Notfallseelsorgerin wird geehrt
„Ich bin jetzt für Sie da“
Sabine Köhler, eine große Frau, wirkt vom ersten Augenblick an präsent, unkompliziert und authentisch. Dass sie schnell und empathisch auf Menschen in Grenzsituationen einzugehen vermag, ist ein Eindruck, der sofort entsteht.
Von Constanze Alt
Für ihr beeindruckendes Maß an Einsatz und Kompetenz wurde die studierte Erziehungs- und Islamwissenschaftlerin, die 2017 die Leitung der Notfallseelsorge Jena und Saale-Holzland-Kreis übernommen hatte, kürzlich in Eisenach mit der Thüringer Rose ausgezeichnet.
„Als das Nominierungsschreiben kam, war ich überrascht und musste es gleich zweimal lesen“, sagt Sabine Köhler, die im Hauptberuf als Psychosoziale Prozessbegleiterin für Frauen und Mädchen nach Vergewaltigungen tätig ist.
Es war der Eindruck eines Busunfalls, der sie dazu brachte, 2014 in die Jenaer Notfallseelsorge einzusteigen. „Alle sind dort durcheinandergelaufen. Ein Polizist hat sich immer wieder vor den Kopf gehauen“, erinnert sie sich.
Notfallseelsorger werden von Polizei, Feuerwehr oder Notärzten in kritischen Extremsituationen angefordert: bei plötzlichem Todesfall, nicht gelungener Reanimation, Suizid, Unfällen, Bränden sowie Großeinsätzen und Katastrophenfällen. „Auch unterstützen wir die Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten“, erklärt Köhler. Immer in Erinnerung bleiben wird ihr der Fall eines 16-jährigen Mädchens, dessen Vater sich in ihrem Zimmer erhängt hatte.
„Ich bin jetzt für Sie da.“ Mit solchen Worten gehen Notfallseelsorger auf jene zu, die ihrer Hilfe bedürfen. „In der Regel wird lange geschwiegen.“ Sabine Köhler und ihr Team geben Beistand, informieren und unterstützen die Menschen dabei, auch in dieser Extremsituation wieder handlungsfähig zu sein.
Gegründet wurde die Jenaer Notfallseelsorge 1994 von dem damaligen evangelischen Klinikpfarrer Jochen Heinecke. Als Träger fungieren der Kirchenkreis Jena, die Stadt Jena, der Saale-Holzland-Kreis und die Katholische Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist.
Das ganze Jahr über leistet das Team 24 Stunden Bereitschaft. Sabine Köhler engagiert sich dafür, neue Notfallseelsorger auszubilden und etablierte eine umfassende Grundausbildung sowie regelmäßige Aus- und Weiterbildungen.
Bei aller Notwendigkeit, bestimmte verwaltungstechnische Abläufe zu professionalisieren und zu strukturieren – im Vordergrund stehen sollte immer die christlich-beistehende Idee, unterstreicht Sabine Köhler: „Das leben wir in unserem Team.“
Autor:Online-Redaktion |
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