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Ewigkeitsgedanken
Betrachtungen zum Ewigkeitssonntag

Foto: epd-bild/ Norbert Neetz

Als jemand, der in diesem Jahr einen lieben Menschen verloren hat, möchte ich einige Gedanken zum Ewigkeitssonntag äußern. Wenn das Leben eines nahestehenden Menschen sich vollendet hat, dürfen wir uns mit der Glaubenszusage trösten lassen, dass es für es die Verkündigung der christlichen Botschaft von der Auferstehung gibt und dass Gott gemäß dieser einen Sinn in es gelegt hat.- Für den, der aus Wissensgründen meint,das anzweifeln zu müssen,soll von einer diesseitsorientierten Beantwortung der Ewigkeitsfragen, die uns bewegen, ausgegangen werden. Eine solche wird von uns im Widerhall gesehen als der Reaktion,die das Enden eines Lebens in jedem Fall bei uns findet. Indem wir in diesem Geschehen des Widerhalls eine zunächst einfachere Antwort erblicken, wollen wir uns doch durch sie zu unserer christlichen Antwort hinführen lassen. Wie verhält es sich mit dem Widerhall einer Lebensbeendung? Einerseits werden wir davon plötzlich unterrichtet, andererseits fühlen wir uns im möglichen Anteil nehmenden Gedenken zum Geben einer Antwort aufgefordert.  Sein Charakteristikum  ist in jedem Fall, dass er nicht auf der eigenen Initiative beruht, sondern auf einem Angerufenwerden. Der Raum, in der der Widerhall ergeht, und er selbst sind sehr unterschiedlich. Als plötzlicher Anruf kann er bei unseren Mitmenschen Bestürzung und Betroffenheit auslösen. Als Resonanzanruf und Resonanzantwort der Liebe vollzieht er sich als Trauer nur bei einem nahestehenden Verwandten. Denn hier besteht über dem allgemein mitmenschlichen Verhältnis hinaus ein natürliches. Nach dem Philosophen Hegel prägt dieses Verhältnis, das die Familienglieder untereinander eingehen, die Pietät. Das ist hilfreich zu hören. Aber die Forderung der Pietätsübung ist nicht zu verallgemeinern. Leidtragende bleiben beim Innewerden des allgemeinen Widerhalls, wenn er in den angeführten Gestalten auch tröstend ist, mit beirrenden Unterschieden konfrontiert.So ist nach einer Beantwortung unserer Fragen zu suchen, die diese an ihm zu erkennenden Unterschiede ausschließt. Wie gut ist es darum zu erfahren, dass es in Jesus Christus eine solche auf Liebe aufgebaute Gestalt der Beantwortung unserer Fragen gibt. Sie ist nicht nur vergleichend,sondern vor allem als begründend zu verstehen, wenn sie ihn auf eine sichere Grundlage stellt. In ihrer Wahrnehmung kennt sie keine Grenzen. Hören wir, was Jesus über eine solche auf Liebe aufgebaute Lösung im Joh.-Ev. sagt:„Wie mich mein Vater liebt,so liebe ich auch euch. Bleibt in meiner Liebe!“. Wie Jesus gemäß seiner Göttlichkeit Liebe vom Vater empfängt,so sollen sich auch seine Jünger als sein in seiner Menschlichkeit vollzogenes Liebeswerk untereinander lieben. Die Gottesliebe hallt in der Menschenliebe wider.Ein fundamentaler Satz,der überzeugend den Geist unseres christlichen Glaubens widerspiegelt! Die durch Jesus vermittelte Gottesliebe lässt die Jüngerliebe sich zur Nächstenliebe dehnen, wobei sie sich aber in keiner Weise mit dieser vermischt. Aber diese Nächstenliebe geschieht nicht in freier Individualität, sondern als eine, die von Jesus im Wissen um die Liebe Gottes des Vaters zu ihm weitergegeben und aufgetragen wird. Jesus weiß um die Sinnzusammenhänge, in denen wir als Spiegelbild der göttlichen Liebe stehen, wobei er in keiner Weise von diesen ungetrennt ist. Dieses Wissen hilft und bewährt sich wie kein anderes auch im Geschehen der Vollendung eines Lebens. -
