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Wort zur Woche
Klassenarbeit als Demutsübung

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Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6, Vers 8

So, jetzt sollte alles klar sein. Warum melden Sie sich? Es dürfte eigentlich keine Fragen mehr geben.“ Ich erinnere mich noch genau an diese Momente während einer Klassenarbeit bei dieser einen Lehrerin. Es gab immer ein kurzes Zeitfenster für Rückfragen zu den Aufgaben, dann sollte Ruhe sein. Das hat zu hohem Frust auf beiden Seiten geführt und war, rückblickend betrachtet, nicht unbedingt eine pädagogische Sternstunde. Und so ist auch mein erstes Bauchgefühl in Bezug auf das Wort aus dem Propheten Micha. „Ja, natürlich“, möchte ich entgegnen. Alles liegt auf dem Tisch beziehungsweise ist in der Bibel schwarz auf weiß vorhanden, und dennoch ist es nicht so einfach, wie es klingt.
Denn wie wir alle teilweise auch schmerzlich erkennen können, ist das Verständnis von Gottes Wort individuell unterschiedlich. Und die Vorstellung davon, was „Liebe üben“ bedeutet und wer davon betroffen ist, ist ebenfalls noch nicht zu Ende diskutiert. So setze ich meine Hoffnung nun auf den letzten Punkt: demütig sein vor deinem Gott. Vielleicht liegt ja hier der Schlüssel. Denn Demut befreit von Egozentrik, indem sie die eigene Perspektive um den Blick auf den Schöpfer und seine Sichtweise erweitert und damit teilweise relativiert. Gott kommt wieder in den Blick. Sein Wille oder „was er von dir fordert“ rückt wieder ins Bewusstsein. Das Einnehmen einer demütigen Haltung erweicht die eigene, zuvor festgefahrene Meinung und macht wieder gesprächsfähig und steht uns Christen damit gut zu Gesicht. In dieser Haltung lässt sich der Wochenspruch quasi von hinten aufzäumen: demütig suchend nach Gottes Willen und seinem Wort leben und sooft es geht die Liebe als Leitmotiv meines Handelns bestimmen. So ist es dir, Mensch, gesagt. Vielleicht in einer anderen Reihenfolge. Und so denke ich gerne auch an den einen Mitschüler zurück, der auf die Ansage vor der Klassenarbeit folgendermaßen reagierte: Wäre es nicht langweilig, wenn wirklich alles schon klar wäre?
Martin Olejnicki, Pfarrer in Köthen

Pfarrer Martin Olejnicki, Köthen | Foto: Uwe Kraus
Autor:

Online-Redaktion

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