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Neuinterpretation der Weihnachtsgeschichte
WhatsApp von Gott

Markus Bendik (Josef), Ava Bätz (Maria), Jacob Willer (Gabriel) und Drehbuchautor und Regisseur Silas Weitsch  | Foto: Beatrix Heinrichs
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  • Markus Bendik (Josef), Ava Bätz (Maria), Jacob Willer (Gabriel) und Drehbuchautor und Regisseur Silas Weitsch
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Was wäre, wenn ... ? Mit dieser Fragen beginnen nicht selten die Geschichten, die noch lange nachdem sie erzählt sind, in uns nachhallen. So auch der Kurzfilm "Silver Lining" von Silas Weitsch. Der 17-jährige Schüler aus Jena wagt sich mit seinem 30-minütigen Stück an eine Neuinterpretation der Weihnachtsgeschichte. Knapp ein Jahr lang hat er mit seinen Freunden aus der Jungen Gemeinde des Nord-Sprengels an der Umsetzung gearbeitet. Am kommenden Donnerstag soll der Film im  Schillerhofkino laufen.

Von Beatrix Heinrichs

Maria ist ein Teenager wie jeder andere. Die 17-Jährige geht gerne zu Partys und hat außer Jungs und Schule eigentlich keine anderen Probleme – bis sie feststellen muss, dass sie schwanger ist. Was nun beginnt ist eine Achterbahn der Gefühle – und ein Lauf gegen die Zeit. Auf dem Spiel steht nämlich nichts Geringeres als Gottes großer Plan von der ersten Weihnacht.

Mit seinem ersten Kurzfilm "Silver Lining" (deutsch: Silberstreif) holt Silas Weitsch die Weihnachtsgeschichte ins 21. Jahrhundert – mit allem, was dazu gehört: einer dröhnenden Techno-Party, dem ersten Rausch, herzzerreißendem Liebeskummer und dem obligatorischen Zoff mit den Eltern. Dass der Engel Gabriel Gott per WhatsApp auf dem Laufenden hält, ist da nur folgerichtig.

Ein ordentliches Schippchen Gegenwart

Das Drehbuch zu dem 30-Minuten-Film, bei dem er auch Regie führte, hat der 17-Jährige selbst geschrieben. Schon die biblische Vorlage bietet alles, was eine gute Geschichte haben muss: Protagonisten, mit denen sich jeder identifizieren kann, Konfliktpotenzial, Spannung und schließlich ein Happy End.

"Silver Lining" steht dem Original in nichts nach – im Gegenteil. Der Film ist eine großartige, zeitgemäße Adaption. Silas Weitsch, selbst im Alter seiner Protagonisten, packt auf die prekäre Situation, in der sich die junge Maria befindet, noch ein ordentliches Schippchen Gegenwart, angehaucht mit einer Portion "Female Empowerment". Maria, die nach dem Rausch auf der Party, im buchstäblichen Sinne "wie die Jungfrau zum Kinde kommt", kämpft dabei weniger mit den eigenen Gefühlen als den Interessen der anderen.

Zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke 

Da ist Gabriel (Jacob Willer), der nun Gottes Plan den Weg ebnen soll. Auch mit Josef (Markus Bendik) hadert sie, der an seiner Liebe zu ihr festhält, obwohl sie mit ihm Schluss macht. Als wäre das noch nicht genug, muss Maria auch den Druck ihres Vaters aushalten. Ihn stellt Silas Weitsch an die Stelle des Königs Herodes, der Jesus nach dem Leben trachtet. In "Silver Lining" macht Papa der Tochter unmissverständlich klar, dass es nicht an ihr sei die Entscheidungen zu treffen – und spricht ihr so jegliche Mündigkeit ab.

Markus Bendik (Josef), Ava Bätz (Maria), Jacob Willer (Gabriel) und Drehbuchautor und Regisseur Silas Weitsch  | Foto: Beatrix Heinrichs
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Der innere Kampf, die Verunsicherung und die Zerrissenheit, der sich die Maria in dieser Version der Weihnachtsgeschichte gegenübersieht, sind unglaublich eindringlich dargestellt. Nicht nur in der authentischen Kameraführung, die Marias Schritte unmittelbar nachempfindet. Auch das Spiel von Ava Bätz, die Maria verkörpert, überzeugt. Ihr gelingt es zu zeigen, wie nah Zerbrechlichkeit und innere Stärke in so einer Ausnahmesituation beieinander liegen können.

