über Großspiele und Buffets erreichten sie auf der Straße Menschen aller Generationen. Die Bewegung wuchs und wuchs. Ihr Zentrum war das Rüstzeitheim in Kunitz. „Wir haben viele Feste veranstaltet mit Theater und Essen“, erinnert sich Ilmer. Jährlich konnten sich dort auch Kinder aus der Region Tschernobyl erholen und neue Lebenskräfte sammeln. Dass sich die Kirchgemeinde gegen die Betreibung entschieden hat, schmerzte Ralf Kleist sehr, der das barocke Pfarrhaus zu DDR-Zeiten selbst mit zum Rüstzeitheim ausgebaut hatte.
Die nächste große Aufgabe war der Ausbau der ehemaligen Schule im Jenaer Stadtteil Löbstedt zum Vereinshaus für den inzwischen gegründeten Verein, mit Kindergarten, Wohnungen und Küche. Ein weiteres Projekt: die Kulturkirche. „Wir haben die Kirche – bis auf das Streichen – in Eigenleistung saniert und umgebaut. Seitdem gibt es hier Lesungen und Konzerte“, erzählt Ilmer, der inzwischen in diesem Projekt angestellt ist. Vor allem im Sommer waren die wenigen Sams-Mitstreiter um Ralf Kleist mit ihm jedes Wochenende zur Betreuung kultureller Veranstaltungen unterwegs. Um diese gewaltige Aufgabe zu meistern, waren oft auch die Familien eingebunden. „Wir haben sehr viel gemacht und immer wieder etwas Neues“, sagt Ilmer.
Auch Superintendent Sebastian Neuß schätzt Ralf Kleist als unermüdlichen Erneuerer: „Uns fehlt ein tief von seiner Mitwelt bewegter und ihr innig verbundener Mensch, ein einmaliger Netzwerker, der sich mit großer Selbstverständlichkeit und einem großen Herzen quer durch alle kirchlichen, stadtpolitischen und soziokulturellen Räume bewegte. Wir werden seine Ideen vermissen, Menschen an schönen Plätzen zusammenzubringen, seinen aufmerksamen Blick für Benachteiligte, seinen unnachgiebigen Gerechtigkeitssinn, sein bürgerschaftliches Engagement gegen alle extremistischen Übergriffe auf seine geliebte Geburtsstadt.“ „Diakonie vor Ort“ nannte Ralf Kleist ein Projekt, mit dem er über die bestehenden Hilfsangebote hinaus ein Netzwerk für bedürftige Menschen schaffen wollte. Ein Sozial-Unternehmen im Sinne des Wortes.
Sein Tod ist auch für die regionale Künstlerszene ein schwerer Verlust. Den Musiker „Doc Fritz“ alias Tim Liebert verbindet mit Ralf Kleist eine innige Freundschaft. „Er hat sich sehr für regionale Künstler engagiert und auch bei großen Veranstaltungen Auftrittsmöglichkeiten geschaffen. Ich kannte ihn über 30 Jahre. Bei allem, was er organisiert hat, hat er sich nie in den Vordergrund gedrängt.“ Mitten in den Vorbereitungen des „Martinschmaus-Sommer-Picknicks“ erreichte die Todesnachricht die beiden Mit-initiatoren Berno Kremlitschka und Volker Lissner: „Sein Engagement war stets uneigennützig. Sein Blick galt denen, die oft in Vergessenheit geraten. Die Lücke, die Ralf Kleist hinterlässt, kann niemand füllen. Dennoch wollen wir gemeinsam in seinem Geiste weiter wirken.“
Trauergottesdienst: Donnerstag, 15. Juli, 10 Uhr, Stadtkirche St. Michael Jena
Autor:Online-Redaktion |
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