So meinen wir, auf den Zweifel an der Verkündigung unserer christlichen Botschaft eingehend, Gründe vermittelt zu haben, die es berechtigt erscheinen lassen, uns ihr nähern zu können. Sie ist mit einer Aufforderung verbunden.Diese ist ernst zu nehmen. Die aufgetragene Nächstenliebe gilt es immer noch zu erledigen. Aber sie kann, indem wir uns von der christlichen Gottesliebe anrufen lassen,schon ein Stück Verwirklichung finden.Wie großartig ist diese Zusage,wenn sie über einem ganzen Leben steht. - Auch meinen wir, auf den Zweifel an der unserem Leben Sinn gebenden Kraft Gottes eingegangen zu sein.Denn wir hatten bei diesem Versuch, wenn von der Liebe Gottes als des Vaters zum Sohn die Rede war,insgeheim den Glauben an die Dreifaltigkeit vorausgesetzt. Diese Liebe erschien uns schon dort als die Zutat des Heiligen Geistes. Wie wichtig war die Feststellung dabei,dass die mit der Liebe sich so aufbauende Dreifaltigkeit nach unserem christlichen Verständnis einer ganz anderen Sphäre entspringt als der unserer menschlichen Beziehungen. Dennoch auch die weitere, dass ihre sinnstiftenden Beziehungen nach Auskünften der Bibel über die Gottesebenbildlichkeit die Grundlage der menschlichen bilden.Die von unseren Lieben gebildete menschliche Familie,weit entfernt,es zuzulassen, sich mit der ganz Anderen zu vermischen,ist doch der Raum,einen Widerhall für die sie begründende Gottesliebe zu erzeugen.Konfrontieren wir dieses christlich bestimmte Bild der Familie mit dem Hegels, der ihr das Prädikat göttlich zuerkennt.Über den vom Geist in ein grundlegendes Verhältnis von ihr gelegten Sinn lesen wir:Die Pietät „der Eltern gegen die Kinder ist eben von der(dieser) Rührung affiziert, das Bewusstsein seiner Wirklichkeit in einem(dem) andern zu haben und...in ihm werden zu sehen.“ Dieses andere Verhältnis ist das der Kinder gegen die Eltern. Das Bewusstsein der Wirklichkeit des Werdens des letzteren kehrt sich um in das Bewusstsein der Wirklichkeit des Schwindens des ersteren. Diese Verhältnisse haben keine Rückkehr in sich, was nach Hegel wie das Kriterium einer Sinnerfüllung angeführt wird. Die Aufführung dieser Verhältnisse ist nicht ohne die Beachtung des Verhältnisses der Geschwister.Der Bruder geht aus der geschützten Sphäre der Familie in die der ungeschützten der Welt hinaus, bei der es neben ihr noch nach Hegel die vom Menschen sich herleitende Volkszugehörigkeit gibt. Dort kann er selbstbewusste Sittlichkeit, heute würden wir sagen, autonome Verantwortlichkeit üben. Wie urteilen wir vom christlichen Standpunkt über diese ihm nahestehende philosophische Konzeption? Die Sinnvermittlung ist bei ihr gewiss ein wichtiger Punkt. Aber auch das Tun des Bruders ist in seinem natürlichen Verhältnis noch ohne Rückkehr in sich selbst. Welchen Widerhall ein solches auf der Unmittelbarkeit der natürlichen Beziehungen aufgebautes Tun finden kann, bleibt für uns noch unklar. Es hat sich mit dem Praktizieren der vom christlichen Glauben aufgetragenen Nächstenliebe zu verbinden. Erst diese Nächstenliebe, die in den natürlichen Beziehungen als Spiegelbild der im Heiligen Geist geeinten dreifaltigen Liebe verankert ist, ermöglicht für sie eine Rückkehr in sich. Erst durch Verbindung mit der Nächstenliebe kann das im natürlichen Verhältnis stehende Tun des Bruders dem Kriterium der Sinnerfüllung entsprechen. Dann ist in sein Leben von Gott ein Sinn gelegt. Wo und wie aber diese Sinnlegung geschieht, wissen wir nicht. Gewiss schon stückweise im vom Werden und Vergehen bestimmten Diesseits, wenn auch noch nicht in Vollgestalt. Da die von Christus weitergegebene Liebe grenzenlos ist, ist es uns ermöglicht, eine Jenseitshoffnung zu teilen.- Lassen wir uns dazu anstecken, die Vermächtnisse, die als im Sinne der Nachfolge Jesu verstandene uns von unseren heimgegangenen Lieben hinterlassen sind, zu übernehmen und dem Ziel näher zu bringen.

Autor:

Christoph Müller

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