»Es ist einfach schön, gebraucht zu werden«
Anhalter Kreuz: Im Ehrenamt spielt für Heidemarie Goßrau aus Köthen die Musik eine große Rolle
Von Sylke Hermann
Als Heidemarie »Heidi« Goßrau den Brief der Landeskirche Anhalts in ihrem Briefkasten fand, überflog sie ihn erst einmal nur. Und freute sich, dass offenbar jemand aus ihrer Gemeinde St. Jakob in Köthen das Anhalter Kreuz bekommen sollte. Dabei war sie es, der damit für ihr ehrenamtliches Engagement gedankt werden sollte. »Das habe ich erst mitbekommen, als ich den Termin in meinen Kalender eingetragen habe«, muss sie noch immer lachen, wenn sie von dieser Begebenheit erzählt. »Natürlich habe ich mich gefreut.« Obgleich sie es für nicht notwendig erachtet, für das, was sie mit Freude tut, geehrt zu werden.
Es braucht eine Weile, um zu schildern, was die gerade 66 Jahre alt gewordene Köthenerin alles im Ehrenamt tut. Seit ein paar Monaten erst ist sie die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates von St. Jakob. Ein Amt mit viel Verantwortung und Gestaltungsspielraum. Nicht minder wichtig ist ihr die Musik. Schon als Kind sang sie mit Begeisterung. Seit 1991 singt sie auch im Bachchor, ein Hobby, das sie mit ihrem Mann teilt. »Wer singt, betet doppelt – weil ganz viel Herz dabei ist«, sagt sie. Jedes Mal, wenn sie ihr Gesangsbuch aufschlägt, freut sie sich über einen Spruch, den ihr Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz dort hinein schrieb: »Gott achtet mich, wenn ich arbeite – vielleicht, aber er liebt mich, wenn ich singe – ganz bestimmt.« Und so spielt die Musik für die langjährige Unterstufenlehrerin auch eine Hauptrolle.
Gemeinsam mit Martina Apitz, der die künstlerische Leitung obliegt, begleitet sie zum Beispiel den Kinderchor, der aus Hortkindern der evangelischen Grundschule Köthen besteht. Hier arbeitete sie viele Jahre als stellvertretende Leiterin. Auch rund um die Anhaltische Kindersingwoche engagiert sie sich.
Heidemarie Goßrau wurde in Köthen geboren. Bis heute lebt sie in der Bachstadt und verließ diese nur, um Lehrerin zu werden. Anfangs unterrichtete sie in Wörbzig. Ein Ort im Südlichen Anhalt, zu dem sie bis heute herzliche Verbindungen pflegt – und die ergaben sich wieder einmal über die Musik. Sie gehört nämlich auch dem Wörbziger Chor an, »weil ich mich dort sehr wohl und sehr willkommen fühle«.
Von 2000 bis zu ihrem Ruhestand 2013 arbeitete die Köthenerin an der Evangelischen Grundschule. Ihr Vater, erzählt sie, gewinne immer wieder den Eindruck, dass sie heute viel beschäftigter sei als in den Zeiten, da sie arbeiten ging. »Mein Beruf«, sagt sie, »ist schon meine Berufung gewesen.«
In der Tat hat Heidemarie Goßrau beinahe täglich einen gut gefüllten Terminkalender. Sie engagiert sich als Vorsitzende des Kuratoriums des Evangelischen Grundschulhortes, in der Anhaltischen Bibelgesellschaft, und immer mittwochs geht sie in den Evangelischen Kindergarten, um den Kleinen in der musikalischen Früherziehung zu vermitteln, wie schön und wichtig gemeinsames Singen und Musizieren snid. »Das macht mir viel Freude; die Kinder sind so herzlich und dankbar.«
Glaube, Familie und Musik sind ihr wichtig im Leben. Dabei legt sie Wert darauf, dass die Reihenfolge der Begriffe durchaus variieren kann. »Manchmal steht die Musik an erster Stelle oder die Familie.« Immer wieder freut sie sich, wenn die fünf Enkelkinder zu Besuch sind. »Es ist einfach schön, gebraucht zu werden.« Ob von der Familie, der Gemeinde oder im Bachchor: Als sie dort anfing zu singen, sei es ihr mehr und mehr zum Bedürfnis geworden, sich in der Gemeinde zu engagieren. Sie tat es und wurde dafür mit dem Anhalter Kreuz honoriert. Bei aller Bescheidenheit empfindet sie es doch als sehr schön, »dass bemerkt wird, was man tut«.
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