100-Tage-Interview mit EKM-Landesbischof Friedrich Kramer
Ende der DDR im Blick behalten
Weimar (epd) - 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution ruft der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, dazu auf, die Erinnerung nicht nur auf den Fall der Mauer zu beschränken. "Wir sollten uns auch die letzten Tage der DDR genauer anschauen, mit all den demokratischen Errungenschaften, die wir selbst erkämpft hatten", sagte der Geistliche der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (Ausgabe zum 8. Dezember). Diese Errungenschaften seien in vielerlei Weise durch den Einigungsvertrag schnell wieder weggewischt worden. Auch halte er die Frage, ob Deutschland nicht doch eine gemeinsame Verfassung brauche, für bedenkenswert.
Kramer hatte am 1. September sein Amt angetreten, in das er mit einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom am 7. September eingeführt wurde. Als eine der prägendsten Erfahrungen seiner ersten 100 Tage als Bischof bezeichnete er die tödlichen Schüsse von Halle. "Das hat sich mir sehr aufs Herz gelegt, dass plötzlich eine ganze Stadt aus den Fugen gerät", bekannte der Theologe. Auf vielfache Weise habe sich aber auch beeindruckend gezeigt, wie die Gesellschaft zusammenstehe. "Es war schön zu sehen, wie viele dem Aufruf zur Lichterkette gefolgt sind und wie selbstverständlich sich Christen schützend vor die Synagoge stellen", sagte der Bischof.
Manchmal erstaune es ihn, "wer mir wie begegnet, seit ich das Amt habe", sagte Kramer der Kirchenzeitung. Gleichzeitig versuche er, der zu bleiben, der er vorher war. "Wirklich überrascht hat mich, wie viel Freude mir die Aufgabe macht, in allen Bereichen", so der Bischof.
Autor:Online-Redaktion |
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