Widerstand und Freiheit
Konzert beschließt Jenaer Reformationsjahr
Mit einem Konzert der Jenaer Philharmonie unter dem Titel »Widerstand und Freiheit« beschließt die Stadt Jena das Reformationsjahr. Werke von Enjott Schneider, Johann Sebastian Bach und Fazil Say werden unter der Leitung des designierten Generalmusikdirektors Simon Gaudenz zu hören sein. Beatrix Heinrichs sprach mit ihm über Freiheit und Leuchttürme.
Herr Gaudenz, auf welche Weise spiegelt sich die Untrennbarkeit von Widerstand und Freiheit im musikalischen Programm dieses Abends wieder?
Gaudenz: Das Konzertprogramm zeigt verschiedene Facetten dieses Themas. Enjott Schneiders »Ein feste Burg« bezieht sich direkt auf Martin Luther, während die Freiheit der Form mit der gleichzeitigen Strenge einer Fugenkomposition im Ricercar aus dem »Musikalischen Opfer« Johann Sebastian Bachs in einem ständigen Spannungsfeld steht. Der Komponist und Pianist Fazil Say schuf mit seinem Konzert für zwei Klaviere ein erschütternd aktuelles Bild der Geschehnisse in der Türkei: Die zunächst friedliche Demonstration für die Freiheit wird durch brutale Polizeigewalt zerstört. Als berühmtestes Beispiel für Widerstand und Freiheitskampf steht Beethoven auch heute noch leuchtend an der Spitze.
Welche Freiheit ist Ihnen die liebste und wie halten Sie’s mit dem Glauben?
Gaudenz: Mir ist diejenige Freiheit die wichtigste, die mich selbst und ohne Rechtfertigungszwang entscheiden lässt, woran ich glaube.
Orchestersterben war gestern, heute wird investiert: Elbphilharmonie Hamburg, Berliner Staatsoper, Kulturpalast Dresden. Deutet sich da eine Trendwende an?
Gaudenz: Wir sollten uns von diesen Leuchttürmen nicht zu sehr blenden lassen, auch wenn sie sich selbstbewusst, optimistisch und offensiv zeigen können. Im Alltag spielt die Musik eine wichtige Rolle, allerdings oft passiv. Unsere Aufgabe ist es, das aktive Spielen und Singen zu fördern. Nur so wird die Kraft und Sprache der Musik lebendig. Schaffen wir das, ist mir um die klassische Musik nicht bange.
Mit welchen Ideen möchten Sie die Jenaer Philharmonie weiter voranbringen?
Gaudenz: Ungewöhnliche Formate, neue Aufführungsorte, überraschende Kooperationen – und ein wenig mehr Glanz. Die Jenaer Philharmonie ist ein Juwel und meine Aufgabe sehe ich darin, dieses zum Strahlen zu bringen!
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