Superintendentenwahl in Jena
Alles beim Alten – aber viele Fragen
Die Spannung war mit beiden Händen greifbar in der Mensa des Christlichen Gymnasiums in Jena: Die Kreissynode war zu ihrer Herbsttagung zusammengekommen, und auf der Tagesordnung stand die Wahl des Superintendenten.
Von André Poppowitsch
Notwendig geworden war sie, da die zehnjährige Dienstzeit von Amtsinhaber Sebastian Neuß abläuft. Auf die Neuausschreibung der Stelle zu verzichten und ihn per Wahl im Amt zu bestätigen, hatte der Nominierungsausschuss abgelehnt. Allerdings wurde in der Kreissynode bei der Frühjahrstagung mit großer Mehrheit der Beschluss gefasst, Neuß zu einer erneuten Bewerbung zu ermutigen. Als zweite Kandidatin war Ina Winter, Pastorin im Pfarrbereich Kaulsdorf-Obernitz und erste stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld, angetreten.
Sebastian Neuß erhielt bereits im ersten Wahlgang mehr Stimmen, als nach der erforderlichen Zwei-drittelmehrheit nötig waren. Er erhielt 25 Stimmen und Ina Winter acht Stimmen. Neben dem Superintendenten war auch die Stellvertretung zu wählen. Die Mehrheit der Kreissynode votierte für Friederike Costa, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Jena.
Ob die Ausschreibung und das Bewerbungsverfahren angesichts des einmütigen Ergebnisses im ersten Wahlgang überhaupt nötig gewesen wäre, ist fraglich. "Der Nominierungsausschuss hatte sich dazu entschieden, jedoch sind die Beratungen des Gremiums nicht öffentlich", sagt Neuß der Kirchenzeitung. Insofern kann über die Gründe nur spekuliert werden. Neuß deutete in der Synode an, dass es durchaus Kritiker gebe: "Menschen haben sich an mir gerieben, mein Leitungshandeln schien nicht immer überzeugend, Prozesse waren nicht immer mitnehmend." Auf seine Kritiker will Neuß zugehen, das Gespräch suchen und ihnen zuhören. Denn offen geäußert wurde die Kritik auch auf Nachfrage der Kirchenzeitung nicht.
Dabei steht der Kirchenkreis Jena vor Herausforderungen: Mehrere Vakanzen und krankheitsbedingte Lücken werden zu füllen sein, die Erarbeitung des Stellenplans für die Jahre von 2025 bis 2031 steht an, das Team-Pfarramt in Jenas Innenstadt wird evaluiert. Zudem laufen Gespräche über eine Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Eisenberg. Welche Form die Kooperation annehmen wird und ob sie in eine Fusion mündet, ist noch offen. In diese Richtung zielten auch die Fragen der Synodalen: Mit welchen Konzepten kann die Überlastung von Haupt- und Ehrenamtlichen angesichts der Personalsituation verhindert werden? Welche Rolle spielen Mitarbeiterjahresgespräche? Mit welchen Ideen können die sinkenden Mitgliederzahlen gestoppt werden?
Autor:André Poppowitsch |
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