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»Und wenn dann jemand sagt, euren Glauben finde ich toll …«

Ein Motto zum Diskutieren | Foto: Thorsten Keßler

Der diakonische Freizeittreff »Popcorn« der Köthener Jakobsgemeinde ist seit fast 20 Jahren ein beliebter Anlaufpunkt für junge Menschen 

Von Thorsten Keßler

Es ist wahrscheinlich nicht übertrieben zu sagen: Generationen von Köthener Jugendlichen sind mit dem diakonischen Freizeittreff »Popcorn« aufgewachsen. Seit fast 20 Jahren ist die Einrichtung der Jakobskirchengemeinde ein Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 20 Jahren.
Als Leiter Olaf Schwertfeger (58) 1997 in Köthen begann, ging es darum, eine Jugendschutzstelle aufzubauen. Eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche bei Gewalt, Sucht oder Mobbing, aber auch als Ansprechpartner für Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter. Erst ein Jahr später wurde auch der offene Jugendtreff gegründet und zog in den Keller des Wolfgangstifts in der Bärteichpromenade. Dort ist das »Poppi«, wie es von den Jugendlichen liebevoll genannt wird, zwar im Oktober des vergangenen Jahres wegen Feuchtigkeit ausgezogen. Das neue Domizil im ehemaligen evangelischen Kindergarten liegt aber nur ein paar Häuser weiter in der Bärteichpromenade 16.
Außer am Sonntag ist das »Popcorn« jeden Tag zwischen 14 und 20 Uhr geöffnet. Dienstags und donnerstags gibt es Programm. »Da wird Action gemacht und die Kollegen denken sich etwas aus«, sagt Olaf Schwertfeger. Kochen, Basteln, Tanzen oder auch mal ein Besuch der Bowlingbahn. »Alles andere können die Jugendlichen sowieso immer machen. Wir wollen nicht zu viel Struktur hineinbringen.« Alles andere, das heißt Billard, Tischtennis oder Tischfußball. Auch Computer- oder Gesellschaftsspiele stehen zur Auswahl, in der Küche kann gekocht werden, und für wenig Geld gibt es auch einen kleinen Imbiss. So sind es täglich zwischen 15 und 30 Jugendliche, die im »Popcorn« ein- und ausgehen.
»Cool« ist das am meisten gebrauchte Wort, fragt man die jungen Gäste, was ihnen am »Popcorn« gefällt. Laura (12) mag den großen Multifunktionsraum im ersten Stock über der Cafeteria, »weil ich gerne tanze und dort viel Platz ist«. Dem elfjährigen Paul gefällt der große Außenbereich im neuen »Popcorn« und er mag die Kurzfreizeiten, die das Team (vier Ein-Euro-Kräfte und eine Festangestellte) um Olaf Schwertfeger in den Ferien organisiert. »Wir mussten jeden Morgen das Zelt aufräumen, dann war Zeltkontrolle und die Sieger haben Eis bekommen«, erinnert sich Paul.
Solche kleinen Wettkämpfe mit entsprechenden Motivationen sind die »pädagogischen Schräubchen, an denen man dreht und mit denen man so viel erreichen kann«, erklärt Schwertfeger, denn in das »Popcorn« kommen viele Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Erfolg in der Arbeit ist, wenn »Kinder und Jugendliche lernen, sich gegenseitig zu respektieren und mit Stärken und Schwächen umgehen können«. Der 1,90-Meter-Mann ist Kumpel und Respektsperson und »vielleicht auch ein bisschen Berufsjugendlicher, aber wenn man in der Branche arbeitet, bleibt man im Kopf und in der Sprache jung«.
Das »Popcorn« sei zwar eine kirchliche Einrichtung, aber mit dem Begriff Mission tue er sich schwer, sagt der Leiter. Das Christliche in der Arbeit seien die fest ins »Popcorn«-Programm inte­grierten kirchlichen Feiertage, und natürlich gehören Besuche der Jakobskirche dazu. Um die Kirche baulich zu ergründen, einen Blick unter das Dach zu werfen oder zur Orgelführung mit Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz. Olaf Schwertfeger will auch die Vorbehalte gegenüber der Kirche abbauen. Das sei schon eine ganze Menge: »Wir wollen zeigen, wir Christen sind ganz normale Menschen und mit uns kann man genauso viel Spaß haben wie mit allen anderen. Und wenn dann jemand sagt, euren Glauben finde ich toll, dann umso besser!«

Autor:

Online-Redaktion

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