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DDR-KIRCHENVERLUSTE # 29
Die verlorene Heilig-Geist-Kirche Magdeburg

Heilig-Geist-Kirche Magdeburg um 1902  | Foto: Autor unbekannt, gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107817387
  • Heilig-Geist-Kirche Magdeburg um 1902
  • Foto: Autor unbekannt, gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107817387
  • hochgeladen von Holger Zürch

In der DDR wurden bis 1988 rund 60 Kirchen auf staatlichen Druck gesprengt. Die wohl bekannteste von ihnen war die Paulinerkirche Leipzig – auch Universitätskirche St. Pauli genannt – im Jahr 1968. Die Serie erinnert an verlorene Sakralbauten in Mitteldeutschland und darüber hinaus.

Die Heilig-Geist-Kirche - auch Kirche Sankt Spiritus - war ein historisches Gotteshaus in Magdeburgs Altstadt. Es wurde 1959 gesprengt.

Geschichte
Es war in Magdeburg im Jahr 1214, als der Grundstein für den Bau der Heilige-Geist-Kapelle des zeitgleich gegründeten Hospitals gelegt wurde. Im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte gab es mehrere bauliche Erweiterungen, 1490 wurde erstmals die Heilige-Geist-Kirche erwähnt.

1524 führte Franziskanermönch Johannes Fritzhans dort die Reformation ein – das Gotteshaus war nun evangelische Pfarrkirche. 1631 beim Tilly-Angriff auf Magdeburg wurde die Kirche ein Opfer der Flammen, ihr Wiederaufbau dauerte bis 1693. Im 17. Jahrhundert war ein gewisser Heinrich Telemann deren Diakonus – er ließ 1681 dort seinen Sohn Georg Philipp Telemann taufen.

Bauwerk
Das als „äußerlich schmuckloseste aller Magdeburger Gotteshäuser“ geltende Bauwerk hatte an der Westseite einen niedrigen Kirchturm mit schlankem, zwiebelspitzförmigem Turmhelm als barocke Haube. Das Innere der Kirche wirkte überraschend weitläufig. Im Mittelschiff trug sie ein gotisches, mit Sternenmuster geschmücktes Gewölbe.

Mehrfach bot die Heilige-Geist-Kirche anderen Kirchgemeinden Asyl für Kirchgemeinden, die ihre Kirchen verloren hatten: 1806 und 1813 für Dom und St. Ulrich und 1951 für alle Innenstadtgemeinden.

Zweiter Weltkrieg und danach
Im Zweiten Weltkrieg 1945 brannte die Kirche nach Bombenangriffen aus. 1948 begann ihr Wiederaufbau als Notkirche für fünf der sechs innerstädtischen Kirchgemeinden in Magdeburg. Dieser war – trotz ausländischer Unterstützung – mühselig und musste mehrfach unterbrochen werden. Seit Pfingsten 1951 gab es dort wieder Gottesdienste.

Jedoch stand das Gotteshaus den Planern der Gestaltung Magdeburgs zur sozialistischen Bezirksstadt im Wege – und zwar im wörtlichen Sinn. Die SED-geführte Stadtspitze bewies ihre Kompromisslosigkeit und statuierte ein Exempel: Diese nach dem Krieg wiederaufgebaute Kirche wurde Ende Mai 1959 staatlicherseits gesprengt.

Noch 1957 hatte die Firma Orgelbau A. Schuster & Sohn aus Zittau eine Orgel mit 2 Manualen, Pedal und 27 Registern und elektropneumatischer Traktur in die Heilige-Geist-Kirche eingebaut.

Diese Orgel wurde vor der Sprengung der Kirche ausgebaut und dann im Dom aufgestellt, sie zog 1975 erneut um und fand in der Kirche St. Nicolai in der Neuen Neustadt ihr neues Zuhause – in reduzierter Form und ohne Orgel-Prospekt.

Jüngere Vergangenheit und Gegenwart
Heute gehört die Heilige-Geist-Gemeinde zur Kirchengemeinde Magdeburg-Altstadt und ist in der Wallonerkirche zu Hause.

An das eindrucksvolle Gotteshaus erinnert am einstigen Standort, der heutigen Straße namens Goldschmiedebrücke auf Höhe der Regierungsstraße, im Fußgängerbereich ein Bronze-Modell.

Koordinaten: 52° 7′ 45,8″ N, 11° 38′ 15,4″ O

https://de.wikipedia.org/wiki/Heilig-Geist-Kirche_(Magdeburg)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Autor:

Holger Zürch

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