Eine Orgel ist wie eine Band – nur ohne Schlagzeug
Freiberuflicher Kirchenmusiker: Ekkehard Schütz ist wie viele seiner Kollegen ein Tausendsassa
Von Beatrix Heinrichs
Es ist 12 Uhr, die Glocken der Jenaer Stadtkirche läuten, als Ekkehard Schütz aus dem Rathaus kommt. Unter der Winterjacke trägt er einen schwarzen Anzug, weißes Hemd, weiße Fliege. Er wirkt gelassen, ein bisschen beseelt vielleicht. Gerade habe er eine schöne Trauzeremonie am Klavier begleitet, erzählt er schon im Gehen zu einem nahen Lokal, ein leerer Magen musiziert nicht gern.
Dass Ekkehard Schütz zur Mittagszeit Termine wahrnimmt, ist nicht die Regel. Seine Arbeit beginnt meist dann, wenn andere schon im Freizeitmodus sind: Am Nachmittag und Abend oder am Wochenende. Als Kirchenmusiker, Künstler und Privatlehrer ist Ekkehard Schütz ein kreatives Ein-Mann-Unternehmen. Im Kirchenkreis Jena versieht er Orgeldienste und leitet den Gemeindechor am Lutherhaus. In Weimar ist er zur Zeit mit seinen Programmen auf den städtischen Kleinkunstbühnen, unter anderem der »Wilden Bühne« im »Haus Jagemann« am Herderplatz, zu sehen. Daneben gibt er Orgel- und Klavierunterricht und sorgt für die musikalische Unterhaltung bei Veranstaltungen und privaten Feiern.
»Musik wurde bei meinen Eltern groß geschrieben. Auch meine drei Schwestern haben ein Instrument erlernt«, erinnert sich Ekkehard Schütz, der in Jena aufwuchs, wo er heute auch seinen Lebensmittelpunkt hat. Von klein auf erhielt er Klavierunterricht, seine Jugendjahre verbrachte er in Bandkellern und Probenräumen.
Ein damaliger Bandkollege war es auch, der ihn überredete, am Kurs von Kirchenmusikdirektor Martin Meier, dem Kantor der Jenaer Stadtkirche St. Michael, teilzunehmen. Hier erwarb Ekkehard Schütz die C-Qualifikation für Orgelspiel und Chorleitung. »Ein naturwissenschaftliches Studium hatte ich begonnen, dann aber abgebrochen. Mein Vater ist Physiker, meine Mutter Mathematikerin. Dass sich ihr Sohn ganz auf das Künstlerische konzentrieren wollte, konnten sie sich zuerst nur schwer vorstellen.«
Seit 2006 ist Ekkehard Schütz selbstständig, übernahm zunächst in Großobringen im Kirchenkreis Weimar Orgeldienste und Kirchenchor. Die Chorleitung des Männergesangsvereins in Jena-Zwätzen, des Liebstedter Volkschors und des Gemeindechors am Lutherhaus sowie das Orgelspiel im Kirchenkreis folgten.
Die Organisation rund um die Proben gehöre zwar zur Chorarbeit, das Kreative aber liege ihm eher, gesteht er: »Wenn ich einen Chorsatz selbst schreibe und ihn dann gesungen höre –
das ist echt ein tolles Gefühl.« »Ausleben« kann der Tausendsassa sein künstlerisches Talent auch beim Kabarett, zu dem ihn der Zufall brachte, als das Weimarer Kabarett »Sinnflut« einen Pianisten suchte. Ab April wird hier sein neues Programm gezeigt, mit satirischen Liedern und Texten von Tucholsky, Kästner und Schütz’ Vorbild, dem Sänger Otto Reutter – und mit Ekkehard Schütz am Klavier, dem Instrument, das sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht und ohne das er nicht zum Orgelspiel gekommen wäre.
»Eine Orgel ist wie eine Band – nur ohne Schlagzeug«, sagt er auf dem Weg zur Jenaer Stadtkirche. Die Orgel müsse nicht immerzu als antiquiert angesehen werden, nur weil sie ein traditionsreiches Instrument ist. Orgel und moderne Musik, das sei kein Widerspruch. »Letztlich hängt es vom Organisten ab: Er muss die Musik mit Geist füllen. Wenn es gelingt, hören das die Leute. Und darauf kommt es doch an.«
Weitere Informationen und Kontakt zu Ekkehard Schütz: <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.ekkehard-schuetz.de/">www.ekkehard-schuetz.de</a>
Autor:Online-Redaktion |
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