Der wunderbare Klang der Orgel
Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz hat seit 34 Jahren in der Köthener Jakobsgemeinde ihr musikalisches Zuhause
Von Sylke Hermann
Die Musik begleitet Martina Apitz schon immer. Sie ist Teil ihres Lebens. Mit 18 beginnt sie in Leipzig an der Musikhochschule zu studieren, Klavier und Orgel. Damit steht fest: Die Hallenserin will die Musik zu ihrem Beruf machen. Martina Apitz ist Kirchenmusikdirektorin in der Jakobsgemeinde Köthen. Aber wie wurde sie, was sie heute ist?
»Unsere Familie«, erzählt sie, »war immer schon sehr musikalisch.« Ihr Vater, sehr fromm, spielt Klavier, ihre Brüder Geige und Cello. »Ich wollte auch unbedingt ein Instrument spielen.« Und sie will schon als Kind mit in den Gottesdienst, »wegen der Lieder«, sagt sie und erinnert sich, dass sie noch gar nicht lesen konnte. Die Mutter glaubt deshalb, dass sie dafür noch zu klein sei. »Aber die Lieder haben mich schon immer fasziniert; die Predigt fand ich bestimmt langweilig.« Und sie mag das Orgelspiel. »Ich empfand das auch gar nicht als traurig.« Vielmehr beeindruckt der Klang des Instrumentes das Kind.
Der Vater fördert früh den Drang der Tochter, sich auf musikalischem Gebiet zu betätigen. In der Polytechnischen Oberschule »Hanns Eisler« singt sie im Chor, im Schulorchester übernimmt sie den Klavierpart. Seit der zweiten Klasse besucht sie zudem die Musikschule »Georg Friedrich Händel« in ihrer Heimatstadt. Martina Apitz erhält über die Begabtenförderung Unterricht an der Musikschule. Schon in der neunten Klasse absolviert sie die Aufnahmeprüfung im Fach Klavier für die Musikhochschule Leipzig.
Neben dem Klavier will sie unbedingt Orgel spielen. Der Kantor der Petruskirche zu Halle erteilt Orgelunterricht. Schon als Jugendliche orgelt sie in den Gottesdiensten und wird später als Hauptfächer Klavier und Orgel belegen.
Ihr Weg ist vorgezeichnet. »Die Professoren haben sehr darauf geachtet, dass jeder nach dem Studium auch eine Stelle bekommt.« Martina Apitz hat die Wahl: Bernburg, Gernrode oder Köthen. Drei Stellen in Anhalt, die für in Frage kämen. Sie entscheidet sich für Köthen. »Weil Köthen die mit Abstand schönste Orgel hatte.« Und wegen Bach, der in der Stadt einst als Hofkapellmeister arbeitete. Die Landeskirche Anhalt stellt sie in der Jakobsgemeinde als Organistin und Chorleiterin an. Die Probezeit beträgt ein Jahr. Kurz darauf bekommt die junge Frau ihr erstes Kind. Eine schwierige Situation.
Sie bleibt nicht zu Hause, geht wenig später wieder arbeiten, weil sie glaubt, die Skeptiker im Gemeindekirchenrat, die meinen, dass eine junge Mutter der Aufgabe nicht gewachsen sei, eines Besseren belehren zu müssen. Es gelingt ihr, Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bekommen. Auch als sie noch eine Tochter bekommt. Seit 34 Jahren wirkt sie mittlerweile in Köthen und ist ihrem Arbeitgeber sehr dankbar für das Vertrauen. Die Jakobskirche, berichtet sie, sei renoviert worden und darüber viel schöner geworden; die Pfarrer hätten gewechselt, Gemeindekirchenräte und die Mitglieder des Bachchores, den Martina Apitz leitet. Anfangs gehörten ihm knapp 30 Sängerinnen und Sänger an, heute über 50.
Neben dem Bachchor betreut sie die Chöre in Görzig und Wörbzig in der Stadt Südliches Anhalt, den Kinder- und Jugendchor in Köthen und die sangesfreudigen Mädchen und Jungen in der Kindertagesstätte »Guter Hirte«. »Ich mache lieber viel und das so effektiv wie möglich«, beschreibt sie. Auch um die Zeit der Menschen, mit denen sie arbeitet, nicht unnötig zu beanspruchen.
Und dann sitzt die Kirchenmusikdirektorin natürlich so oft wie möglich an der historischen Ladegast-Orgel aus dem Jahr 1872. Die Orgel von St. Jakob habe »einen gravitätischen, vollen, wandelbaren, wunderbaren und zu Herzen gehenden Klang«. Mittlerweile übernimmt sie auch den Orgeldienst in St. Agnus. Selbst bei ihr zu Hause, wo die 57-Jährige des Öfteren mit ihrem Mann, der Violine spielt, musiziert, steht eine Orgel mit zehn Registern.
Martina Apitz ist über die Jahre zu einer Expertin für Friedrich Ladegast und romantische Orgeln im Allgemeinen geworden. Sie schätzt den sich daraus ergebenden Austausch mit vielen Musikern in aller Welt. Und gleichermaßen die Möglichkeit, viele verschiedene Orgeln spielen zu können.
Autor:Online-Redaktion |
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