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Nachruf
Trauer um Präses i. R. Jürgen Runge

Präses Jürgen Runge (M.) bei der Tagung der Provinzialsynode im November 2001 im Magdeburger Domremter. Im Präsidium sitzen die Kirchenmusikerin Beate Besser (l.) und der Arzt Michael Krause. 

 | Foto: Roland Schödl
  • Präses Jürgen Runge (M.) bei der Tagung der Provinzialsynode im November 2001 im Magdeburger Domremter. Im Präsidium sitzen die Kirchenmusikerin Beate Besser (l.) und der Arzt Michael Krause.

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Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland trauert um ihren früheren Synodenpräses Jürgen Runge. Der promovierte Chemiker starb am 4. Januar im 91. Lebensjahr in Halle. Zehn Jahre, von 1994 bis 2004, leitet er die Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und gehörte der Kirchenleitung an. Sein Engagement in der Kirche begann in seiner Studentenzeit.

Geboren wurde Jürgen Runge am 16. Oktober 1930 in Heidelberg. Mit seinen Eltern und fünf Geschwistern war er in verschiedenen Orten in Deutschland zu Hause, bevor die Familie 1947 nach Halle zog. Dort hatte sein Vater, der ebenfalls Chemiker war, ein eine Arbeitsstelle gefunden, die seiner Qualifikation entsprach.
Jürgen Runge legte sein Abitur in den Franckeschen Stiftungen ab und begann 1949 ein Chemiestudium in Halle, das er 1955 mit dem Diplom beendete. Ihn faszinierte, wie er in einem Interview sagte, „die ungeheure Vielfalt des Stofflichen und dessen Wandlungsfähigkeit“. Trotz Promotion und Habilitation wurde ihm eine wissenschaftliche Laufbahn in Forschung und Lehre wegen seines kirchlichen Engagements verweigert. Von 1961 bis 1993 arbeitete Jürgen Runge in der Forschung und Entwicklung der Chemischen Werke Buna in Schkopau als Gruppenleiter, nach der Wende als Abteilungsleiter. Bis zuletzt lebte er mit seiner Frau, der Buchhändlerin Bärbel Runge, mit der er seit 1966 verheiratet war, in Halle.

Jürgen Runge trat 1951 in die Evangelische Studentengemeinde Halle ein, deren Vertrauensstudent er 1953 für ein Semester war – in einer Zeit, als Studentenpfarrer Johannes Hamel als Untersuchungshäftling der Stasi im „Roten Ochsen“ inhaftiert war. In seinen kirchlichen Ehrenämtern legte Jürgen Runge in den folgenden Jahrzehnten den Schwerpunkt auf Gemeindeerneuerung und verwandte Themen. Die vom Gemeindekirchenrat selbstständig geleitete Gemeinde mit dem Pfarrer als Beisitzer und theologischem Fachmann sei das Ziel gewesen. „Ich denke, genau an dieser Stelle sind wir ein ganze Stück vorangekommen“, bilanzierte er 2004 am Ende seiner Zeit als Präses der Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.

Da war er 35 Jahre als Abgeordneter in verschiedenen Synoden tätig gewesen: von 1969 bis 1979 in der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und ab 1980 in der Provinzialsynode, deren Präsidium er ab 1984 angehörte. Als der damalige Präses Reinhard Höppner, 1994 Spitzenkandidat der SPD für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, sein Amt beendete, wählten die Synodalen Jürgen Runge mit großer Mehrheit zu seinem Nachfolger. Nach seiner Wahl sagte er, dass er fortführen wolle, was ihm schon immer wichtig gewesen sei: die Stärkung der Verantwortung der Laien in der Kirche. In seine Amtszeit als Präses fielen Strukturreformen in der Kirchenprovinz Sachsen ebenso wie beginnende Überlegungen und Verhandlungen zum Zusammengehen mit der Thüringer Landeskirche.

„Er hat unsere Kirche geprägt und die Kirche hat ihm viel zu verdanken“, schreibt Bischof i. R. Axel Noack in seinem Nachruf auf Jürgen Runge. „Gott möge ihn in Frieden ruhen lassen und schließlich eine fröhliche Auferstehung schenken.“
Angela Stoye

Autor:

Angela Stoye

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