Es sei aber gar nicht immer so einfach gewesen diesen Faden zu verfolgen, den die Bibelgeschichte vorgibt, erklärt der Nachwuchsregisseur. "Manchmal ist es einfacher, eine Geschichte ganz neu zu erfinden und umzusetzen." 

Am Anfang war das Lego

Doch bevor es dazu überhaupt kommen kann, braucht es Mitstreiter, ohne die kein Filmprojekt, ob groß oder klein, auskommt. Das weiß auch Silas Weitsch, der seine "Film-Crew" in der Jungen Gemeinde im Sprengel Jena-Nord fand. "In der JG waren wir lange Zeit gerade einmal drei bis fünf Leute", erinnert er sich. Ändern sollte sich das mit dem diesjährigen Konfirmanden-Jahrgang. Mehr als ein Dutzend der 14- bis 15-Jährigen kam auch nach ihrem großen Fest im Mai in die JG und brachte sich dort ein. 

Stolz auf den Sohn: Matthias Weitsch (v.l.), Silas, seine Schwester Soe und Silas Mutter Franca.   | Foto: Beatrix Heinrichs
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"Silas hat in der Zeit auch gelernt, die anderen im Team immer wieder zu motivieren. Das ist über eine lange Zeit gar nicht so einfach", berichtet Franca Weitsch. Schon als kleiner Junge habe er eine Leidenshaft fürs Filmemachen gezeigt, sagt Silas Mutter. "Er hat mit Lego-Figuren kleine Szenen gestellt und die Sequenzen dann gefilmt." Gerade in den vergangen Wochen und Monaten habe er viel Zeit investiert, damit der Film fertig werden kann.  Das sei eine aufregende Phase für die ganze Familie gewesen. "Wir unterstützen ihn, schließlich möchte er das Hobby später auch zum Beruf machen."

Mit der Kamera auf dem Skateboard

Mit den eigentlichen Dreharbeiten begonnen haben die Jugendlichen in den Sommerferien. "Unser längster Drehtag dauerte 15 Stunden. Das war ganz schön anstrengend für alle. Aber es hat sich echt gelohnt", erinnert sich Silas Weitsch. Finanziell unterstützt wurde die Produktion vom Sprengel Jena-Nord, der gemeinsam mit der Evangelischen Jugend auch für die Verpflegung an den Drehtagen aufkam. Dazu kamen noch Mittel aus dem Jugendfonds der lokalen Partnerschaft für Demokratie Jena in Höhe von 400 Euro. "Dennoch war das Budget ja begrenzt. Da mussten wir manchmal kreativ werden." So haben die Jugendlichen zum Beispiel für Kamerafahrten einmal einen Fahrradanhänger genutzt und ein anderes Mal ein Skateboard umfunktioniert. Als Tonangel musste zeitweise die Teleskop-Stange eines Pool-Keschers dienen.

Insgesamt waren 32  Jugendliche an dem Film beteiligt. Zum "harten Kern", wie Silas Weitsch sagt, gehörten etwa 12 Mitstreiter. "Dieses Projekt hat die Jugendlichen in der JG als Gruppe sehr zusammengeschweißt", sagt Pfarrerin Mariana Willer, die als Marias Mutter eine Nebenrolle in "Silver Lining" spielte. Auch Kreisjugendreferent Rainer Engelhardt, der den Dreh immer wieder unterstützend begleitet hat, freut sich: "Durch das Filmprojekt ist die junge Gemeinde und mit ihr auch die Orte, wie der Jugendkeller in Zwätzen, wieder ganz neu belebt worden."  

Mit der Simson in den Sonnenuntergang

Ob es ein Happy End gibt? Nun, der junge Filmemacher entlässt seine Zuschauer mit einem versöhnlichen Bild. Statt auf einem Esel geht es für die Protagonisten mit der knatternden Simson über den Jenaer Heiligenberg gen Sonnenuntergang. Was bleibt, ist der "Silver Lining", der Silberstreif am Horizont. Und eine Botschaft, die der Herr dem Engel Gabriel im Film mit auf den Weg für seine irdische Mission gibt: Liebe kann auch Gott nicht erzwingen, das müssen die Menschen schon allein schaffen.

Plakat zum Film | Foto: Silas Weitsch

 

Kino-Tipp

"Silver Lining" ist am 14. Dezember, 17 Uhr, im Schillerhofkino Jena zu sehen.
Eintritt: 3 Euro.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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